Kurbetriebsgesellschaft schaut Vermietern auf die Finger

Holger Ahrens (li.) und Jörg Deparade sind die neuen Kontrolleure für den Gästebeitrag. Sie arbeiten Marion Schmidt (2.v.li.) und Carolin Grabe von der Kurbetriebsgesellschaft zu. Foto: Knoke
Die Kurbetriebsgesellschaft hat zwei neue Mitarbeiter zur Kontrolle der Gästebeiträge eingestellt. Dabei handelt es sich aber nicht um Geldeintreiber, die mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend laufen. Stattdessen sollen sie auch aufklären.
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Oberharz. Mit Holger Ahrens und Jörg Deparade hat die Kurbetriebsgesellschaft (KBG) seit Anfang April zwei neue Mitarbeiter. Die beiden kontrollieren ausschließlich, ob Touristen ordnungsgemäß eine Gästekarte mit sich führen und somit ihren Beitrag gezahlt haben. Die beiden berichten, wie ihr Arbeitsalltag aussieht und wie ihre Kontrollen bisher bei den Urlaubern und Vermietern angekommen sind.
Der Gästebeitrag hieß bis vor einigen Jahren noch Kurbeitrag. Er muss von jedem gezahlt werden, der keinen Erst- oder Zweitwohnsitz in der Berg- und Universitätsstadt hat und sich über Nacht für Erholungszwecke hier aufhält. Die Wohnungsgeber sind laut KBG verpflichtet, jedem Übernachtungsgast eine Gästekarte zu besorgen – egal, ob er im Hotel, in der Jugendherberge oder in der Ferienwohnung nächtigt. Theoretisch müsste sogar jeder diesen Beitrag zahlen, der privat bei jemandem auf dem Sofa schläft und nicht von hier kommt. Gästekarten gibt es auch in den Tourist-Informationen.
Kein willkürlicher Betrag von der Kurbetriebsgesellschaft
Erwachsene zahlen nach Angaben der KBG einen Gästebeitrag in Höhe von 2,79 Euro pro Übernachtung, für Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren kostet er1,88 Euro. Die jüngsten Besucher unter sechs Jahre müssen noch keinen Gästebeitrag zahlen. Kurdirektorin Bettina Beimel betont, dass sich die KBG diesen Betrag nicht willkürlich ausgedacht habe. Ein externes Unternehmen habe die Summe berechnet, die den Aufwand für den Fremdenverkehr decken soll. Die Politik habe der Summe zugestimmt und sie für ein Jahr festgelegt.
Holger Ahrens (64) wäre jetzt bald eigentlich Rentner. Früher hat er schon mal bei der Kurbetriebsgesellschaft gearbeitet und war Chef des Altenauer Hallen- und Wellenbades. Vor etwa 20 Jahren ist Ahrens dann zu den Stadtwerken nach Clausthal-Zellerfeld gewechselt, um dort das Hallen- und Freizeitbad zu leiten. Jörg Deparade (44) wollte sich beruflich neu orientieren, er kommt eigentlich aus dem technischen Bereich. Vor gut zwei Jahren hat er in Altenau eine neue Heimat gefunden und ist ohnehin viel durch den Ort gelaufen – jetzt kann er das weiterhin tun und gleichzeitig Gästekarten kontrollieren.
Eine mühselige Arbeit für die Kontrolleure
Die beiden haben sich die Bereiche aufgeteilt: Während Ahrens vornehmlich in Schulenberg, Buntenbock und Clausthal-Zellerfeld unterwegs ist, liegt Deparades Augenmerk auf Altenau. Durch den Ferienpark Glockenberg mit 1200 Wohnungen sei das ganz schön mühselig. Sie würden aber nicht nur an Unterkünften klingeln, sondern auch Leute auf der Straße nach ihren Gästekarten fragen.
Ahrens sagt, dass sich er und sein Kollege nicht veralbern lassen würden. Wenn sie Touristen in den Unterkünften aufsuchen, achten sie beispielsweise auch auf Kinderschuhe, die ja zeigen würden, dass Minderjährige im Haus sind, die eventuell auch einen Beitrag zahlen müssen. Bei ihren Kontrollbesuchen haben die neuen Mitarbeiter der KBG auch gleich einen Antrag für die Gästekarte dabei – falls jemand noch keine hat. Die Daten werden zudem an die Tourist-Informationen weitergegeben. Es soll im Auge behalten werden, ob die Urlauber sich noch eine Karte abholen. Ahrens und Deparade arbeiten dabei Marion Schmidt und Carolin Grabe von der Kurbetriebsgesellschaft zu. Wenn sich wiederholt geweigert werde, den Gästebeitrag zu zahlen, könne schon mal ein Ordnungswidrigkeitenverfahren drohen.
Lob von Vermietern: „Es geht um Fairness“
Früher habe es bereits solche Gästebeitragskontrolleure bei der KBG gegeben. Dann hätten andere Mitarbeiter das mitgemacht, die aber eigentlich andere Aufgaben zu erledigen hätten. Also seien die Kontrollen nur sehr sporadisch gewesen, sagt Kurdirektorin Beimel. Das solle sich von nun an ändern. „Es geht um Fairness“, erklärt Katharina Dundler, Team-Leiterin der Tourist-Informationen. Wenn Urlauber A den Gästebeitrag zahlt, dann wäre es für ihn nur gerecht, wenn Urlauber B das auch muss. Dass es neue Kontrolleure gibt, hat sich mittlerweile schon bei den touristischen Leistungsträgern im Ort herumgesprochen. Die Rückmeldungen für die beiden seien aber durch die Bank positiv. „Wir haben noch keine hinter die Ohren bekommen“, meint Ahrens. Viele Vermieter seien hingegen dankbar für die Kontrollen.
Dundler sagt, dass die beiden nicht wie Geldeintreiber mit dem erhobenen Zeigefinger durch die Orte ziehen würden. Sie sollen viel mehr „Brückenbauer“ sein, zwischen den Urlaubern und Dienstleistern vermitteln und allen voran über den Gästebeitrag aufklären. Viele wüssten nämlich nicht, dass damit Vergünstigungen einhergingen. So gebe es zum Beispiel Preisnachlässe für die Therme, für das Besucherbergwerk des 19-Lachter-Stollens oder beim Erwerb der Angelkarte für die Oberharzer Teiche.