Nach Pony-Attacke in Harzgerode: Jugendheim weist Vorwürfe zurück

Das Pony Foxy wurde nur ein Jahr alt. Nach einer Attacke mit einer Axt hatte es so schwere Verletzungen, dass es eingeschläfert werden musste. Foto: Privat
Nach den schrecklichen Gewalttaten von Jugendlichen aus einem Heim in Harzgerode, äußert sich nun der Betreiber der Einrichtung. Er weist eigene Versäumnisse mehrheitlich zurück und blickt stattdessen auf die Erfolge.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Harzgerode. Nach den Gewalttaten in Harzgerode im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt, die mutmaßlich von Jugendlichen aus einem Heim verübt worden sein sollen, hat der Betreiber der Einrichtung eigene Versäumnisse mehrheitlich zurückgewiesen. Laut einer schriftlichen Stellungnahme, die dem MDR Sachsen-Anhalt vorliegt, seien die Jugendlichen dem Jugendhilfe-Verein vorher nicht als Straftäter bekannt gewesen.
Allerdings könne es vorkommen, dass Straftaten bei den Jugendämtern nicht bekannt seien oder sogar verschwiegen würden, um eine Vermittlung der Jugendlichen an Jugendhilfe-Vereine nicht zu gefährden. Zuerst hatte die Mitteldeutsche Zeitung darüber berichtet.
Das ist passiert
Drei Jugendliche, zwei 15-Jährige und ein 16-Jähriger, aus einem Wohnheim in Harzgerode sollen 14 Straftaten in drei Nächten begangen haben. Das Trio soll unter anderem ein Pony mit einer Axt so schwere Schnittverletzungen zugefügt haben, dass es eingeschläfert werden musste. Darüber hinaus wurde laut Polizei ein Mann mit einem Pflasterstein angegriffen. Auch hätten die Jugendlichen Autos demoliert, Scheiben von Gebäuden eingeworfen, Kriegsgräber geschändet und Verkehrsschilder beschädigt. Als Reaktion darauf schloss die Einrichtung, an der es von Anfang an Zweifel gegeben hatte.
Die 14 Straftaten sollen zwischen dem 26. Oktober und dem 1. November verübt worden sein. Die drei Jugendlichen leben nach Angaben der Polizei nicht mehr in der Jugendeinrichtung in Harzgerode. Sie seien in andere Bundesländer gebracht worden, teilte ein Sprecher der Polizei mit.
Verein verweist auf seine Erfolge
Laut der Betriebserlaubnis, die das Heim inzwischen zurückgegeben hat, durften keine zuvor straffälligen Jugendlichen aufgenommen werden. Daran habe sich der Verein gehalten und verwies sogar auf seine Erfolge: Von 35 Jugendlichen, die seit Mitte 2019 untergebracht waren, habe rund ein Drittel während des Aufenthalts oder danach „die Kurve gekriegt“, heißt es. Der Verein und die Mitarbeiter seien darauf angewiesen, durch Überzeugung auf die jungen Menschen einzuwirken und nicht durch Sanktionen. Es habe täglich Gespräche mit den Jugendlichen gegeben, auch wöchentlich eine Gruppensitzung mit erfahrenen und qualifizierten Mitarbeitern im Heim.
Der gemeinnützige Verein „Pasapa Mensch und Beruf e.V.“ betreibt in Harzgerode bislang ein Wohnheim für verhaltensauffällige Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet. Er ist seit Mitte 2016 aktiv und als freier Träger der Jugendhilfe anerkannt. Der Verein will trotz der Rückgabe seiner Betriebserlaubnis zum 20. Dezember in Harzgerode bleiben.
sek/red/dpa