Kein Planetarium: Was wird aus Kirche in St. Andreasberg?

Die St.-Andreas-Kirche oberhalb des Bergwerksmuseums Grube Samson steht seit mehr als zwei Jahren leer. Die Braunlage-Tourismus-Gesellschaft hatte das ehemalige Gotteshaus gekauft, um es touristisch zu nutzen. Archivfoto: Eggers
Die weitere Nutzung der ehemaligen St.-Andreas-Kirche in St. Andreasberg ist weiter unklar. Nachdem der Verein Sternwarte als Investor abgesprungen ist, überlegt die Braunlage-Tourismus-Gesellschaft als neuer Eigentümer, wie es jetzt weiter geht.
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St. Andreasberg. Der Verein Sternwarte in St. Andreasberg ist nicht mehr an der ehemaligen katholischen Kirche St. Andreas interessiert. Wie Vorsitzender Hendrik Millner auf GZ-Anfrage mitteilt, wolle sich der Förderverein voll auf den jetzigen Standort am Internationalen Haus Sonnenberg konzentrieren. Die Braunlage-Tourismus-Gesellschaft (BTG) überlege nun, ob sie das Gebäude künftig selbst nutzt oder weiter nach einem Investor sucht, wie Geschäftsführer Dirk Becker auf Anfrage mitteilt.
Nähe zur Grube Samson
Die St.-Andreas-Kirche war im Oktober 2021 entweiht worden. Danach hatte die BTG das ehemalige Gotteshaus gekauft, wie Dirk Becker berichtete. Die damaligen St. Andreasberger Ratsmitglieder Karl-Heinz Plosteiner, Karsten Otto (beide CDU) und Hans-Dieter Lambertz hatten sich schon im Sommer 2021 dafür ausgesprochen, die Kirche als Multifunktions- und Kletterhalle zu nutzen. Vor zweieinhalb Jahren war das Thema allerdings vertagt worden, weil die BTG laut damaliger Aussage plante, für 7,5 Millionen Euro in Braunlage eine sogenannte „Fun-Sport-Arena“ zu errichten. Das Vorhaben sei aber erst einmal vom Tisch, wie Aufsichtsratsvorsitzender Albert Baumann (CDU) gestern auf Anfrage mitteilte.
Immer wieder im Gespräch ist, die ehemalige St.-Andreas-Kirche zusammen mit dem nahen Bergwerksmuseum Grube Samson zu nutzen. Diese Kooperation wäre auch bei einer Übernahme durch den Förderverein Sternwarte entstanden, wie BTG-Geschäftsführer Dirk Becker erklärt. Die Schulklassen beispielsweise hätten zunächst das Bergwerksmuseum besuchen können und anschließend das Planetarium in dem ehemaligen Gotteshaus oder umgekehrt.
Doch die relativ zentrale Lage der ehemaligen St.-Andreas-Kirche in der Bergstadt ist genau das, was den Förderverein letztlich abgeschreckt hatte, teilte Vorsitzender Hendrik Millner auf Anfrage mit. „Wir wollen ja den Nachthimmel beobachten, und das geht natürlich außerhalb der Ortschaften sehr viel besser als innerhalb“, meinte er. Und gerade der Bereich am Internationalen Haus sei ideal. So dunkel sei der Nachthimmel nur an wenigen Orten weltweit.
„Wir arbeiten bei unseren Bestrebungen, die Immobilie auch künftig nutzen zu können, eng mit der Stiftung Internationales Haus Sonnenberg zusammen“, betonte der Vorsitzende. Wie berichtet plant der Sonnenberg-Kreis auch aus Angst, dass politisch rechte Gruppen das Gebäude-Ensemble mitten im Wald kaufen könnten, über eine Stiftung die Immobilie zu erwerben.
Zusammen kaufen
Seit der Insolvenz des Vorgängervereins hat der Sonnenberg-Kreis die sieben Häuser, die über einen Campus verbunden sind, sowie die 50.000 Quadratmeter Grundstücksfläche – unter anderem mit Grill- und Sportplatz – gepachtet. Dafür zahlt er laut Aussage des Geschäftsführers Tilmann Zschiesche insgesamt 25.000 Euro monatlich. Eigentümer des Gebäude-Ensembles ist Manfred Lechner aus Oberammergau. Er hat es vor 16 Jahren aus der Insolvenzmasse des vorherigen Trägervereins für 180.000 Euro ersteigert und anschließend aber auch stetig Geld investiert.

Hendrik Millner. Foto: Eggers
Und nicht nur diese gute Zusammenarbeit habe gegen den Kauf der St.-Andreas-Kirche gesprochen. Der Verein Sternwarte hätte bei dem Erwerb mindestens zwei Halb- und eine Ganztagskraft beschäftigen müssen, um unter anderem die Besucher in der zentralen Lage betreuen zu können. Und die Personalkosten dafür hätte der Verein erst einmal aufbringen müssen.
Hintergrund
Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer hat die katholische St.-Andreas-Kirche in St. Andreasberg am
28. Oktober 2021 entweiht. Das Gotteshaus war am 22. Oktober 1967 geweiht worden. Es hatte vor 56 Jahren die zu klein gewordene St.-Bernward-Kapelle an der Herrenstraße ersetzt, die 1927 erbaut wurde. Sie ist 1985 in eine Gaststätte umgebaut worden und beherbergt jetzt unter dem Namen „Kleine Kapelle“ ein griechisches Restaurant.
Die St.-Andreas-Kirche war eine Filial-Kirche der Pfarrgemeinde St. Benno in Bad Lauterberg und gehörte zum Dekanat Nörten-Osterode. Die St. Andreasberger Katholiken können entweder die Heiligen Messen in der Braunlager Kirche „Heilige Familie“ oder eben in St. Benno in Bad Lauterberg besuchen. Und auch vor der Entweihung war St. Andreas selten besucht worden. Der letzte katholische Gottesdienst in der Kirche war im Oktober 2019 gefeiert worden.