GZ-Podcast mit Lilly Kleinkauf: Darf eine Klimaschützerin fliegen?

In der neuen Folge des GZ-Podcast „Gäste-Zimmer“ tauschen sich Caterina Klaeden und Lilly Kleinkauf über das Thema Klimaschutz und Verzicht aus. Foto: Roß
Die 15-Jährige Lilly Kleinkauf steckt in einer Zwickmühle: Einerseits setzt sie sich bei "Fridays for Future" in Goslar gegen den Klimawandel ein, andererseits lautet ihr Herzenswunsch, einmal nach Neuseeland zu fliegen. In der neuen Folge des GZ-Podcast „Gäste-Zimmer“ tauscht sie sich mit Caterina Klaeden über das Thema Klimaschutz und Verzicht aus.
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Goslar. Lilly Kleinkauf ist hin- und hergerissen. Die 15-Jährige engagiert sich bei „Fridays For Future“ (FFF) in Goslar, verzichtet auf Fleisch und kauft sich selten neue Klamotten. Und wenn, dann sind sie nachhaltig produziert. Trotzdem hat sie einen Herzenswunsch: einen Austausch nach Neuseeland. „Ich bin da in der Zwickmühle. Ich kann nicht predigen, ihr sollt alle das Klima schützen und dann weit wegfliegen“, sagt sie im GZ-Podcast „Gäste-Zimmer“.
Sie überlegt, dafür Bäume im Stadtforst ihres Vaters zu pflanzen. Aber das ist eine Milchmädchenrechnung.“ Lilly kann verstehen, dass Menschen reisen und die Welt entdecken wollen. Das wolle sie selbst auch. „Man muss sich aber der Konsequenzen für den Klimawandel bewusst sein.“ Totaler Verzicht helfe niemandem, sagt sie. Vor allem, wenn alle anderen weitermachen wie bisher. Trotzdem ist sich Lilly sicher, dass Verzicht auch Gutes mit sich bringen kann: „Ich hätte auch nie gedacht, dass ich auf Fleisch verzichten kann. Aber es hat mir viele kreative Kochideen aufgezeigt.“ Ein Schlüsselerlebnis hat Lilly zur Aktivistin gemacht: „Ich habe eine Dame im Supermarkt freundlich gefragt, warum sie zur Plastiktüte greift und nicht zur Mehrwegtasche.“ Daraufhin sagte die Frau, das gehe Lilly nichts an.
„Aber es geht uns eben doch alle was an. Weil es unser Planet ist und unsere Zukunft.“ Also hat sich Lilly entschlossen, vor Ort aktiv zu werden. Die Schülerin ist im Organisationsteam von FFF Goslar. „Wir wollen nicht mehr nur auf die Straße gehen und anprangern“, sagt sie. Deswegen hat die Ortsgruppe die Coronaphase dafür genutzt, mit der Kommunalpolitik und Umweltverbänden zu sprechen. „Wenn wir nur die Straßen blockieren, werden wir nicht ernst genommen.“
Schuleschwänzen ist für Lilly ein Problem. „Ich möchte eigentlich keinen Unterricht verpassen, aber trotzdem was bewirken. Deswegen finde ich es cool, dass wir das in Goslar eigentlich immer nach der Schule gemacht haben.“
Die Aktivistin zählt fünf Punkte für den Klimaschutz auf: die Agrar-, die Mobilitäts- und die Energiewende sowie eine globale Klimapolitik. Der wichtigste Punkt ist für sie aber ein großer Umbruch: „Dass wir als Gesellschaft Klimaschutz wollen.“ Sie wünsche sich für alle einen Klick-Moment, wie sie ihn im Supermarkt hatte. Eine politische Karriere strebt Lilly nicht direkt an. „Man muss viele Kompromisse machen. Das ist schwierig für mich.“
Trotzdem schließt sie es nicht aus: „Aber ich will was verändern. Vielleicht kann die Politik dafür ein Weg sein, aber vielleicht kann man auch in die Forschung gehen und kreative, innovative Wege entwickeln, um Klimasünden klimafreundlicher zu gestalten.“
Ob Lilly wirklich eines Tages nach Neuseeland fliegen wird? Ausschließen will sie es nicht. Aber erst einmal fährt sie mit der Bahn in den Urlaub und plant eine Europatour – mit dem Fahrrad.