Hahnenkleer Autor schreibt Buch über Rudolf Steiner

Uwe Henrich aus Hahnenklee hat sein zweites Buch veröffentlicht: Unter dem Titel „Grenzen überwinden“ setzte er sich mit Rudolf Steiners Frühwerk „Philosophie der Freiheit“ auseinander. Foto: Privat
Uwe Henrich, in Hahnenklee bekannt als Gründungsvorsitzender des Paul-Lincke-Freundeskreises, hat ein Buch über Rudolf Steiner, den Begründer der Anthroposophie, verfasst. Henrich ist 83 Jahre alt, seit 40 Jahren befasst er sich mit Steiners Lehre.
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Hahnenklee. „Grenzen überwinden“ nennt der Hahnenkleer Autor Uwe Henrich sein neues Buch. Es geht um Rudolf Steiner, den Begründer der Anthroposophie. Einer Lehre, mit der sich Henrich seit inzwischen rund 40 Jahren befasst. Nun hat er dessen Jugendwerk, der „Philosophie der Freiheit“, eine eigene Untersuchung gewidmet.
Für Henrich, der 1940 in Winterberg als ältestes von vier Kindern geboren wurde, ist es ein sehr persönliches Anliegen, das macht er bereits in seinem Einleitungskapitel deutlich. Unter der Überschrift „Mein Weg zur Philosophie der Freiheit“ blickt er zurück: „Schon als Kind wurden mir Richtlinien und Begrenzungen vorgegeben“, schreibt er. „Dies verstärkte sich in der langen Schulzeit. Berufliche und kulturelle Einflüsse prägten und begrenzten mich Jahrzehnte lang.“
Erfahrungen im Kongo, Indonesien und China gesammelt
Die beruflichen und kulturellen Einflüsse, die den Autor prägten, waren vielschichtig. Nach seinem Studium der Volkswirtschaftslehre, das er 1966 abschloss, war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Amt für Sozialethik und Sozialpolitik der evangelischen Kirche im Rheinland und begann 1972 seine Karriere im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wo er 33 Jahre lang tätig war. Er arbeitete in verschiedenen Ländern, darunter Indonesien, die Demokratische Republik Kongo und China, im Direktorium der Asiatischen Entwicklungsbank in Manila. Diese Erfahrungen „bereicherten sein Verständnis für kulturelle und soziale Dynamiken weltweit“, heißt es in seiner Vita.
Kulturelles Wirken in Goslar und Hahnenklee
In Hahnenklee, wo er mit seiner Frau Erika seit 20 Jahren lebt, ist er unter anderem bekannt als Gründungsvorsitzender des Paul-Lincke-Freundeskreises. In Goslar hat er unter anderem durch seine Mitarbeit beim Kulturentwicklungsplan gewirkt. Seit seiner Pensionierung im Jahr 2005 befasst er sich nun intensiver mit der Anthroposophie, die für ihn aber schon seit seinem 40. Lebensjahr eine zentrale Rolle spielt. Steiners Lehre als spirituelle und esoterische Weltanschauung verbindet Elemente des deutschen Idealismus, der Weltanschauung Goethes, der Gnosis, christlicher Mystik, fernöstlicher Lehren sowie der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse miteinander.
Für Henrich, der auch Mitglied der anthroposophischen Gesellschaft ist, war eine prägende Erfahrung ein Krankenhausaufenthalt im neu gegründeten Herdecker Krankenhaus in den 70er Jahren, wo er mit Pfeifferschem Drüsenfieber eingeliefert worden war. Die Klinik arbeitete nach anthroposophischen Grundsätzen, und Henrich war sehr beeindruckt: „Ich habe den Umgang der Ärzte miteinander erlebt und fand das sehr beachtlich“, erinnert sich der Hahnenkleer.
Zukunftsvision für 2017
Henrich ist bereits als Buch-Autor mit einem ungewöhnlichen Roman an die Öffentlichkeit getreten: Im Jahr 2010 veröffentlichte er unter dem Titel „2017 – Wie aus Visionen Zukunft wuchs“ eine Erzählung aus drei ineinander verschränkten Geschichten, in denen es um eine Alternative zur Leistungsgesellschaft und das bedingungslose Grundeinkommen geht und in der das altbekannte Motto „Fördern und Fordern“ durch „Ermöglichen und Befreien“ ersetzt wird.
Befreiung, darum geht es nun auch in „Grenzen überwinden“, das soeben im Selfpublishing-Verlag Tredition erschien. Henrich hat als Leser zwei Zielgruppen im Blick: Zum einen will er Menschen unter die Arme greifen, die sich bereits etwas mit Anthroposophie befasst, aber Schwierigkeiten mit dem Jugendwerk Steiners haben. „Es ist in einem etwas ungewöhnlichen Stil geschrieben und mit vielen historischen Bezügen, er hat sich auch mit vielen Zeitgenossen auseinandergesetzt und etwas polemisiert. Ich hatte selbst mit vielen Stellen Schwierigkeiten“, schildert Henrich einige Klippen, die beim Lesen der „Philosophie der Freiheit“ umschifft werden müssen. Zum anderen möchte der 83-Jährige Menschen ansprechen, „die keine Berührungsangst mit dem Namen Rudolf Steiner haben und die eine ganz neue Erfahrung suchen“. Nicht gedacht sei das Buch für Menschen, die sich schon lange und intensiv mit Steiner befassen.
In 70 Schritten durch Rudolf Steiners Werk
Henrich versucht, Steiners Ideen für sich und die Leser greifbarer zu machen. Hierzu hat er aus dessen Werk 70 Passagen herausgezogen, oder „70 Schritte“, wie er es nennt, Kernaussagen, die er vorstellt und in Dialog mit heutigen Denkmustern bringt. Es seien „zeitlos wichtige Textabschnitte“, die Henrich durch persönliche Erfahrungen begleitet und kommentiert. Wichtig ist ihm auf jeden Fall, dass es um individuelles und gemeinschaftliches Überwinden von Grenzen gleichermaßen gehen muss. „Das Bemühen um Selbst-Entwicklung bliebe ohne entsprechende Gestaltung des Umfeldes aussichtslos“, schreibt er und verweist auf die eigenen Wirkungsmöglichkeiten des Menschen. Und will er vielleicht, um weiter zu wirken, noch ein drittes Buch veröffentlichen? „Das lassen wir mal total offen“, sagt der 83-Jährige.