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Ausstellung: Afrikanische Kunst

200 Gäste bei Eröffnung der "Bushman Art" im Mönchehaus

Rund 200 Besucher kamen zur Ausstellungseröffnung ins Mönchehaus. Ein beliebtes Fotomotiv war das Ölgemälde „Two Houses, three Buck“ von Flai Shipipa. Fotos: Hartmann

Rund 200 Besucher kamen zur Ausstellungseröffnung ins Mönchehaus. Ein beliebtes Fotomotiv war das Ölgemälde „Two Houses, three Buck“ von Flai Shipipa. Fotos: Hartmann

Die neue Ausstellung "Bushman Art" im Goslarer Mönchehaus ist eröffnet. Rund 200 Besucher kamen am ersten Tag ins Museum und hörten sich den Einführungsvortrag von Professor Ulrich Krempel über die Kunst der afrikanischen Völker !Xun und Khwe an.

Von Petra Hartmann Dienstag, 21.02.2023, 09:00 Uhr

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Goslar. Rund 200 Besucher strömten zur Eröffnung „Bushman Art“ ins Mönchehaus. Der Andrang war so groß, dass der Vortrag, den Professor Ulrich Krempel zur Einführung in die ungewöhnliche Kunstschau hielt, per Kamera in zwei weitere Räume übertragen werden musste. „Full House“, freute sich die Mönchehaus-Direktorin Dr. Bettina Ruhrberg.

Künstler der afrikanischen Völker !Xun und Khwe haben diese Bilder geschaffen. Schon die Bezeichnung dieser Stämme sei nicht ganz einfach, erklärte Krempel in seinem Vortrag. Man zähle sie zu den San, inzwischen als Khoisan bekannt, gebräuchlich sei aber auch die Bezeichnung „Buschleute“ gewesen oder das unsägliche Wort „Hottentotten“. „Es geht um rund 130.000 Menschen“, schätzte Krempel. Unter anderem leben sie in Namibia, Angola, Botswana und Südafrika.

Uralte Felsbilder und eine Sprache mit 100 Klicklauten

„Madonna“, ein Ölgemälde von Andry Kashivi.

„Madonna“, ein Ölgemälde von Andry Kashivi.

Krempel hob hervor, dass es sich um eine uralte Kultur handelt, und wies auf mehrere Jahrtausende alte Felszeichnungen und Ritzbilder hin, die diese Stämme schufen und deren Ästhetik sich auch in den modernen Bildern widerspiegele. Aber auch ihre Sprachen seien etwas ganz Besonderes. Eine der zwölf heute noch erhaltenen Khoisan-Sprachen habe zum Beispiel 164 Konsonanten und rund 100 Klicklaute – für europäische Zungen so gut wie unaussprechbar. Ein solcher Klicklaut wird auch durch das Aufrufungszeichen im Namen der !Xun ausgedrückt.

Traumbilder in völlig anderer Perspektive

In den Gemälden, die nun im Mönchehaus zu sehen sind, tritt dem Betrachter oft eine völlig andere Perspektive entgegen als die Europäern gewohnte klassische Geradeaussicht. Der Blick von oben oder unten, von mehreren Seiten zugleich, unterschiedliche Ansichten und Proportionen oder auch der andere Umgang mit Bildformat und Begrenzung fallen auf. Krempel wies auch auf das völlig andere Verständnis von der Dauerhaftigkeit eines Kunstwerks hin. „Wenn ich etwas malen will, lege ich mich hin und fange an zu träumen. Und wenn ich am Morgen aufwache, zeichne ich mein Bild in den Sand und schaue, ob es mit meinem Traum übereinstimmt“, habe ihm einer der Künstler erzählt.

Referent Ulrich Krempel stellt die Kunst der !Xun und Khwe vor.

Referent Ulrich Krempel stellt die Kunst der !Xun und Khwe vor.

Die !Xun und Khwer waren Jäger und Sammler. Und so sind es vor allem Tiere, die ihre Kunst prägen. Tiere in einer reduzierten Landschaft und immer mit einem direkten Bezug zum Menschen, etwa als Jagdbeute, Nahrung oder Wesen mit einer metaphysischen Bedeutung. Eine große Bedeutung haben auch die Märchen und Legenden dieser Stämme, die von den Künstlern in eindrucksvollen Farben dargestellt wurden.

Was die !Xun und Khwe mit den Bayern gemeinsam haben

Die Bilder entstanden in den Jahren 1994 bis 2007 in einem Flüchtlingslager in Südafrika. Zusammengetragen hat die Sammlung die Einbeckerin Hella Rabbethge-Schiller. Von den rund 280 Gemälden und Linoldrucken, die sie besitzt, stellte sie 140 Werke für die Ausstellung zur Verfügung. Von den Künstlern lebt inzwischen niemand mehr. Und wie sieht es mit der Kunst und der alten Kultur der Khoisan aus? Ja, die Kultur werde noch gepflegt, sagte die Sammlerin.

Elefanten dringen ins Acker- und Weideland ein. Gemälde von Flai Shipipa.

Elefanten dringen ins Acker- und Weideland ein. Gemälde von Flai Shipipa.

Allerdings oft nur für die Touristen, eine Verdienstmöglichkeit der !Xun und Khwer. Im Prinzip sei es genau wie bei den Bayern, die ihre Lederhosen und Schuhplattler als Touristenattraktion inszenierten, meinte Rabbethge-Schiller augenzwinkernd.

Die Ausstellung „Bushman Art“ ist bis zum 16. April im Mönchehaus zu sehen. Am Mittwoch, 15. März, führt die Sammlerin Besucher durch die Räume. Beginn ist um 18.30 Uhr. Am Sonntag, 26. März, gibt es ab 11.30 Uhr ein Gespräch mit Rabbethge-Schiller und Mönchehaus-Direktorin Bettina Ruhrberg.

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