Im Oberharz besteht wohl „kein Risiko der Unterversorgung“

Die ärztlichen Leitungen der Rettungsdienste aus Goslar und Göttingen widersprechen den Aussagen zu „vermeintlich übermäßigen Einsätzen des Osteroder Notarztes in Clausthal-Zellerfeld“. Foto: Landkreis Goslar
Die notärztliche Versorgung bereitet den Menschen im Oberharz zunehmend Sorge. Nun soll der Osteröder Notarzt in Clausthal-Zellerfeld aushelfen. Doch auch da steigt die Angst vor einer Unterversorgung. Ein Mediziner spricht jetzt von einem Teufelskreis.
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Clausthal-Zellerfeld/Osterode. Nach der anhaltenden Sorge und Diskussion über die notärztliche Versorgung in Clausthal-Zellerfeld und in Osterode melden sich nun die ärztlichen Leitungen der Rettungsdienste in den Landkreisen Goslar und Göttingen zu Wort. Sie widersprechen den Aussagen zu „vermeintlich übermäßigen Einsätzen des Osteroder Notarztes in Clausthal-Zellerfeld“.
„Die gelegentlich vorkommenden Einsätze von Notärzten über die Kreisgebietsgrenzen hinaus bedeuten für die Rettungsdienste im Landkreis Goslar und im Landkreis Göttingen weder eine Überforderung noch eine drohende Unterversorgung der einheimischen Bevölkerung“, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung.
„Es ist ein Teufelskreis“
Mit dieser Mitteilung treten die ärztlichen Leitungen der Rettungsdienste beider Landkreise den jüngsten Äußerungen eines Osteroder Notarztes in der GZ gegenüber. Am Samstag schilderte der Mediziner Saman Schahmirzadi in der Goslarschen Zeitung, dass er mit seinen Kollegen seit Anfang Oktober 28 Einsätze im Landkreis Goslar gefahren sei. Grundsätzlich habe er keine Probleme mit gelegentlichen Einsätzen über die Landkreisgrenze hinaus. Der Notarzt befürchtet jedoch, dass Osterode unterversorgt sei, wenn von dort aus täglich Clausthal-Zellerfeld mitversorgt werden würde. „Es ist ein Teufelskreis“, sagte Schahmirzadi.
„Da das in Osterode-Lasfelde stationierte Notarzteinsatzfahrzeug Clausthal-Zellerfeld am schnellsten erreicht, ist es sinnvoll, bei einem akuten Notfall dieses zu alarmieren“, stellt Dr. Tobias Steffen als ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Landkreis Goslar fest. Ansonsten, so Steffen, würden die Notärzte aus Langelsheim und Bad Harzburg eingesetzt oder einer der drei Rettungshubschrauber – sowohl in Osterode als auch in Clausthal-Zellerfeld. Die Sorge, dass Osterode daraufhin unterversorgt sein könnte, teilt Dr. Markus Roessler nicht.
Der ärztliche Leiter des Rettungsdienstes im Landkreises Göttingen erläutert, dass das in Osterode stationierte Notarzteinsatzfahrzeug durchschnittlich zu vier Einsätzen in 24 Stunden alarmiert werde. Gleichzeitig verrate der Blick auf die Landkarte wiederum, dass Clausthal-Zellerfeld etwa genau so weit von Osterode entfernt sei wie Bad Grund, was ebenfalls zum Landkreis Göttingen gehört. „Solange es zu keiner deutlichen Steigerung der Einsatzzahlen des Notarzteinsatzfahrzeuges in Osterode aufgrund von Einsätzen in Clausthal-Zellerfeld kommt, ist nicht ersichtlich, warum die notärztliche Versorgung im Bereich Osterode gefährdet sein soll“, meint Roessler.
Laut der Pressemitteilung war der Notarzt aus Osterode seit dem 1. Dezember fünfmal im Bereich Clausthal-Zellerfeld im Einsatz. Das sei eine leichte Steigung, die sich aus dem Abzug des Notarzteinsatzfahrzeuges aus Clausthal ergeben habe. Aber für eine weiterführende Auswertung ist dieser Betrachtungszeitraum den Landkreisen zufolge zu kurz.
Vernetzung über Grenzen
Die Landkreise weisen darauf hin, dass das Notarzteinsatzfahrzeug aus Osterode in diesem Jahr für insgesamt 67 Einsätze im Landkreis Goslar angefordert gewesen sei, obwohl es zu diesem Zeitpunkt in Clausthal-Zellerfeld noch einen Notarztstandort gegeben habe. „Hieraus ist erkennbar, dass sich ein Notarzt einsatzbedingt regelhaft nicht an seinem Standort aufhält, sondern eine große Fläche, die auch das benachbarte Kreisgebiet miterfasst, abdecken muss“, betonen die ärztlichen Leitungen.
Generell vertreten sie die gleichen Standpunkte, wie in der gemeinsamen Pressemitteilung deutlich wird: „Eine notärztliche Versorgung muss einen Patienten schnellstmöglich erreichen, wenn dies notwendig ist.“ Aus diesem Grund, so die zwei Mediziner, würden Rettungsmittel schon immer über Kreisgrenzen hinaus eingesetzt, wenn damit Patienten bei schweren Notfällen schneller geholfen werden könne. Das funktioniere bekanntermaßen ja über die Einsatzleitungen und die Auswertung von GPS-Daten. Die Mediziner aus Goslar und Göttingen begrüßen daher die zukünftig engere Verzahnung der notfallmedizinischen Versorgung. „Dass die notärztliche Versorgung in beiden Kreisen sehr gut ist“, darin sind sich Steffen und Roessler einig.