Zähl Pixel
Teilhabe durch Beschäftigung

Aus den Lebenshilfen auf den herkömmlichen Arbeitsmarkt

In den Lebenshilfe-Werkstätten arbeiten rund 400 Menschen. Während der Pandemie hat ein Schild an die Abstandsregeln erinnert. Foto: Archiv

In den Lebenshilfe-Werkstätten arbeiten rund 400 Menschen. Während der Pandemie hat ein Schild an die Abstandsregeln erinnert. Foto: Archiv

In den Werkstätten der Lebenshilfe Goslar finden 400 Menschen mit Beeinträchtigung Arbeit. Ziel ist, mehr Menschen in den regulären Arbeitsmarkt zu integrieren. Die Qualifizierungen in den Werkstätten werden von Landkreis und Arbeitsagentur gefördert.

Von Oliver Stade Mittwoch, 15.02.2023, 05:58 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. Die Lebenshilfe Goslar will mehr Menschen mit Beeinträchtigung, die in ihren Werkstätten arbeiten, in den herkömmlichen Arbeitsmarkt bringen. So soll die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gestärkt werden. Die Jobs in der Lebenshilfe werden von der öffentlichen Hand umfassend gefördert, um die Chancen auf Teilhabe zu stärken.

„Mehr Präsenz für Menschen mit Beeinträchtigung in der Arbeitswelt“, das kündigt die Lebenshilfe an. Dieses Ziel verfolge Reik Lehmann, der seit einem halben Jahr den Bereich Arbeit der Lebenshilfe leitet. Die Anstrengungen richten sich nach innen und außen. Einer Mitteilung zufolge will Lehmann die Teilhabe im eigenen Haus stärken, indem etwa der Werkstattrat und die Frauenbeauftragte unterstützt werden und mehr in digitale Bildung und Abläufe investiert werde. Daneben sollen aber mehr Lebenshilfe-Beschäftigte eine Arbeit außerhalb der Werkstätten finden.

Vielfältige Möglichkeiten

Zurzeit sind in den Werkstätten in Probsteiburg zwischen Goslar und Vienenburg rund 400 Menschen beschäftigt, teilt Annika Matthies mit, Referentin für Kommunikation. Diese arbeiten als Raumausstatter in der Polsterei, in der Druckerei, der Buchbinderei, im Garten- und Landschaftsbau sowie in der Metall- und Holzverarbeitung.

Der Bereich Arbeit umfasst bei der Lebenshilfe eine Berufsbildung, die der Qualifizierung dient. Dazu kommen die Jobs in der eigenen Werkstatt sowie solche auf dem ersten Arbeitsmarkt und eine Tagesförderstätte für Menschen mit starken Beeinträchtigungen.

Beratung für Unternehmen

Vor allem aber sollen mehr Möglichkeiten der Beschäftigung außerhalb der Lebenshilfe gefunden werden. Reik Lehmann sagt dazu, auf dem ersten Arbeitsmarkt würden seit Jahren Kräfte gesucht, daher müsse die Lebenshilfe ihrer Ressourcen ausbauen. Es brauche aber „auf der anderen Seite Unternehmen, die bereit sind, Menschen mit einer Beeinträchtigung einzustellen“. Dazu gebe es seit 2021 bei der Lebenshilfe eine Arbeitsassistenz. Diese berate Unternehmen und bringe sie mit Jobsuchenden aus den Werkstätten zusammen.

Das Angebot in den Werkstätten wird öffentlich gefördert. Der Landkreis Goslar beispielsweise überwies im vorigen Jahr 5,5 Millionen Euro als sogenannte Fachleistungsvergütung zur Eingliederungshilfe, damit die Lebenshilfe ihre Aufgaben erfüllen kann. Auch die Agentur für Arbeit überweist Geld. Nach Auskunft des Landkreises ist die Lebenshilfe verpflichtet, „ein möglichst breit differenziertes Spektrum von Arbeitsfeldern und Arbeitsplätzen anzubieten“. Damit soll „der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit“ der Menschen entsprochen werden. Die Werkstatt sei zudem verpflichtet, „den Übergang von Menschen mit Behinderung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt“ zu fördern, teilt der Landkreis mit. Dazu sollten unter anderem Betriebspraktika beitragen.

Integration in Betriebe

Die Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar überweist an Werkstätten für Menschen mit Beeinträchtigungen im Raum Braunschweig – Goslar eingeschlossen – dieses Jahr rund 1,5 Millionen Euro. Für maximal 27 Monate werden die Beträge gezahlt, um eine Art Orientierungsphase zu finanzieren, in der die Beschäftigten sich erproben können, auch damit ihre Leistungsfähigkeit eingeschätzt werden kann. Die Arbeitsagentur unterstützt „mit Beratung und möglicher Förderung“ die Integration von Menschen mit Behinderung, sagt Leiterin Kerstin Kuechler-Kakoschke. Sie könnten „wertvolle Arbeit leisten und zur Fachkräftesicherung“ beitragen.

So berichtet die Agentur von einem jungen Mann mit Down-Syndrom, der in der Kantine einer Krankenversicherung in Wolfenbüttel Beikoch gelernt hat und dort mittlerweile fest angestellt ist.

Unternehmen mit mindestens 20 Arbeitsplätzen sind verpflichtet, mindestens fünf Prozent ihrer Stellen an schwerbehinderte Menschen zu vergeben, berichtet die Agentur. 37 Prozent der Unternehmen im Landkreis Goslar erfüllen die Vorgabe, die anderen müssen eine Ausgleichsabgabe bezahlen.

Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region