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Westeröder Familienbetrieb

Bad Harzburger Bäcker hat so viele Lehrlinge wie noch nie

Bäckermeister Ingo Stübig mit seiner Frau Heike (l.) mit ihren aktuellen Auszubildenden. Foto: Privat

Bäckermeister Ingo Stübig mit seiner Frau Heike (l.) mit ihren aktuellen Auszubildenden. Foto: Privat

Gute Nachrichten im Hause Stübig: Der Traditionsbäcker aus dem Bad Harzburger Ortsteil Westerode beschäftigt in diesem Jahr so viele Auszubildende wie nie. Anders, als viele andere Handwerksbetriebe. Woran das liegen könnte.

Von Christoph Exner Freitag, 01.12.2023, 10:00 Uhr

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Westerode. Dem deutschen Handwerk fehlen derzeit bekanntlich nicht nur etliche ausgelernte Fachkräfte, sondern auch Tausende Auszubildende. Positives Gegenbeispiel ist da die Bad Harzburger Bäckerfamilie Stübig: Sie konnte in diesem Jahr fünf neue Lehrlinge einstellen – so viele wie noch nie. Insgesamt sind damit nun acht Auszubildende in dem Westeröder Familienbetrieb beschäftigt. Die jungen Männer und Frauen lernen den Beruf des Bäckers oder des Bäckereifachverkäufers. Sie alle hätten „klare Ziele vor Augen“, hätten große Lust auf ihre Arbeit und würden mit besonderem Eifer „dranbleiben“, lobt Bäckermeister Ingo Stübig.

Auch sein Sohn Louis (16) hat im Sommer im elterlichen Betrieb angefangen. Zuvor sei er auf dem Werner-von-Siemens-Gymnasium gewesen, berichtet sein Vater. Bis zum Abitur habe er aber nicht weitermachen wollen, denn er sei voller Tatendrang und habe ins Berufsleben starten wollen.

Fast 350 Jahre Tradition

Sein Lehrer habe diese Entscheidung unterstützt. Und ein paar Klassenkameraden hätten es Louis sogar gleichgetan. Sein jüngerer Bruder Willi (11) könnte sich ebenfalls schon jetzt vorstellen, eines Tages mit in die Bäckerei einzusteigen.

Stübigs Betrieb ist seit 1680 in Familienbesitz. In Westerode eröffneten sie das erste Dorfbackhaus. Heute gehören zum Unternehmen sechs Filialen und das Hauptgeschäft in Westerode. Gut 90 Prozent der täglichen Gäste und Käufer sind Stammkunden, berichten Ingo und Heike Stübig. Versorgt werden sie von fast 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den besagten acht Auszubildenden.

Dabei habe es auch mal ganz andere Zeiten gegeben. Insbesondere während der Corona-Zeit hätten die Stübigs kaum Bewerbungen erreicht, berichten sie. Nun sehen sie hingegen einen gegenläufigen Trend: Das Handwerk werde für Jugendliche wieder attraktiver, glauben sie. „Auszubilden ist sehr viel Arbeit, aber wir investieren sie gerne, denn so ziehen wir uns unseren eigenen Nachwuchs heran“, sagt Heike Stübig.

Extra „Mutti-Schichten“

Stübigs schauen bei der Wahl ihrer Auszubildenden nicht nur auf die Schulnoten, sondern lernen lieber den Menschen dahinter kennen. Sie bilden querbeet aus, heißt: Lehrlinge durchlaufen nicht nacheinander verschiedene Stationen, sondern sind von Anfang an ins komplette Tagesgeschäft eingebunden. Welpenschutz gibt es keinen. Der Nachwuchs soll eigenverantwortliches Handeln lernen.

Stübigs vertrauen ihren Auszubildenden. Gleichzeitig lassen sie diese natürlich nicht allein, sollte es mal Probleme geben. Neben einer sehr familiären Atmosphäre locken Stübigs beispielsweise auch mit speziellen „Mutti-Schichten“ für Verkäuferinnen, damit diese ihren Nachwuchs stressfrei in die Kita bringen können.

Der Alltag in der Bäckerei ist durch immer mehr Digitalisierung und Bürokratisierung aber auch komplexer und damit teils schwerer geworden. Stübigs müssen beispielsweise über zwölf verschiedene Kanäle Zahlen melden, die dann in entsprechende Statistiken aufgenommen und veröffentlicht werden. Rund 5000 Brötchen werden beispielsweise täglich gebacken, 20 Tonnen Mehl dafür und für etliche andere Backwaren pro Monat verarbeitet.

Auch hätten sie zig Anfragen von jungen Menschen gehabt, die gerne ein Praktikum absolviert hätten. Ihnen habe man jedoch größtenteils schweren Herzens absagen müssen, da die Jugendlichen nicht so früh arbeiten dürften, wie in der Backstube losgelegt wird.

 

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