Kinderschutzbund Braunlage: Busfahrplan ist Standortnachteil

Cordula Dähne-Torkler auf dem ehemaligen Skaterplatz: Die Umsetzung des Bereichs in eine Jugendanlage ist ein wichtiges Anliegen, das der Kinderschutzbund federführend mit vielen Vereinen verfolgt. Foto: Eggers
Im GZ-Interview kritisiert die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Braunlage, Cordula Dähne-Torkler, die schleppende Umsetzung der Umgestaltung des Skaterplatzes zu einer multifunktionalen Jugendanlage sowie die Busverbindungen in der Hochharzstadt.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Braunlage. Der Kinderschutzbund Braunlage beklagt seit Jahren den großen Unterschied zwischen dem Angebot für Kinder und Jugendlichen in den Städten und auf dem Land. Mehrfach hat Vorsitzende Cordula Dähne-Torkler dabei auch den Kontakt zu den Kommunalpolitikern in Braunlage gesucht. GZ-Redakteur Michael Eggers sprach mit der 49-Jährigen über die Jugendarbeit in der Stadt Braunlage.
Der Kinderschutzbund hat federführend die konzeptionelle Arbeit mit Unterstützung von Wurmbergschule und Braunlager Vereinen gemacht. Die Stadtverwaltung ist Träger des Projektes. Zur besseren Finanzierung wurde das Projekt, das zu einem sehr großen Teil aus Fördermitteln finanziert wird, von der Stadtverwaltung in drei Abschnitte unterteilt. Der erste ist bereits umgesetzt, der zweite ist kurz vor der Fertigstellung und der dritte Abschnitt mit der Skateranlage ist wegen des hohen Finanzvolumens der herausforderndste, aber auch schon in konkreter Planung. Hinzu kommen die vom Kinderschutzbund selbst die mit Hilfe von Spenden finanzierten weiteren Sportgeräte.
Ja, wir hätten uns natürlich gewünscht, dass es schneller geht, und haben auch immer darauf gedrungen, dass es zügig umgesetzt wird. Aber die Rahmenbedingungen mit Fördermitteln und knappen personellen Ressourcen sind komplexer als wir zunächst gedacht haben. Dennoch halten wir es heute mehr denn je für erforderlich, dass die Interessen von Kindern und Jugendlichen zur Priorität der städtischen und kommunalpolitischen Arbeit werden.
Die Rückmeldungen sind gut, und immer dann, wenn ich vor Ort bin, beobachte ich Jugendliche aus dem Ort und aus der nahen Jugendherberge, wie sie die Geräte nutzen. Und auch die Vereine der Stadt nutzen den Platz regelmäßig für ihre Nachwuchsarbeit.
Das ist richtig, das kritisieren wir ja auch schon seit Jahren. Im Unterschied zu Braunschweig, Hannover und dem Umland beispielsweise, wo sich die Jugendlichen einfach in die U- oder Straßenbahn setzen können, um beispielsweise zum Training zu fahren, müssen bei uns die Eltern mit dem Auto einspringen. Das ist natürlich nicht immer einfach und manchmal auch gar nicht möglich, sodass vielen Kindern diese Möglichkeiten der Talententwicklung und -förderung vorenthalten bleiben.
Wir brauchen einfach dringend bessere Verbindungen in die umliegenden Orte auch über die Ländergrenzen hinweg. Selbstständige Mobilität ist für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtig. Und das betrifft nicht nur die Vereinsangebote. Die Kinder und Jugendlichen, die hier zusammen in die Schule gehen, haben beispielsweise große Probleme, sich nachmittags und abends privat zu treffen, wenn sie kein Elterntaxi in Anspruch nehmen können.
Meines Erachtens muss man erst einmal attraktive Angebote schaffen, um die Nachfrage zu erzeugen. Die Braunlager müssen auch die Erfahrung machen, den Öffentlichen Personennahverkehr verlässlich nutzen und das Auto stehen lassen zu können. Diese schlechten Busverbindungen sind auch ein klarer Standortnachteil, wenn es darum geht, Braunlage, St. Andreasberg und Hohegeiß als Wohnort attraktiv für junge Familien zu machen.
Dass sie das Problem erkennen und bei ihrer Arbeit thematisieren. Wir haben bereits Gespräche über die Teilhabe-Chancen von Kindern und Jugendlichen in ländlichen Gebieten mit Bundes- und Landtagsabgeordneten geführt und dabei ganz klar von einer Benachteiligung von Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum gesprochen. Deswegen ist es auch wichtig, dass in Braunlage die Angebote optimiert werden. Ich meine damit einen Jugendraum oder -club sowie einen Jugendpfleger, aber auch attraktive Kinderspielplätze.
Sie haben uns in unserem Anliegen gestärkt und uns aufgefordert, weiter beharrlich und laut zu sein. Durch unser „Laut sein“ hat auch der Landesverband des Kinderschutzbundes in Hannover das Thema aufgenommen und zum Beispiel mit dem Jugendrat eine Umfrage unter Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse bestätigen unsere Einschätzung.
Hintergrund
Cordula Dähne-Torkler, die Vorsitzende des Kinderschutzbunds, beantwortet zudem die Frage über die Aufgaben des Ortsverbands Braunlage: „Wir engagieren uns für die Umsetzung einer kinder- und jugendfreundlichen Gesellschaft, haben die Aufgabe die geistige, psychische, soziale und körperliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen zu fördern, setzen uns ein für den Schutz vor Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt. Um diese Ziele erfüllen zu können, arbeiten wir mit Politik, Verwaltung, Schulen und anderen Vereinen zusammen.
Zudem bieten wir eigene Veranstaltungen wie zum Beispiel Spielzeugbörse und Ferienpassaktionen an und betreiben den Second-Hand-Laden. Gerade diese Veranstaltungen und Einrichtungen sind wesentliche Bausteine unserer Arbeit, weil wir so selbst ganz konkret auf Kinder und Jugendliche eingehen können und als Ortsverband sichtbar werden. Das alles funktioniert aber seit Jahren nur, weil wir engagierte Mitglieder haben und ein noch funktionierendes Netzwerk an Interessierten.
Gleichzeitig sind wir in verschiedenen regionalen Arbeitsgruppen aktiv, wie als Partner in der lokalen Aktionsgruppe der Leader-Region Westharz, um die Interessen der Kinder, Jugendlichen und Familien mitzuvertreten. In diesem Zusammenhang haben wir auch die Forderung nach einem Jugendraum oder Jugendclub und einem Jugendpfleger formuliert.“
Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.