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Radau-Wasserfall: Bad Harzburgs „Aushängeschild“ ist besitzerlos

Blick von der Aussichtsplattform des Radau-Wasserfalls auf die Gaststätte von Adina Pages. Der Weg am Zulauf ist aktuell aus Sicherheitsgründen gesperrt. Fotos: Exner

Blick von der Aussichtsplattform des Radau-Wasserfalls auf die Gaststätte von Adina Pages. Der Weg am Zulauf ist aktuell aus Sicherheitsgründen gesperrt. Fotos: Exner

Für den Erhalt des Radau-Wasserfalls bei Bad Harzburg soll ein Verein gegründet werden. Denn obwohl das Bauwerk der Stadt in 165 Jahren schon viel gebracht hat, fühlt sich niemand Offizielles dafür verantwortlich. Warum das so ist.

Von Christoph Exner Freitag, 02.02.2024, 12:00 Uhr

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Bad Harzburg. Der Hilferuf der Bad Harzburger Wirtin Adina Pages, die sich Unterstützung bei der Pflege des Radau-Wasserfalls erhofft (die GZ berichtete), hat nach längerer Zeit mal wieder die Debatte darüber eröffnet, wer eigentlich für das Bauwerk zuständig ist. Über Jahrzehnte hat sich die Familie Pages um dessen Erhalt gekümmert, auch wenn es ihr nie gehörte. Sie betreibt seit Ende der 1930er Jahre die Gaststätte am Fuß des Wasserfalls. Mittlerweile ist Pages aber nur noch allein und braucht deshalb weitere Hände, die beim Entfernen von Ästen, Blättern und Steinen aus dem Zulauf und dem Auffangbecken mit anpacken. Sie möchte möglichst sogar einen Verein gründen. Dazu lädt Pages Interessierte am Samstag, 10. Februar, ab 10 Uhr zum Mitbring-Brunch in ihre Gaststätte ein, schreibt sie auf ihrer Facebookseite.

Der Radau-Wasserfall ist kein natürliches, sondern ein künstlich geschaffenes Gebilde, errichtet vor 165 Jahren. Im Laufe der Zeit wurde zwar immer wieder mal an ihm gearbeitet, allerdings stets auf freiwilliger Basis. Denn niemand möchte den Wasserfall sein Eigen nennen.

Wege, Wasser, Werbung

Aber gibt es wirklich niemanden, der sich aufgrund seiner Zuständigkeiten oder Interessen als Besitzer definieren könnte? Die Kur-, Tourismus- und Wirtschaftsbetriebe (KTW) beispielsweise? Sie haben die Anlage vor vielen Jahren mal renoviert und mit ihr lässt es sich zudem prima für Bad Harzburg werben. Für die Pflege des Wasserfalls zuständig fühlen sich die KTW aber ebenso wenig wie die Stadt Bad Harzburg.

Und der Unterhaltungsverband Oker? Dessen Aufgabe ist es doch schließlich, dafür zu sorgen, das Gewässer schadlos abfließen können. Und im Zulauf des Wasserfalls, einem künstlich angelegten Seitenarm der Radau, bilden sich auf natürliche Weise regelmäßig Dämme. Doch genau da liegt der Hase im Pfeffer: Für ein künstliches Bauwerk wie den Wasserfall sei der Unterhaltungsverband nicht verantwortlich, erklärt Gewässerschaubeauftragter Christof Schneidereit. Er hat sowohl für den Verband als auch die Stadt ein Auge auf mehrere Kilometer Flusslauf in der Stadt. Sein Zuständigkeitsbereich ende aber ohnehin in Höhe der Werkstatt des Autohauses Bathauer, also kurz hinter dem südlichen Ortsausgang Bad Harzburgs, sagt Schneidereit.

Und der Harzklub? Er hat sich schließlich die Pflege der Waldwege rund um Bad Harzburg auf die Fahnen geschrieben. Und neben dem Wasserfall-Zulauf gibt es einen solchen. Für den sieht sich der Harzklub-Zweigverein Bad Harzburg aber nicht mehr zuständig, wie Vorsitzender Uwe Siebels auf Nachfrage sagt. Gepflegt worden sei bislang lediglich der Philosophenweg, der aber am Wasserfall endet. „Alles, was darüber hinausgeht, da haben wir uns bislang zurückgehalten“, sagt Siebels. Schließlich habe sich ja auch seit Jahrzehnten die Familie Pages um alles gekümmert.

Der Weg neben dem Zulauf konnte, so wie auch der Zulauf selbst und die Aussichtsplattform oberhalb des Wasserfalls, zuletzt im Jahr 2007 dank einer großzügigen Spende der Bad-Harzburg-Stiftung saniert werden. Über die Jahre hinweg haben Wind und Wetter ihn allerdings schmaler werden lassen. Aus dem Zulauf übertretendes Wasser hat ihm ebenfalls zugesetzt, hat ihn unterspült und Furchen in ihm gebildet. Darüber hinaus fallen immer mal wieder Bäume um, die den Weg treffen oder im Zulauf landen.

Die Landesforsten haben den Wanderweg am Zulauf aus Sicherheitsgründen gesperrt. Foto: Exner

Die Landesforsten haben den Wanderweg am Zulauf aus Sicherheitsgründen gesperrt. Foto: Exner

Einen Zaun zu errichten, der vom Hang oberhalb des Zulaufs herabrutschende Äste und Steine aufhalten könnte, sei aber wohl zu aufwendig. So lautet eine der Erkenntnisse eines vor Kurzem stattgefundenen Treffens zwischen Harzklub und Landesforsten. Letzteren gehört das Gelände rund um den Wasserfall, das Bauwerk selbst aber nicht.

„Kulturerbeverdächtig“

Aufgrund der entstandenen Schäden wurde der Weg am Zulauf mittlerweile vorsorglich gesperrt. Flatterband, das gezogen wurde, hat sich zwar schon wieder losgerissen, aber Schilder weisen auf die Sperrung hin.

„Das ist aus Sicherheitsgründen schon die richtige Entscheidung“, findet Harzklub-Vorsitzender Siebels. Für ihn wäre es wünschenswert, wenn die Initiative von Adina Pages Erfolg haben und am Weg und am Wasserfall etwas passieren würde. „Er ist schließlich ein Aushängeschild für Bad Harzburg und fast schon kulturerbeverdächtig“, findet der Harzklub-Vorsitzende.

 

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