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Renaturierung geht voran

Altenau: Mit Harzer Höhenvieh zurück zur Bergwiese

Das Höhenvieh von Landwirt Daniel Wehmeyer kommt zum Trinken den Berg hinab.

Das Höhenvieh von Landwirt Daniel Wehmeyer kommt zum Trinken den Berg hinab. Foto: Skuza

Am Altenauer Mühlenberg wächst mit tierischer Unterstützung vom Harzer Roten Höhenvieh eine neue Bergwiese heran. Die Landesforsten sind mit den Fortschritten zufrieden: Da wo einst die Große Schanze stand, siedeln sich immer mehr Pflanzen an.

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Von Sören Skuza
Mittwoch, 19.06.2024, 12:00 Uhr

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Altenau. Weg von der Fichte, zurück zur Bergwiese: Das ist das Ziel der Landesforsten am Altenauer Mühlenberg. Ein langfristiges Ziel, das noch einige Jahre Zeit benötigt. Doch die Zuständigen können bereits erste Erfolge verzeichnen. Die wichtigsten Mitarbeiter bei diesem Unterfangen haben Hörner und Hufe.

Einst pilgerten Wintersportler zur Großen Schanze am Mühlenberg, heute grast an derselben Stelle das Harzer Roten Höhenvieh. Die kleine Herde von derzeit acht Tieren vor Ort, soll der Bergwiese zu neuem Leben zu verhelfen, erklärt Michael Rudolph von den Niedersächsischen Landesforsten. Vor drei Jahren war das Gemeinschaftsprojekt von Landesforsten und der Naturschutzbehörde des Landkreises Goslar mit einer groß angelegten Baumfällaktion angelaufen (die GZ berichtete). Die Fichten kamen weg, dafür sollte die rund 4,5 Hektar große Fläche aufgewertet, das heißt zu einer Bergwiese renaturiert werden. Kleinere Sträucher hingegen, erinnert Mathias Weikert, Leiter der Försterei Altenau, haben bleiben dürfen, um etwa Vögeln und Kleinsäugern Lebensraum zu bieten.

Die Fichten werden 2021 am Steilhang entfernt, um den Weg für eine Renaturierung frei zu machen.

Die Fichten werden 2021 am Steilhang entfernt, um den Weg für eine Renaturierung frei zu machen. Foto: Römhild

Pflanzen siedeln sich selbst an

Das Gelände werde dabei weitgehend sich selbst überlassen. Denn die Samen der typischen Pflanzen wie Knöterich und Bärwurz verbreiteten sich durch den Wind von umliegenden Bergwiesen und siedelten sich nach und nach auch an der ehemaligen Sprungschanze wieder an.

Auch das Höhenvieh von Landwirt Daniel Wehmeyer aus Düna bei Osterode spielt dabei eine entscheidende Rolle. Es diene nicht nur dazu, den Boden zu verdichten und den Baum- und Strauchbewuchs kurz zu halten, sondern es verteile die Samen auch dadurch, dass sie in ihrem Fell hängen bleiben und sich an anderer Stelle wieder lösen. Denn die Tiere fressen oben, klettern zum Trinken aber die rund 130 Höhenmeter herab. Die entsprechenden Wege, erinnert Rudolph, wurden in mühsamer Handarbeit angelegt.

Es grünt am Mühlenberg. Der Weg zur Bergwiese dauert aber noch ein wenig.

Es grünt am Mühlenberg. Der Weg zur Bergwiese dauert aber noch ein wenig. Foto: Skuza

Eine regionale Spezialität

Für Landwirt Wehmeyer sei die Landschaftspflege eine von drei wesentlichen Aufgaben, die das Höhenvieh erfüllt. Daneben stehe die Pflege der Harzer Kultur ebenso wie die Fleischproduktion. Die noch immer vom Aussterben bedrohte Rasse könne nämlich nur weiter bestehen und nachgezüchtet werden, wenn sich damit Geld verdienen lasse. Fleisch vom Höhenvieh sei schließlich eine regionale Spezialität. Und: „Nur vom Küheangucken wird der Bauer nicht satt.“ Die Kühe wiederum werden von der Wiese satt und fördern dadurch die Artenvielfalt am Steilhang, locken etwa Mistkäfer an, die ihrerseits auf dem Speiseplan von Fledermäusen stehen. Am Ende der Renaturierung, erklärt Rudolph, soll die Bergwiese kompensieren, dass andernorts durch den Menschen Naturflächen zerstört werden, und so auch ein Beitrag gegen das Insektensterben geleistet werden.

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