Kein zweiter Kinderarzt für Bad Harzburg

Ein Arzt untersucht ein Kind. Insbesondere Zugezogene hätten es schwer, bei der Harzburger Kinderarztpraxis noch aufgenommen zu werden. Symbolbild: Sebastian Gollnow/dpa
Der Kinderarzt in Bad Harzburg ist ausgelastet, mehr als 100 kleine Patienten stehen auf der Warteliste. Damit eine weitere Arztstelle ausgeschrieben werden kann, müsste der Versorgungsgrad sinken oder die ansässigen Ärzte einen Sonderbedarf anmelden.
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Bad Harzburg. Auf dem Papier betrachtet ist der Landkreis Goslar überversorgt, was die medizinische Versorgung von Kindern angeht. Sechs Kinderärzte und -Ärztinnen gibt es – drei von ihnen praktizieren in der Kaiserstadt, einer in deren Ortsteil Oker, einer in Clausthal-Zellerfeld und einer in Bad Harzburg. Gerade noch genug, gemessen an der Einwohnerzahl. So zumindest in der Theorie. Tatsächlich allerdings sieht es anders aus: Allein in der Kurstadt bräuchte es offenkundig dringend einen zweiten Kinderarzt. Damit das passiert, wäre allerdings die Mithilfe der Mediziner nötig.
Den Versorgungsengpass gespürt hat jetzt unter anderem ein Neu-Bad-Harzburger, der vor Kurzem aus Norddeutschland zugezogen ist. Insbesondere jene Zuzügler hätten es extrem schwer, bei der hiesigen Kinderarztpraxis – betrieben von Dr. Carsten Queißer – noch aufgenommen zu werden, berichtet der Bad Harzburger gegenüber unserer Zeitung.

Dr. Carsten Queißer ist aktuell der einzige Kinderarzt in Bad Harzburg. Foto: Fricke
Lange Warteliste
Nach gesicherten GZ-Informationen werden Eltern dort gebeten, auf die Praxen in Goslar und Oker auszuweichen. In der Bad Harzburger Praxis gibt es eine Warteliste, auf der mehr als 100 Personen stehen. Kinderarzt Dr. Queißer selbst hatte diesbezüglich auf Nachfrage in seiner Praxis bis Redaktionsschluss keine Zeit für eine Stellungnahme.
Wie ließe sich dieses Problem lösen? Ob eine weitere Kinderarztstelle in einem Landkreis beziehungsweise einer Stadt geschaffen werden kann, entscheidet ein Ausschuss bestehend aus Ärzten und Krankenkassen. Dabei orientiert sich dieser am sogenannten Versorgungsgrad, also daran, wie viele Ärzte im Planungsbereich für eine bestimmte Bevölkerungsanzahl zur Verfügung stehen.
Zur Ermittlung dieses Versorgungsgrads wird regelmäßig eine Bedarfsplanung durchgeführt. Für die einzelnen Arztgruppen gibt es dabei unterschiedlich große Planungsbereiche. Hausärzte werden kleinräumiger, spezialisierte Fachärzte großflächiger beplant. Je spezialisierter der Arzt, umso größer ist der Planungsbereich.
Ärzte sind gefragt
Im Kreis Goslar liegt der Versorgungsgrad gegenwärtig und seit Sommer unverändert bei 110,9 Prozent. Erst, wenn er unter 110 Prozent fällt, wird eine weitere Stelle ausgeschrieben, erklärt die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) auf Nachfrage. Haben Praxen trotz dieser theoretischen Überversorgung keine Zeit und Kapazität mehr, neue Patienten aufzunehmen, könne ein sogenannter Sonderbedarf angemeldet werden – dann könne unabhängig vom Versorgungsgrad eine zusätzliche Stelle ausgeschrieben werden, erklärt die KVN weiter. Dafür müssten ausgelastete Ärzte aber von sich aus den Bedarf anmelden – und es müssten alle anderen Ärzte im Planungsbereich der Schaffung einer weiteren Stelle zustimmen. Nach Angabe der KVN ist das bislang nicht passiert.
Die Chancen, dass es in naher Zukunft einen weiteren Kinderarzt beziehungsweise eine -Ärztin in Bad Harzburg gibt, scheinen ohnehin gering. Würde tatsächlich eine zweite Stelle ausgeschrieben, müsste sich für diese auch erst einmal jemand finden. Dass auch dies auf dem Papier einfacher scheint als in der Realität, zeigt die Stadt Seesen: Dort sucht man schon seit Monaten nach einem neuen Kinderarzt (die GZ berichtete mehrfach).
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