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Touristik-Verein entscheidet Streit

Beim Hahnenkleer Stimmrecht bleibt alles so, wie es vorher war

Immer eine Reise und manchmal auch einen Streit wert: Hahnenklee-Bockswiese weist ein deutliches Plus bei den Übernachtungszahlen aus. Archivfoto: Kühlewind

Immer eine Reise und manchmal auch einen Streit wert: Hahnenklee-Bockswiese weist ein deutliches Plus bei den Übernachtungszahlen aus. Archivfoto: Kühlewind

Nach langem Streit ums Stimmrecht hat jetzt die Versammlung entschieden: Beim Verein Hahnenklee-Bockswiese-Touristik, der nach rapiden Zuwächsen in den vergangenen Jahren rund 130 Mitglieder zählt, bleibt alles so, wie es vorher war. Wie das?

Von Frank Heine Sonntag, 10.12.2023, 09:45 Uhr

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Hahnenklee. Von zwei Reformvorschlägen scheiterte einer nur knapp an der erforderlichen Dreiviertelmehrheit. Marketingchefin Isabel Junior hatte zudem einige erfreuliche Zahlen und Neuigkeiten mitgebracht. Nach einem mal lauter, mal leiser ausgetragenen Streit über den Einfluss von Unternehmern auf den Verein gibt es jetzt ein Ergebnis. Zur Erinnerung: Nach der Kampfabstimmung bei den Vorstandswahlen vor zwei Jahren war der Unmut der unterlegenen Kandidaten und deren Unterstützern groß. Darf tatsächlich eine Person ganz viele Stimmen abgeben, wenn seine Unternehmen als juristische Personen auch Mitglieder sind?

Änderungsantrag gestellt

Im Vorjahr wurde deshalb ein Antrag auf Änderung des Stimmrechts gestellt, nach dem die Stimmen juristischer Personen eingeschränkt werden sollten. Was wiederum die Unternehmer auf den Plan rief, weil die Förderung der Tourismuswirtschaft laut Satzung der Zweck des Vereins ist. Als der Streit nicht zu lösen war, wurde eine Arbeitsgruppe beauftragt.

Lydia Böttcher

Lydia Böttcher

Sechs Mitglieder, drei aus jedem Lager, rauften sich zusammen und legten zwei Optionen zur Abstimmung auf den Tisch. In einer ersten Variante war das Stimmrecht an den Nachweis einer Vermietung oder gewerblichen Tätigkeit gebunden. Was auf den ersten Blick sinnvoll erschien, hatte den Nachteil, dass zahlreiche inzwischen unternehmerisch inaktive Mitglieder ihre Stimmen verloren hätten, die sich viele Jahre intensiv für die touristische Entwicklung des Kurortes eingesetzt hatten. Vorsitzende Lydia Böttcher warnte eindringlich, „dass sie im Falle eines positiven Votums nicht vom halben Kurort geteert und gefedert werden will“. Sie traf den Nerv der Mitglieder: Der Antrag wurde einstimmig abgelehnt.

Zweiter Vorschlag

Der zweite Vorschlag zielte darauf ab, die Motivation herabzusetzen für Eintritte in den Verein nur zum Zwecke von Stimmenmehrung. Die Arbeitsgruppe orientierte sich an der Höhe der Mitgliedsbeiträge und schlug vor, dass Private als Vermieter einer einzelnen Ferienwohnung eine Stimme haben sollten, sonstige Vermieter und Gewerbetreibende zwei Stimmen sowie größere Betriebe ab 50 Betten drei Stimmen. Sichergestellt wäre so, dass alle Privatpersonen ohne Vermietung oder Gewerbe ihre Stimme behalten und für große Unternehmen das Stimmrecht gedeckelt ist.

Eine Fragestellung aus der Versammlung, „ob sich damit überhaupt etwas für die juristischen Personen ändere“, führte zu intensiver Diskussion. Zu groß schien die Angst, dass Privatpersonen weniger Einfluss erhielten. Die Diskussion blieb aber ergebnis-, so manches Mitglied ratlos, worin denn nun der Unterschied zwischen juristischer Person und Privatperson bestehe.

Abgestimmt wurde schließlich mit 63 Stimmen, davon waren 26 Stimmen nach zahlreichen witterungs- und coronabedingten Absagen durch Vollmachten vertreten. Bei 16 Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen verfehlte auch diese Variante die erforderliche Dreiviertelmehrheit – wenn auch nur hauchdünn. Alles bleibt deshalb, wie es war. Jedes Mitglied hat eine Stimme, egal ob Privatperson ohne Vermietung oder Hotel mit 400 Betten.

Bei allen wichtigen Entscheidungen kann es aber weiterhin durch Mitgliedermehrung zu Kampfabstimmungen kommen. Am Ende stand der Pragmatismus eines Unternehmers: Der Ex-Vorsitzende Klaus-Peter Kühl schlug vor, „das Stimmrecht an die Dauer der Vereinsmitgliedschaft zu knüpfen und etwa sechs Monate als Voraussetzung festlegen“. Der Vorstand wurde beauftragt, diese Variante vereinsrechtlich zu prüfen und die Mitglieder in der nächsten Versammlung erneut abstimmen zu lassen.

Isabel Junior

Isabel Junior

Neben diesen Kontroversen zum Stimmrecht warteten die Vorsitzende Böttcher und Junior als Chefin der Hahnenklee-Tourismus-Gesellschaft (HTG) mit positiven Nachrichten auf. So will der Verein in Kooperation mit der Stadt Goslar die Weihnachtsbeleuchtung in der Rathausstraße modernisieren. Weil der Verein Fördergelder aus dem Sanierungsfonds Rathausstraße nicht anzapfen kann, wird nun geprüft, ob im Zuge der neuen Möblierung Laternen und Sitzmöbel möglich sind. Eine Änderung ist auch für den Blumenschmuck geplant. Statt Hängeampeln, die schwer zu pflegen und entsprechend unansehnlich sind, sollen Kübel am Boden zum Einsatz kommen.

Zwei neue Formate

Junior wiederum berichtete von einem Plus bei den Übernachtungszahlen von 4,8 Prozent zu Ende November im Vergleich zum Vorjahr. Gäste und Einwohner dürfen sich außerdem auf zwei neue Formate freuen: Bike-Days und eine mehrtägige Veranstaltung für Gäste mit Hund sollen 2024 angeboten werden. Ziele sind eine bessere Auslastung der Nebensaison und die Erschließung einer neuen Zielgruppe.

Heinrich Wilgenbus

Heinrich Wilgenbus

Der HTG-Aufsichtsratschef und Ortsbürgermeister Heinrich Wilgenbus (CDU) berichtete von den Sitzungen des Tourismusgremiums, das „alle Sachthemen und Wirtschaftsfragen einvernehmlich und in Harmonie entschieden“ habe. Nach zwei Stunden endete die Sitzung dieses Mal ohne verbalen Schlagabtausch und persönliche Anfeindungen zwischen den Mitgliedern. Ob es wohl daran lag, dass ein Teil der als streitlustig bekannten Kurortspolitiker fehlte?... 

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