Goslarer Ratssitzung mit Mehrzweckhalle und Stelen-Streit

Erwin Rommel (l.) und Hitler schreiten am 30. September 1934 eine Kompanie an der Kaiserpfalz ab. Die Stelen informieren über die NS-Zeit in der Kaiserstadt und führen weiter zum digitalen Projekt „Goslar im Nationalsozialismus“. Foto: Bundesarchiv
Der Rat tagt am Dienstag erstmals im Jahr 2023. Die fast zehn Millionen Euro teure Mehrzweckhalle in Oker ist ebenso Thema wie die Stelen zu Goslars NS-Zeit. Von CDU-Seite kommt neue alte Kritik am Projekt.
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Goslar. 28 Punkte stehen auf der Tagesordnung, wenn sich der Goslarer Rat am Dienstag um 17 Uhr auf der Däle im historischen Rathaus zu seiner ersten Sitzung des Jahres trifft. Es geht um vergleichsweise große Summen, die die Gemüter bewegen – siehe die fast zehn Millionen Euro, die die Sanierung der Mehrzweckhalle Oker kosten soll. Und es geht um vergleichsweise geringe Etats, die deshalb aber trotzdem genauso aufgeregt und schon gar nicht weniger intensiv und lange diskutiert werden.
Dritter Anlauf für die Stelen
Ein solches Projekt ist die digitale Plattform „Goslar im Nationalsozialismus“ des Vereins Spurensuche Harzregion und des Rammelsberger Weltkulturerbes, die jetzt mit mehrmonatiger Verspätung und im dritten Anlauf den Rat als Entscheidungsgremium erreicht. Gestritten wurde letztlich nicht um das virtuelle Vorhaben selbst, sondern wie berichtet um Texte und Standorte von Stelen, die in der Stadt auf die historischen Texte im Netz per QR-Code hinweisen sollen. In einem abschließenden Schritt hatte sogar noch der renommierte Historiker Professor Dr. Ulrich Herbert auf die Entwürfe geschaut und die Stadtverwaltung nach der Sitzung der neuen Arbeitsgruppe Erinnerungskultur am 8. Februar eine Einigung verkündet.
Otto Fricke meldet Zweifel an und erneuert Kritik
Eine Sprachregelung, die Goslars CDU-Altvorderer und Ex-Ratsherr Otto Fricke so nicht stehen lassen will. Er berichtet von sehr kontroversen Diskussionen im Gremium und die Haltung in seiner Partei, nach der die Fraktion im Rat voraussichtlich komplett gegen das Vorhaben stimmen wolle. In der Tat hatte die CDU in der Vorwoche im nicht öffentlichen Verwaltungsausschuss nicht abgestimmt. Vorsitzender Norbert Schecke erklärte am Montag vor der abschließenden Sitzung seiner Fraktion, dass das Thema „sehr ambivalent“ betrachtet werde, und konnte deshalb noch nicht vorhersagen, wie das Abstimmungsverhalten ausfallen werde. Laut Fricke birgt die jetzt entstandene Situation die Gefahr, „dass viele Mitglieder des Goslarer Stadtrates bei der anstehenden Entscheidung nicht ihrer Vernunft und besseren Einsicht, sondern einem Fraktionszwang und einer vermeintlichen herrschenden Meinung folgen werden“.