Grenzwertig: Goslarer Feuerwehr hat 474 Einsätze in einem Jahr

Auszeichnung für langjährige Mitglieder: Ortsbrandmeister Udo Löprich (links), Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner und Stadtbrandmeister Christian Hellmeier (rechts) zeichnen Kevin Schmidt (von links), Rene Hoppstock, Sven Eisoldt, Patrick Henke, Anton Brummer, Werner Kahl, Stefan Bravin und Sebastian Rau aus. Fotos: Hartmann
Die Zahl der Einsätze der Feuerwehr Goslar ist erneut gestiegen. 474 Mal rückte die Feuerwehr im Jahr 2023 aus. Die Stadt sagte auf besondere Art Danke und zahlte erstmals die Jubiläumszuwendung für langjährige Aktive, insgesamt 23.000 Euro.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Goslar. 474 Einsätze in einem Jahr – „das ist schon grenzwertig“, meinte Stadtbrandmeister Christian Hellmeier angesichts der Jahresbilanz der Goslarer Ortsfeuerwehr. Erneut sind die Einsatzzahlen gestiegen, wie Ortsbrandmeister Udo Löprich auf der Jahreshauptversammlung bilanzierte. Im Vorjahr waren es „nur“ 428 Einsätze gewesen. Und das neue Jahr setzt die Alarmierungen nahtlos fort: Bis zum Samstagabend gab es bereits 52 Einsätze.
Das Jahr mit seinen 204 Brand- und 241 Hilfeleistungseinsätzen, mit zwölf Wachbereitschaften und 17 Brandsicherheitswachen sei „ereignisreich, herausfordernd und sehr arbeits- und einsatzintensiv gewesen“, sagte Löprich und erinnerte an einige besonders eindrückliche Erlebnisse. Etwa an den Brand eines Vienenburger Altenheims am 29. Januar. Für einen 73-Jährigen kam jede Hilfe zu spät, eine weitere Bewohnerin verstarb am Tag darauf im Krankenhaus. Bereits am Tag nach dem Vienenburger Brand stand ein Gebäude in Oker am Mühlenkamp in Flammen. Löprich erinnerte auch an das Feuer in der Schilderstraße am 14. Oktober, bei dem sich mehrere Bewohner des Hauses auf ein Vordach geflüchtet hatten.

Die neuen Löschmeister, Oberlöschmeister und Oberbrandmeister: Christian Luge, Kevin Schmidt, Rene Hoppstock, Kenneth Klapproth, Volker Junge und Patrick Kiene.
Tanklöschflugzeuge landen am Bollrich
Sehr einprägsam war der 4. Juni, als die Wehr am Bollrich Tanklöschflugzeuge für einen Brockenbrand betanken musste. An diesem und dem Folgetag wurden knapp 100.000 Liter Löschwasser getankt, transportiert und abgeworfen.
Die Erinnerung an das Weihnachtshochwasser sei noch präsent, meinte Löprich, darauf müsse er nicht weiter eingehen. Er stellte aber klar, dass die Einsatzkräfte Herausragendes geleistet hätten: „So schön die Stimmungsbilder von fröhlichen Feuerwehrleuten auch aussehen mögen: Auch wir sind Weihnachten gern zu Hause bei unseren Freunden, Verwandten und Familien.“ An die Arbeitgeber appellierte er: „Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben viel Engagement erbracht, sie haben viele Leben gerettet. Für diese wertvolle Tätigkeit braucht es auch weiterhin Unterstützung, Zeit und Ihr Verständnis.“
99 Prozent Zustimmung
470 Einsätze, das ist mehr als die Hälfte aller Einsätze des Stadtverbands, der 911-mal ausrückte. „Ich wünsche euch für dieses Jahr mehr Ruhe, allerdings kann ich es auch nicht versprechen“, meinte Stadtbrandmeister Christian Hellmeier. Er ging noch einmal auf einige unschöne Szenen ein, als sich während des Weihnachtshochwassers Bürger um Sandsäcke prügelten und Feuerwehrleute bedrohten. „99 Prozent der Bevölkerung der Stadt Goslar schätzen, loben und unterstützen ihre Feuerwehr. Deshalb werden wir das eine Prozent ignorieren und die Sandsäcke auch beim nächsten Mal wieder rausgeben.“
Über die Arbeit im Bereich Feuerwehrtechnik berichtete der stellvertretende Ortsbrandmeister Kevin Schmidt. In der Atemschutzwerkstatt leisteten fünf Mitglieder 1077 Stunden Arbeit. Sie müssen regelmäßig 1091 Masken, 319 Übungsmasken und 968 Lungenautomaten reinigen sowie 730 Atemluftflaschen befüllen. Ferner mussten sie 600 Masken, 300 Lungenautomaten und 110 Atemschutzgeräte auf die neue Überdrucktechnik umstellen. Im Bereich Flächenhundesuche gab es 104 Ausbildungsdienste, 45 davon mit den Flächensuchhunden, 29 mit den Mantrailern und 30 mit beiden Gruppen zusammen.

Befördert zum 1. Haupteuerwehrmann oder zur 1. Hauptfeuerwehrfrau: Niklas Röneke (v.l.), Sina Bravin, Jörg Reichardt, Horst Irmer, Michel Langlotz und Lukas Mann.
„Viel dazugelernt“
„Ihr Engagement in der Feuerwehr kann gar nicht hoch genug gewertschätzt werden“, betonte die Goslarer Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner in ihrem Grußwort. Sie lobte die gute Zusammenarbeit mit dem städtischen Betriebshof beim Weihnachtshochwasser: „Seit 2017 haben wir viel dazugelernt, wir waren der Wetterlage immer einen Schritt voraus und durchweg vor der Lage“, betonte sie.
Schwerdtner hob hervor, dass sie in der Woche zuvor einen neuen Einsatzleitwagen an die Ortswehr übergeben hatte, und erinnerte daran, dass die Stadt inzwischen einen hauptamtlichen IT-Fachmann für den Bereich Feuerwehr eingestellt hat. Vor Weihnachten sei der Auftrag für neue Schutzbekleidung vergeben worden. Kostenpunkt: 1,1 Millionen Euro. Zusätzlich werden spezielle Waschmaschinen und ein Trockenschrank angeschafft. „Wir haben auch den Umbau des Feuerwehrhauses auf dem Zettel“, versprach sie.
Die Stadt habe lange nachgedacht über eine angemessene Würdigung der Feuerwehrleute. Unter anderem gab es Überlegungen zu einer „Feuerwehrrente“. Nun wurde es eine Jubiläumszuwendung, die erstmals an die Einsatzkräfte ausgezahlt werden konnte. Insgesamt 23.000 Euro wurden an Aktive zu runden Jahrestagen ab der zehnjährigen Mitgliedschaft ausgegeben.
Aktuell hatte die Feuerwehr zum Stichtag 31. Dezember 141 Mitglieder in der aktiven Wehr, 49 Mitglieder in der Altersabteilung, 23 im Spielmannszug und 23 in der Jugendwehr. Auf der Jahreshauptversammlung stellten sich zehn neue Mitglieder vor, acht Feuerwehrleute wurden nach erfolgreich absolvierter Truppmannausbildung und einjähriger Dienstzeit verpflichtet.
Beförderungen und Ehrungen
Zum Oberfeuerwehrmann bzw. zur Oberfeuerwehrfrau wurden befördert: Luca Roberto und Svenja Weiß.
Hauptfeuerwehrfrau: Angelina Schrötter.
1. Hauptfeuerwehrfrau/mann: Jörg Reichardt, Sina Bravin, Horst Irmer, Michel Langlotz, Niklas Röneke, Lukas Mann.
Löschmeister: Rene Hoppstock und Matthias Harms.
Oberlöschmeister: Kenneth Klapproth, Patrick Kiehne, Christian Luge.
Oberbrandmeister: Kevin Schmidt und Volker Junge.
25 Dienstjahre in der aktiven Wehr: Sven Eisoldt, Rene Hoppstock, Sebastian Rau, Kevin Schmidt, Patrick Henke, Stevan Bravin.
50 Dienstjahre in der aktiven Wehr: Anton Brummer, Werner Kahl.
Eine Ehrung gab es auch für die Firma Bagger Friehe, entgegengenommen von Timo und Rouven Friehe, für die Unterstützung beim Weihnachtshochwasser.
In die Altersabteilung wechselten: Hans-Joachim Störich, Gunter Kleinhans, Klaus Rosenplänter und Rolf Koch.