200.000 Euro fließen in Sanierung des Seesener Erdfallkraters

Der kleine See im Amtsgerichtspark, der nach der Teilverfüllung des Kraters übrig bleibt, wird die Seesener immer an den Erdfall vom Juni 2022 erinnern. Foto: Gereke
Das Staatliche Baumanagement Südniedersachsen als für die Teilverfüllung des Seesener Erdfalls zuständige Behörde macht die Schlussrechnung auf. Wie erhofft bleiben die Kosten mit 200.000 Euro weit unter dem einstmals im Raum stehenden Betrag.
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Seesen. „Die Kosten für die Teilverfüllung des Erdfalls können nunmehr mit rund einem Viertel der ursprünglich geschätzten Summe beziffert werden, also etwa 200.000 Euro“, teilt Marcus Rogge, Leitender Baudirektor beim Staatlichen Baumanagement Südniedersachsen in Clausthal-Zellerfeld, auf GZ-Nachfrage mit. Die Summe beinhaltet die Kosten für Baustelleneinrichtung, Verkehrsregelung und Absperrung, Herstellung und Rückbau der Baustraße inklusive provisorischer Zufahrt und teilweisem Ersatz des Zaunes des Privatgrundstücks, der Wasserhaltung durch Baufirma und Feuerwehr, die Verfüllung des Erdfalls, die Wiederherstellung der Oberflächen inklusive Raseneinsaat, Straßenreinigung und Wasserbausteine.

So präsentiert sich der Erdfallkrater im Juni aus der Vogelperspektive. Zahlreiche Bäume sind hineingestürzt, in der Senke sammelt sich Wasser. Foto: GZ-Archiv
Die 200.000 Euro sind dabei die Kosten, die das Land Niedersachsen zu tragen hat. „Die Teilverfüllung hatte den Vorteil, dass auf der Seite der Privatleute keine Sicherungsmaßnahmen erforderlich waren. Hier gab es nur geringe Bodenbewegungen, die von den Privatleuten mit der Baufirma direkt besprochen und auch abgerechnet wurden. Verfüllarbeiten auf dem Privatgrundstück wurden nicht vorgenommen“, so Rogge. Weil durch die Teilverfüllung das betroffene Privatgrundstück kaum tangiert wurde, konnte schließlich auch so schnell mit den Arbeiten begonnen werden, so der Leiter weiter.
220 Lkw-Ladungen
Für die Teilverfüllung benötigt wurden etwa 2000 Kubikmeter Kalkstein-Füllmaterial sowie rund 200 Tonnen Frostschutz-Kalkstein aus Münchehof, so Rogge. Hinzu kamen circa 210 Kubikmeter Mutterboden. Zusammen macht das rund 220 Lkw-Ladungen mit Material, die zum Erdfallkrater rollten.
Im vergangenen Juni war es im Park hinter der Burg Sehusa, dem Sitz des Amtsgerichts, zu dem Erdfall gekommen. Mit einem Ausmaß von rund 50 mal 15 Metern und einer Tiefe von etwa 20 Metern riss das Erdloch nicht nur den Weg weg, der Erdfall zerstört auch den erst im Jahr zuvor sanierten Regenwasserkanal und verschüttete die Seckau. Bundesweit sorgt das Ereignis für Schlagzeilen. So ungewöhnlich der Anblick eines solchen Lochs auch war, überraschend sei es nicht gewesen, erklärte das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie: „In einigen Gebieten Niedersachsens besteht der Untergrund aus wasserlöslichen Kalk- oder Gipsgesteinen. Löst Grundwasser diese Gesteine, bilden sich weitläufige Höhlensysteme. Im Laufe der Zeit werden diese Höhlen häufig instabil – Teile der Höhlendecke können einbrechen. Setzt sich ein solcher Einsturz bis an die Erdoberfläche fort und der Erdboden sackt ein, entsteht ein Erdfall“, so die Erklärung. In solch einem Erdfallgebiet liegt auch Seesen.
Thema neuer Ausstellung
In den folgenden Monaten drehte sich die Diskussion um die Sanierung des Erdfalls. Zunächst war von einer Komplettverfüllung des Kraters die Rede. Die entstehenden Kosten hätten zu einem Teil von einer Privatperson getragen werden müssen, weil der Erdfall auch dessen Grundstück in Mitleidenschaft gezogen hatte. Das lehnte der Privatmann jedoch ab.

Hat auch wieder seinen Platz im Amtsgerichtspark hinter der Burg Sehusa eingenommen: „Der Schlangenbändiger“ von Bildhauer Hermann Maria Jacobs. Der Bauhof hatte die Skulptur direkt nach dem Erdfall demontiert und in Sicherheit gebracht. Foto: Gereke
Ein zweites Gutachten im September kam dann zu dem Schluss, dass auch eine Teilverfüllung des Lochs, das in der Zwischenzeit voll Wasser gelaufen war, möglich ist. Im Frühherbst begannen die Arbeiten, für welche die Bundesstraße 248 innerorts voll gesperrt werden musste. Zurück bleibt ein kleiner See, um den sich jetzt der Weg durch den Park schlängelt. Bis an das Seeufer heran führt ein neuer Zaun, der das Privatgrundstück vom öffentlichen Park abgrenzt. Schilder weisen zudem darauf hin: Es ist zwar ein neues Gewässer entstanden, das Baden darin ist aber verboten. Auch der Schlangenmann, das Kunstwerk von Bildhauer Hermann Maria Jacobs, war nach dem Erdfall demontiert und evakuiert worden. Inzwischen hat „Der Schlangenbändiger“, so der offizielle Titel, wieder seinen Platz hinter dem Amtsgericht eingenommen.

Ein neuer Teich entsteht, aber das Baden ist verboten. Foto: Gereke
Den jüngsten Erdfall in der Seesener Geschichte greift übrigens jetzt auch Seesens Städtisches Museum auf. Anhand von Fotos und Artikeln wird eine Chronik der Ereignisse vom Juni vergangenen Jahres im Amtsgerichtspark nachgezeichnet. Daneben werden einzelne Dokumente und Bilder vergangener Erdfälle in Seesen präsentiert – inklusive der historisch bedeutendsten Erdfälle Reddekolk und Silberhohl. Die Besucher werden zudem aufgefordert, eigenes Material, Bilder, Dokumente und Erinnerungen zum aktuellen sowie zu länger zurückliegenden Erdfallereignissen für das Stadtarchiv beizusteuern, heißt es im Veranstaltungskalender der Stadt Seesen.