Liebenburg: Mehr Arbeitsplätze im Rathaus durch neuen Rettungsweg

Bürgermeister Alf Hesse blickt vom Rathausbalkon in seine Gemeinde: Unten ist das Podest zu erkennen, von dem aus die Feuerwehr im Rettungsfall die Leiter anstellen kann. Dahinter steht der Bagger, der noch das Umfeld anpassen wird. Foto: Gereke
Die Meisterschale könnte kommen: Das Rathaus der Gemeinde Liebenburg verfügt nun über einen Balkon, von dem aus die Trophäe den Fans präsentiert werden könnte. Erfüllen soll er aber viel weniger diese Aufgaben, sondern er soll der Sicherheit dienen.
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Liebenburg. Das Rathaus der Gemeinde verfügt nun über einen Balkon. Er ist Teil eines zweiten Rettungswegs für Rathausbedienstete aus dem Dachgeschoss des Gebäudes. Seit Jahren war das Dachgeschoss des Liebenburger Rathauses aus Brandschutzgründen teilweise ungenutzt. Zusammen mit einem Podest aus Edelstahl im Hang am Fuße des Rathauses ermöglicht es nun eine Evakuierung über Steckleitern.
Genau dieser zweite Rettungsweg für den Notfall fehlte bislang, gleichzeitig schränkten Vorgaben des Denkmalschutzes die baulichen Möglichkeiten ein. Und zu allem Überfluss befinden sich die Büros unterm Dach in einer Höhe, aus der die Feuerwehr der Gemeinde mit ihren Steckleitern niemanden evakuieren könnte.
Denkmalschutz im Blick
„In Absprache mit den Denkmalschutzbehörden haben wir an der Westseite des Rathauses unterhalb des Bauhofgrundstücks ein Podest errichten lassen. Von dort aus ist den Einsatzkräften der Feuerwehr dann das Anleitern möglich, denn die zu überbrückende Höhe beträgt von dort weniger als sieben Meter“, erklärt Bürgermeister Alf Hesse. Sieben Meter Höhe sind nämlich das Maximalmaß, das mit dem Steckleitersystem der Feuerwehr erreicht werden kann.

Am Podest vorbei geht der Blick die Rathausfassade empor: Oben am Dachgeschoss ist am Gelände der entstandene Balkon zu erkennen, der zum neuen Fluchtweg gehört. Foto: Gereke
Damit die Evakuierung auf diesem Weg möglichst problemlos möglich ist, war auch am Gebäude eine minimale bauliche Veränderung erforderlich: In Richtung Westen entstand an einer Gaube mit vier Fenstern der kleine Balkon. „Die beiden mittleren Fenster sind zu bodentiefen Fenstern umgebaut worden – mit einem Minibalkon davor. An den kann die Feuerwehr die Leiter anstellen. Zu Evakuierende können ihn im Notfall betreten, um von dort auf die Leiter und in Sicherheit zu klettern“, so Hesse. Die Denkmalschützer – das Rathaus gilt als überregional bedeutendes Baudenkmal – hat für diese Lösung grünes Licht gegeben, denn die historische Fassade bleibt unberührt. Und wie der Name Minibalkon schon verrät, wird dort auch kein Platz für eine Meisterfeier sein. Die Kosten für den Bau des zweiten Rettungswegs belaufen sich auf rund 70.000 Euro.
Bis zu sechs Mitarbeiter
Weniger genutzt wurde das Dachgeschoss zuvor, weil durch Personalabbau weniger Büros benötigt worden waren – zuletzt nach Auflösung des alten Hauptamtes 2010/2011. Ende 2022 waren dort nur noch zwei Arbeitsplätze in regelmäßiger Nutzung – mit besonderen Schutzmaßnahmen. „Dort durften Mitarbeiter nur nach Einweisung in die Nutzung sogenannter Fluchthauben sitzen, die oben bereitliegen. Das sind sozusagen ,Atemschutzmasken‘, die man sich einfach über den Kopf zieht, damit eine Flucht durchs Treppenhaus möglich ist, ohne schädliche Rauchgase einzuatmen“, sagt Hesse.
Aber die Zeiten ändern sich: Das Obergeschoss belegen wird das im vergangenen Jahr eingeführte neue vierte Amt, das neue „Hauptamt“ – offizieller Name ist: Amt für Innere Dienste. Denn zum 1. Januar 2023 kehrte die Gemeindeverwaltung wieder zu ihrer Vier-Ämter-Struktur zurück, die es schon einmal gegeben hatte. In der jüngeren Vergangenheit immer weiter zunehmende Aufgabenbereiche hatten zu der Ansicht geführt, dass eine Verwaltungsführung mit vier Ämtern praktikabler sei. Hesse: „Und eine leistungsfähigere Verwaltung kommt auch immer dem Bürger zugute.“
„Wie der Name ,Innere Dienste‘ schon vermuten lässt, ist es das Amt mit dem geringsten Publikumsverkehr“, fügt Hesse an. Deshalb wird es im Dachgeschoss angesiedelt, wo trotz der neuen Rettungsmöglichkeit sich nicht zu viele Personen dauerhaft aufhalten sollten. „In der Baugenehmigung von Anfang der 1970er Jahre waren neun Arbeitsplätze genehmigt. So viele werden es nicht werden, denn das wäre nach heutigen Maßstäben für Arbeitsplätze viel zu eng“, sagt Hesse. Künftig sollen im Dachgeschoss bis zu sechs Mitarbeiter untergebracht werden können.