Goslar zur NS-Zeit: Stelen-Texte drehen noch eine Runde

Erwin Rommel (l.) und Hitler schreiten am 30. September 1934 eine Kompanie an der Kaiserpfalz ab. Die Stelen informieren über die NS-Zeit in der Kaiserstadt und führen weiter zum digitalen Projekt „Goslar im Nationalsozialismus“. Foto: Bundesarchiv
Kommando zurück und ab in die neue Arbeitsgemeinschaft Erinnerungskultur: Die Texte für Stelen, die eigentlich nur die Hinweise für ein digitales Projekt „Goslar im Nationalsozialismus“ liefern sollen, werden zum unendlichen Projekt der Ratspolitik.
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Goslar. Der nicht öffentlich tagende Verwaltungsausschuss hat das Vorhaben von der Tagesordnung für den Rat genommen, der nach einem zuletzt im Kulturausschuss gefundenen Kompromiss zwischen federführender Kulturverwaltung und dem Verein Spurensuche Harzregion am kommenden Dienstag über Stelen-Standorte und Texte entscheiden sollte. Wie Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (SPD) bestätigte, soll im Sinn einer großen Lösung, in der sich möglichst alle wiederfinden könnten, noch einmal von einem überregionalen Historiker auf die Texte für das Projekt geschaut werden, das Spurensuche zusammen mit dem Rammelsberger Welterbe ins Leben gerufen hat.
Zuletzt hatte CDU-Chef Mario Hoffmeister ein unkritisches Verwenden der Nazi-Diktion „Führer“ und „Reichsbauernführer“ ohne Gänsefüßchen moniert, aber auch „relative Bezugslosigkeit zu Goslar“ konstatiert. „Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht“, lautete sein Fazit, das zudem mit Spott über die Gender-Sprache gewürzt war. CDU-Veteran Otto Fricke hatte das Projekt gar als „überflüssig“ gewertet und von „unangemessener Nestbeschmutzung“ geschrieben.
Nach nicht offiziell bestätigten GZ-Informationen soll die entscheidende Rolle aber ein Vorstoß von Ehrenbürger Sigmar Gabriel gespielt haben. Ihn wiederum hatte nach eigenen Angaben Historikerin Corinna Meiß eingeschaltet, weil sie bei Nennung der Opfer Gruppen wie Homosexuelle sowie Sinti und Roma vermisst. „Zu unpräzise“ findet sie die Hinweise, auch weil vieles noch nicht ausreichend erforscht sei. Die AG kann sich im neuen Jahr schon auf Arbeit freuen: Sebastian Wirth (Die Partei) ist wie berichtet mit seinem Antrag zur Umbenennung von Rommel-, Agnes-Miegel- und Hindenburgstraße ebenfalls dort gelandet.