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Neuer Förderwagen

Relikt der bewegten Bergbau-Historie Döhrens

Sie enthüllen die Infotafel am Förderwagen (v.li.): Stefan und Astrid Dützer, Wolfgang Fricke und Jörg Wurm. Foto: Leifeld

Sie enthüllen die Infotafel am Förderwagen (v.li.): Stefan und Astrid Dützer, Wolfgang Fricke und Jörg Wurm. Foto: Leifeld

Ein neuer Erzförderwagen in Döhren erinnert an die Vergangenheit der Erzbahn entlang des Salzgitterschen Höhenzugs zu Zeiten des Bergbaus. Kenner der Schmalspurbahnstrecke im Ort hielten sie für eine der schönsten Strecken im nördlichen Harzvorland.

Von Andrea Leifeld Freitag, 07.07.2023, 16:00 Uhr

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Döhren. Die Vergangenheit macht keine Pause. Ereignisse überwinden Grenzen und Regionen – und prägen Ortschaften und die darin lebenden Menschen. Wie wichtig jene Mitmenschen in unserer Gegenwart sind, die sich um den Erhalt der Ortsgeschichte verdient machen, zeigte jüngst ein Festakt am Heimatmuseum Döhren.

Muskel- und Maschinenkraft hatte eine emsige Gruppe um den Bergbauingenieur Stefan Dützer aus Salzgitter-Gebhardshagen eingesetzt, um einen historischen Erz-Förderwagen in der Mühlenstraße an historisch bedeutsamer Stelle aufzustellen. Die Gesamtkosten belaufen sich auf gut 1000 Euro. Ältere Döhrener mögen es noch wissen: An jener Stelle, unter der ehemaligen Erzbahnbrücke, stand über viele Jahrzehnte ein ebensolches Relikt der Bergbauvergangenheit.

Etwa vor zehn Jahren musste der Förderwagen abgebaut werden. „Er war mit dem Zahn der Zeit durchgerostet, nicht mehr sanierungsfähig und konnte auch nicht mehr instand gesetzt werden“, erinnerte Stefan Dützer. Dass auf die Grünfläche an jener Stelle wieder ein Erzwagen aufgestellt werden soll, war damals keine Frage, schilderte er. Guter Rat war in jenem Fall nicht teuer, aber es erwies sich doch als schwierig, einen solch alten, authentischen Förderwagen aufzutreiben. „Er sollte ja zumindest die gleiche Spurbreite haben, wie die Züge, die damals das Eisenerz vom Schroederstollen der Grube Georg-Friedrich bei Döhren nach Salzgitter-Voßpaß transportierten“, pochte der Bergbauingenieur Dützer als Fachmann und Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft (AG) Schroederstollen“ auf Genauigkeit.

Begeisterter Ortschronist

Jene Kontakte, die er und seine Gattin Astrid als leidenschaftliche Bergbau- und Grubenbahn-Freaks bundesweit pflegen, ließen sie fündig werden. Im Ruhrgebiet fanden die Eheleute etwas nahezu Passendes. Gut, nicht ganz: Die Spurbreite des aufgestellten Förderwagens beträgt 750 Millimeter, während die Strecke der ehemaligen Erzbahn Döhren-Salzgitter eine 780 Millimeter Spurbreite hatte – doch konnten alle Protagonisten über diese, optisch kaum wahrnehmbare Unkorrektheit hinwegsehen.

Groß war die Begeisterung beim Döhrener Ortschronisten Wolfgang Fricke. Erst im vergangenen Jahr hatte er den Bildband „Die Erzbahn entlang des Salzgitterschen Höhenzugs“ herausgebracht, der bundesweit bei Grubenbahnfreunden für Aufsehen sorgte. Seine Kindheit verbrachte der heute 73-Jährige – ebenso wie viele andere Döhrener Bürger – direkt an der Erzbahn und unter jener legendären, 100 Meter langen Eisenbahnbrücke, die viele Häuser an der Mühlenstraße, am Hellebach und dem Fortunaweg überspannte und wo die schweren Erzzüge direkt über die Dächer der Ortschaft hinwegdonnerten. Fricke steuerte auch die Fakten auf der angebrachten Informationstafel samt Bildmaterial bei.

Es sei müßig darüber zu philosophieren „was wäre, wenn diese Brücke heute noch stehen würde“, hielt er fest. „Jene, die sie kannten, sagten, es war die schönste Schmalspurbahn-Strecke im nördlichen Harzvorland“, bestätigte Dützer. Doch die Verantwortlichen der Erzbahn entschieden sich gegen den Erhalt der Bahnstrecke: Als die Bergbau-Ära auf der Grube Georg-Friedrich im April 1968 endete, schloss sich umgehend der Rückbau der Gleise, inklusive des Abbruchs aller Brücken an. Bereits 1969 waren die Abrissarbeiten beendet.

Hintergründe

Mit dem Bau des Schroederstollens (Grube Georg-Friedrich) im Jahre 1925 führte der Transport des dort abgebauten Eisenerzes auf einer 14,7 Kilometer langen Schmalspurstrecke von Klein Döhren zur Erzsieberei nach Salzgitter-Calbecht. 1940 wurde die Einrichtung in Calbecht zugunsten einer neu gebauten Verladestation in Salzgitter-Voßpaß (Salzgitter-Bad) geschlossen. Dort wurde das Erz für den Transport zur Ilseder Hütte auf Reichsbahnzüge umgeladen. Die Strecke der Erzbahn Döhren-Salzgitter umfasste sieben Brücken. 1968, mit dem Ende der Bergbautätigkeit, wurde die Bahnstecke binnen eines Jahres rückgebaut und die Brücken abgerissen.

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