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Weg für Investitionen frei

Landschaftsschutz light für neues „Naturhotel“ in Hahnenklee

Dort, wo die Ruine des Hotels „Waldgarten“ steht, soll in Hahnenklee ein Viersterne-Naturhotel gebaut werden. Archivfoto: Heine

Dort, wo die Ruine des Hotels „Waldgarten“ steht, soll in Hahnenklee ein Viersterne-Naturhotel gebaut werden. Archivfoto: Heine

Der Kreistag ermöglicht zwei Investitionen in Hahnenklee, indem er Flächen aus dem Landschaftsschutz entlassen hat. In einem Fall haben sich die Grünen quergestellt, die mit der SPD eine Mehrheit bilden. Das Vorhaben kann dennoch realisiert werden.

Von Oliver Stade Mittwoch, 12.10.2022, 15:00 Uhr

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Goslar. Es kommt nicht häufig vor, dass sich die Grünen im Kreistag gegen ihren Zählgemeinschaftspartner SPD stellen. Der ungewohnte Widerstand am Montag blieb aber folgenlos, weil etwa die CDU dafür stimmte, Flächen aus dem Landschaftsschutzgebiet zu entlassen, um in Hahnenklee ein „Naturhotel“ zu bauen. Der Landschaftsschutz wird außerdem für eine zweite Sommerrodelbahn aufgeweicht.

Grüner als die Grünen trat Detlef Vollheyde von der Bürgerliste/WGL auf, als es um die Pläne zum Bau des Viersterne-Hauses „Naturhotels Waldgarten“ der Hotelier-Familie Prien aus Goslar ging, das an der Lautenberger Straße in Hahnenklee entstehen soll. Dafür weicht eine Bauruine, aber es müssen Flächen aus dem Landschaftsschutz entlassen werden. Vollheyde sagte: „Global reden wir von Klimawandel, davon Wald und Moore zu schützen, regional ist das alles aber völlig egal.“ Der Umweltschutz sei wieder nur zweiter Sieger. „So darf es nicht weitergehen“, sagte Vollheyde weiter und fragte, „warum der Mut fehlt“, Natureingriffe zu verhindern.

Kritik an Rodel-Investor

Auch Rüdiger Wohltmann (Die Linke) beklagte den Natureingriff. Von Sitzung zu Sitzung werde das Landschaftsschutzgebiet so zerstückelt, „wie ein Investor es gerade will“. Dabei wäre es „ohne Probleme möglich, das Gebäude so zu drehen, dass das Landschaftsschutzgebiet nicht angeknabbert wird“. Für die Grünen relativierte Fraktionssprecher Mathias Schlawitz den Eingriff in die Natur, wenngleich seine Fraktion gegen den Natureingriff stimmte. „Dieses Projekt arbeitet eine Altlast auf“, sagte er. Auch er beklagte, dass „eine Drehung“ des Gebäudes den Natureingriff verhindern würde. Schlawitz sagte aber auch: „Hier wird ökologisch gebaut, und es gibt Ersatzleistungen.“ Von einem „Kahlschlag“ könne keine Rede sein.

Beim zweiten Projekt, das den Landschaftsschutz beeinträchtigt, einer weiteren Sommerrodelbahn auf dem Bocksberg, kritisierte Rüdiger Wohltmann den Investor. Über das Vorhaben von Heiko Rataj sagte er: „Wir halten das nicht für in Ordnung und den Investor für nicht verlässlich, weil er in diesem Bereich nicht sauber gearbeitet und gebaut hat, was nicht genehmigt war.“ Das wolle er nun erst im Gegenzug für seine neuerliche Investition abreißen lassen.

Die Grünen kündigten in diesem Fall indes ihre Zustimmung an.Dr. Friedhart Knolle, Vorsitzender des Umweltausschusses, begründete die Haltung der Fraktion. Durch den vereinbarten Rückbau von Anlagen „haben wir eine besondere Situation“.

Grüner Naturschutz

Knolle sagte weiter: „Die Ökobilanz passt für unsere Gruppe.“ Naturschutz sei die Kunst des Machbaren. Man solle angesichts vieler Entlassungen von Flächen aus dem Naturschutz „mal nachdenken, das Landschaftsschutzgesetz im Westharz zu erweitern“.

Dem Bau einer zweiten Sommerrodelbahn am Bocksberg stimmte der Kreistag Goslar gegen Stimmen von Linke und Bürgerliste/WGL zu; das Hahnenkleer Hotelvorhaben fand eine Mehrheit gegen die Stimmen von Grünen, Linke, Bürgerliste sowie des CDU-Abgeordneten Hans-Peter Dreß.

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