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Nächster Schritt im Hausmeisterstreit

Goslarer Objektbetreuer schreiben offenen Brief an Politik

Werkzeug gehört ohne Frage zum Hausmeister-Alltag: Aber sonst scheint es weiterhin Ungereimtheiten über den Personaleinsatz zu geben. Symbolfoto: Pixabay

Werkzeug gehört ohne Frage zum Hausmeister-Alltag: Aber sonst scheint es weiterhin Ungereimtheiten über den Personaleinsatz zu geben. Symbolfoto: Pixabay

Klassische Schulhausmeister wollen sie nicht (wieder) werden und sehen sich in der Diskussion um Aufgaben und Weisungsbefugnis oftmals verzerrt dargestellt. Goslars Objektbetreuer wenden sich mit einem offenen Brief an Verwaltungsspitze und Rat.

Von Frank Heine Mittwoch, 24.05.2023, 06:00 Uhr

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Goslar. Die Objektbetreuer des Goslarer Gebäudemanagements (GGM) wehren sich gegen eine Rückkehr zum klassischen Hausmeister-Modell an den Goslarer Grundschulen und haben sich mit einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin, Ersten Stadtrat und die Ratspolitik gewandt. In dem Papier, das der GZ vorliegt, erklären sie unter anderem, es habe für sie zunehmend den Anschein, „als würde der Machtkampf zwischen der Verwaltungsspitze der Stadt Goslar und den politischen Gremien auf unserem Rücken stellvertretend ausgetragen“.

Arbeit „mit zynischen Bemerkungen ins Lächerliche“ gezogen

Worum geht es den Objektbetreuern? Zunächst um eine aus ihrer Sicht faire(re) Behandlung. Sie sehen die „Thematik“ medial und in den Ratsgremien „zunehmend torpediert“. Insbesondere Bürgermeisterin Renate Lucksch (SPD) und andere Wortführer würden „nicht müde, die von uns verrichteten Arbeiten in den über 230 Liegenschaften der Stadt Goslar mit zynischen Bemerkungen ins Lächerliche zu ziehen“. So reihten sich Übertreibungen und überspitzte Aussagen in der GZ aneinander, sodass der Eindruck entstehe, die Objektbetreuer würden „für Nichtstun Entgelt erhalten und den Steuerzahler regelmäßig um seine Abgaben prellen“. Ein solches Umfeld beeinflusse die tägliche Arbeit „nachhaltig negativ“. Abfällige Bemerkungen von Eltern und Dritten seien zu verzeichnen. Ihnen würden „Arbeitsunfähigkeit und Arbeitsunmut“ unterstellt.

Ärger über Beispiele aus der Nachbarschaft 

Eine GZ-Umfrage zu Hausmeister-Modellen beim Landkreis sowie in Langelsheim, Seesen und Bad Harzburg, die aus Sicht der jeweiligen Verwaltung funktionieren, streue den Eindruck, dass „Goslar mit seinen Problemen im Hausmeisterbereich der Schulen allein sei und lächerlich dastehe“. Ein sehr ähnliches Modell mit Eigenbetrieb und dort verbleibender Weisungsbefugnis, das die Stadt Salzgitter bediene, wird im Brief angeführt. Unerwähnt bleiben zwei Dinge: Nach rechtlicher Prüfung ist die Stadtverwaltung inzwischen zum Ergebnis gekommen, dass das Weisungsrecht nach Landesgesetz nicht beim Eigenbetrieb, sondern bei den Schulleitungen liege. Und Worthschulen-Rektorin Sandra Keiber, erst jüngst aus Salzgitter nach Goslar gewechselt, hatte öffentlich erklärt, von dort „viel Kummer gewohnt“ gewesen zu sein.

Wie auch immer: Genaues Lesen schon des GZ-Artikels zeige nämlich, dass ein Modellwechsel einen „weitreichenden Eingriff in die Lebensumstände“ darstelle. Zum Beweis sind Passagen durch Unterstreichen hervorgehoben, die Überstunden und Mehrarbeit in den anderen Kommunen erwähnen. Interne GGM-Recherchen hätten zudem ergeben, dass die Hausmeister dort mit dem Urlaub auf die Ferienzeiten festgelegt seien.

Klassische Hausmeister-Aufgaben bieten „kaum einen langfristigen Anreiz“

„Sieht so wirklich die Lösung der Probleme aus? Sollen wir in einer Zeit, in der der Begriff Work-Life-Balance in aller Munde ist und sich die Stadt Goslar selbst die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf die Fahne geschrieben hat, als Objektbetreuerinnen und Objektbetreuer auf Abruf unsere Freizeit umfänglich in den Dienst der Schulen stellen?“ Diesen Fragen folgt der Hinweis auf einem meist technischen Berufshintergrund, den die Betreuer im Berufsalltag auch „ausleben“ wollten – wie es auch Teil von Stellen-Ausschreibungen gewesen sei. „Wir haben Freude daran, wechselnde Orte in Schuss zu halten, uns um technische Anlagen zu kümmern, mit Kolleginnen und Kollegen gern einmal komplexere Herausforderungen anzugehen und zu meistern“, versichern die Objektbetreuer. Schließlich böten „die klassischen Aufgaben eines Schulhausmeisters – Fegen, Schließen, sachfremde Aufgaben – kaum einen langfristigen Anreiz.“ Und deshalb bleibe die Objektbetreuer-Hoffnung, „dass dies nicht das Ende der beruflichen Fahnenstange ist“.

Der Fahrplan für die weiteren Beratungen

Vor zwei Wochen hatte Sprecherin Daniela Siegl mitgeteilt, dass die Verwaltung nach rechtlicher Prüfung „das Weisungsrecht für Schulleitungen gegenüber den Objektbetreuern des Goslarer Gebäudemanagements als gegeben“ ansehe.

Für die Ratssitzung am 27. Juni – die letzte vor der Sommerpause – soll der Politik deshalb ein Vorschlag unterbreitet werden, um mit Schulstart im August ein neues Modell an den Grundschulen umzusetzen, das dienstrechtliche und gegebenenfalls personelle Anpassungen enthalte.

Schon Mitte April hatte die nicht öffentliche Arbeitsgruppe zur Schulentwicklungsplanung laut Verwaltungsauskunft empfohlen, künftig wieder Schulhausmeister zu etablieren.

Anfang Juni tagen zunächst die beiden Fachausschüsse: Der GGM-Betriebsausschuss ist am 1. Juni zuerst an der Reihe. Er trifft sich um 17 Uhr in der Grundschule Jürgenohl. Für den Ausschuss für Bildung, Familie und Soziales ist ein Termin genau eine Woche später am 8. Juni vorgesehen.

Während hier aber noch kein Ort und keine Tagesordnung kommuniziert sind, erstaunt bei der GGM-Einladung, dass offenkundig noch kein schriftlicher Beschlussvorschlag auf den Tisch kommen soll. Unter Punkt fünf ist lediglich ein (mündlicher) Bericht zum Sachstand angekündigt. Inzwischen gibt es aber Stellungnahmen aus der Politik.

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