Bettingeröder Sonnenstrom für 9000 Haushalte

In Bettingerode soll eine große Solaranlage gebaut werden. Symbolfoto: Pixybay
Im Stadtplanungsausschuss wurden Pläne für eine Solaranlage in Bettingerode vorgestellt. Sie soll Strom für 9000 Haushalte produzieren. Außerdem ging es um den Lindenpark, wo ein riesiges Altenheim gebaut werden sollte. Nun gibt es neue Pläne.
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Bad Harzburg. Bei Bettingerode soll eine 29 Hektar große Freiflächen- Photovoltaikanlage entstehen, sie könnte 9000 Haushalte mit Strom versorgen. Im Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz wurde das Projekt jetzt erstmals umfangreich vorgestellt und stieß auf ungeteilte Zustimmung. Allerdings murrte die Gruppe SPD/FDP ein wenig – und zwar genau über diese ungeteilte Zustimmung.
Hinter dem Projekt steht die Firma Innovar, deren Projektleiter Helmut Plagge und Nicolai Lambert zusammen mit dem Bettingeröder Grundbesitzer Hartmut Lüdecke, der den Kontakt zu Innovar hergestellt hatte. Geplant ist die Anlage, die 33 Megawatt Leistung liefert, auf einem Acker an der K46 (Bettingerode Richtung Eckertal) im Bereich des einzeln stehenden Hauses namens Posten11.
Mit Speichereinheit
Die 29 Hektar große Fläche besteht aus 14 Flurstücken und hat verschiedene Eigentümer, darunter auch die Stadt. „Das ist kein guter Boden“, so Lüdeke, zumal dort auch nicht beregnet werden könne. In trockenen Jahren geht da auch schon einmal eine ganze Ernte flöten.
Neben den Modulen soll (wahrscheinlich auf der alten Bahnstrecke) eine drei Kilometer lange Leitung zu einem neuen Umspannwerk gelegt werden, das im Idealfall neben das vorhandene auf der Kuppe Am Horn gebaut werden soll. Das dortige habe laut Plagge nämlich nicht mehr genügend Kapazitäten. Zudem möchten die Planer auch eine Speichereinheit neben das Solarfeld bauen, um den Strom zu „sammeln“. Denn Privathaushalte benötigen ihn natürlich eher dann, wenn die Sonne nicht scheint – abends und nachts.
Planungen sind schon weit
Die Planungen sind bereits so weit gediehen, dass nun – und das war das Thema im Ausschuss – der Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplanes und Aufstellung eines Bebauungsplanes gestellt wurde. Liegt der vor, so Plagge und Lambart könne man von einer weiteren Planungs- und Bauzeit von zwei bis drei Jahren ausgehen, je nachdem natürlich, wie die Material-Lage ist. Denn ein Umspannwerk kauft man nicht mal eben im Elektrofachhandel. Die Anlage hätte dann eine Laufzeit von 30 Jahren, wobei je nach technischer Entwicklung eine Vergrößerung der Fläche oder eine Erweiterung der Kapazität denkbar sei.

Die neue Anlage soll auf einer (hier grau markierten) Fläche an der K 46 errichtet werden, mit 30 Metern Abstand zum Schimmerwald. Foto: Google/Montage: GZ
Sowohl von der SPD/FDP/Wählergemeinschafts-Gruppe als auch von der CDU/Grünen/Freie-Wähler-Fraktion kam deutliche Zustimmung. Photovoltaik, erneuerbare Energien: Das sei immer gut. Aber bei der SPD wurde halt gemurrt. Immerhin gäbe es in Nachbardörfern ebenfalls solche Projekte und es wäre schön, wenn auch dafür seitens der CDU und der Verwaltung solch breite Zustimmung käme, so Maximilian Beck. Und seine Parteigenossin Annette Bothe ging sogar soweit, von einem anderen Projekt, zu sprechen das niedergeredet werde, was durchaus ein Geschmäckle habe. Ohne es direkt anzusprechen, war damit die zehnmal so große Solar- und Windkraft-Idee in Harlingerode gemeint, hinter dem unter anderem der SPD-Politiker Dietrich Willeke steckt, und die von CDU-Gruppe und Stadtverwaltung derzeit in der Tat noch mit weniger Elan behandelt wird.
Einstimmige Empfehlung
„Die Projekte sind verschieden“, so die Bettingeröder CDU-Ratsdame Gesine Kirschke und meinte damit Größe und Planungsstand. Ja, bei dem Harlingeröder Projekt tue sich die CDU aktuell noch schwer, anders als bei dem in Bettingerode. Aber das sei nicht so groß und schon gut entwickelt. „Es ist einfacher da zuzustimmen, weil es greifbarer ist“, stieß auch Britta Wichert von der CDU in dieses Horn. Annette Bothe blieb dabei: „Für mich war auch das andere Projekt zu verstehen.“
Wie dem auch sei: Der Stadtplanungsausschuss empfahl einstimmig, die für die Realisierung der Bettingeröder Anlage erforderlichen Schritte – also die Änderung des Flächennutzungsplans und die Aufstellung Bebauungsplans – auf den Weg zu bringen.
Wohnprojekte Lindenpark und Scharenhöhe
Bad Harzburg. Zuständigkeitshalber landen auch Planungen für neue Baugebiete beziehungsweise für neue Wohnhäuser auf den Tischen des Ausschusses für Stadtplanung und Umweltschutz. Am Dienstag beispielsweise das geplante Neubaugebiet „Verlängerte Scharenhöhe“, und der schon oft diskutierte Lindenpark an der Burgstraße.

Der schöne Lindenpark soll auch schön bleiben. Deshalb sichert die Stadt den Zustand mit einer Verlängerung der Veränderungssperre ab.
Für den Lindenpark gibt es bereits eine Veränderungssperre, die seinerzeit erlassen wurde, um eine übermäßige Bebauung des parkähnlichen Geländes zu verhindern. Anlass dafür waren zuvor Pläne für ein riesiges Altenwohnprojekt, gegen das sich Anwohner massiv wehrten, und das letztlich auch nicht zustande kam. Um ein erneutes Aufflammen solcher Ideen zu unterbinden, war erst einmal eine Veränderungssperre verhängt worden, bis durch einen Bebauungsplan die Sache endgültig geregelt wäre.
Parkcharakter soll bleiben
Nun gibt es zwar einen neuen Eigentümer mit neuen – kleineren – Ideen für eine „erstklassige Wohnbebauung“. Aber es gibt noch keinen neuen Bebauungsplan. So könnte also theoretisch noch immer ein Projekt den Park zerstören, auch wenn das die Pläne des neuen Eigentümers nicht vorsehen.

Da ist noch Platz für Häuser: 16 Baugrundstücke sollen in der Verlängerung der Scharenhöhe entstehen.
Öffentlich ausgelegt werden soll der Bebauungsplan, der den Weg freimachen würde für eine Wohnbebauung im Bereich der verlängerten Scharenhöhe. Zuletzt hatten sich die Träger öffentlicher Belange äußern können. Dort war, so wurde im Ausschuss berichtet, unter anderem auf die Nähe zur Scharenberghöhle verwiesen worden.
Doch diese Höhle, so Stadtplanerin Ines Seltitz, werde von den Planungen nicht berührt, auch könnte es nicht zu sogenannten Erdfällen kommen. Insgesamt sollen nun an der Scharenhöhe 16 Bauplätze entstehen, und „wir können zusätzliche Neubürger werben“, so der Tenor im Ausschuss.
Müssen Garagen abgerissen werden?
Im Ausschuss wurden zudem folgende Themen behandelt:
-Hauseigentümer im Neubaugebiet „Vor dem Bruche“ zwischen Schlewecke und Harlingerode werden Post und wohl auch Besuch vom Landkreis bekommen. Es soll geschaut werden, ob Garagen dort stehen, wo sie laut Bebauungsplan stehen dürfen. Und nicht etwa zu dicht an der Straße. Das soll hier und da der Fall sein. Den Stein ins Rollen gebracht hatte der Antrag eines Häuslebauers, der seine Garage dichter an die Straße stellen wollte, als erlaubt, dafür aber – wie es sich gehört – die Genehmigung der Stadt erbeten hatte. Das war im Juni Thema im Stadtplanungsausschuss gewesen und dadurch hatte die Behörde Kenntnis davon erhalten, dass andere Garagen ohne solch eine Genehmigung an womöglich falschen Stellen errichtet worden waren.
-Um das Nebeneinander von Gewerbe und schutzbedürftige Wohnbebauung im Bereich des Bebauungsplanes „Am Hopfengarten und Im Troge“, speziell in der Bäckerstraße zu ordnen, wird der dortige Bebauungsplan geändert, um eine Lärmbegrenzung festzusetzen. Auch soll es eine Veränderungssperre geben, die eine unkontrollierte Erweiterung der Gewerbeobjekte bremsen soll.
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