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Konzept in eigener Regie

Neustart: Beim Waldlehrpfad setzen sich die Förster den Hut auf

So sieht die Wasserstation auf demn Waldlehrpfad aktuell aus. Sie soll den Wald aus Quelle für die Stadt begreifbar machen.

So sieht die Wasserstation auf demn Waldlehrpfad aktuell aus. Sie soll den Wald aus Quelle für die Stadt begreifbar machen. Foto: Privat

Offiziell gibt es ihn schon gar nicht mehr. Die Kindertagesstätten haben ihn früher immer gern besucht. Jetzt will die Stadtforst den Waldlehrpfad ab dem Frankenberger Teich neu gestalten – und zwar für kleines Geld und mit lokalen Bezügen.

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Von Frank Heine
Sonntag, 15.09.2024, 08:00 Uhr

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Goslar. Nicht teuer und aufwendig unter auswärtiger Regie, sondern mit vergleichsweisen kleinem Geld, in eigener Hand und mit lokalen Bezügen soll der schon fast verschwundene und offiziell geschlossene Walderlebnispfad neu gestaltet werden, der am Frankenberger Teich startet. Die Ratspolitik ist jedenfalls überzeugt vom Konzept, das Försterin Paula Machunze im Ausschuss für Bildung, Familie und Soziales vorstellte.

Da brauchte es nicht erst des Hinweises von Betriebsleiter Marcel Möller, dass die Stadtforst die bisher taxierten 75.000 Euro noch „gerade so“ im eigenen Wirtschaftsplan für 2025 unterbringen könne. Was Herzberg-Revierleiterin Machunze zu den maximal zehn Stationen inhaltlich vortrug, ließ an argumentativer Klarheit nichts zu wünschen übrig. „Weniger ist mehr“, sagte sie zu den Planspielen rund um den Pfad, der eigentlich schon gar keiner mehr ist und einen ziemlich „traurigen Anblick“ bietet. Deshalb sollten die Verantwortlichen das Vorhaben „einfach und klein halten“, sodass es mit eigenen Kräften kontrolliert werden könne – mögliches Nachsteuern inklusive. Dafür sei andersherum alles auf den Goslarer Wald und seine Bewohner ausgerichtet – individuell und lebensnah.

Fuchsbau aus Beton

Was das bedeutet? Ein Fuchsbau soll aus Betonröhren zum Reinkrabbeln unterirdisches Leben nachempfinden lassen. „Erleben, wie ein Fuchs lebt“, heißt die Devise für jene Station, die in der Kalkulation gemessen an den anderen neun schon den höchsten Kostenfaktor ausmacht. Das Baumhaus der Waldtiere soll Spuren der heimischen Lebewesen in einem Sinnesspiel zeigen – zum Beispiel von Luchs und Gartenschläfer. Weitere Themen sind Holz als nachwachsender Rohstoff; frühere Bergwerksstollen, die heute Fledermäuse beherbergen; der Wald als Quelle für Goslars Trinkwasser; die noch vorhandenen Punkte Waldxylophon und Tierhochsprung; der Wandel von der Fichten-Monokultur zum Mischwald; die Bedeutung der Jagd samt Hege und Schutz der Tiere sowie das Totholz als Lebensraum.

Das Waldxylophon ist noch vorhanden und soll repariert und um eine Tafel ergänzt werden.

Das Waldxylophon ist noch vorhanden und soll repariert und um eine Tafel ergänzt werden. Foto: Privat

Zu klären sind laut Machunze noch Fördermöglichkeiten etwa durch die Bingo-Umweltstiftung und die N-Bank. Organisationen wie „Start Right“ könnten praktische (Bau-)Hilfe beisteuern. Kooperationen bieten sich an mit dem Fachbereich Umwelt und Gewässerschutz, mit der unteren Wasserbehörde und dem Fledermaus-Experten Siegfrid Wielert. „Nach oben ist noch ganz viel Luft, aber wir sollten im ersten Schritt erstmal anfangen“, riet Möller.

Stillstand seit 2019

Da wollte niemand widersprechen, zumal die letzten öffentlich vorgestellten Pläne schon fünf Jahre zurückliegen. Seitdem herrscht Stillstand. Das Konzept der Firma Hochkant hatte seinerzeit 13 Stationen umfasst, die damals schon mit gut 224.000 Euro zu Buche schlug. Vergessene Positionen, allgemeine Preissteigerungen, ungeklärte Fragen zu Folgekosten für Wartung und Pflege – die Verwaltung listete weitere Risikofaktoren auf. Ganz zu schweigen vom Transport der nicht kleinen Elemente auf engen Wegen in den Wald hinein. „Darüber hatte sich niemand Gedanken gemacht“, sagte Machunze.

„Perfekt in allen Punkten“

Und sie erhielt allgemeinen Zuspruch: „Perfekt in allen Punkten“, lobte der Linke Rüdiger Wohltmann. „Das Konzept wird selbst getragen und ist nicht drübergestülpt“, sagte Ausschussvorsitzende Renate Lucksch (SPD). „Eine extrem sympathische Lösung“, attestierte auch Ralph Bogisch (CDU) – schade nur um die verschenkte Zeit und das Geld für erste Konzeption. „Total spannend“, fand es Anja Voges (SPD). Als Chefin der Okeraner Kindertagesstätte St. Paulus prophezeite sie: „Die Kitas werden sich freuen.“ Diesen Ball nahm Ratsyoungster Niklas Prause humorvoll auf: „Ich freue mich auch und bin in der Kita auch gern dorthin gegangen vor ein paar Jahren.“

Die Schautafeln auf dem Gelände sind sicherlich reif für eine Überarbeitung.

Die Schautafeln auf dem Gelände sind sicherlich reif für eine Überarbeitung. Foto: Privat

Von Schillerschulen-Vize Uta Gröne gab es auch ein Daumen hoch. Siegfried Rey von der Seniorenvertretung bat noch um ein paar Bänke, damit begleitende Großeltern sich auch einmal hinsetzen könnten. Sebastian Wirth (Die Partei) bat um eine möglichst barrierearme Ausgestaltung wohl wissend, dass man im Wald sei. Andrea Simon regte als Behinderten-Beauftragte an, die Info-Tafeln vielleicht noch um Blindenschrift zu ergänzen.

Nicht lange fackeln

Die Politik war sich einig. Übrigens auch darin, wenn möglich nicht allzu viel Zeit verstreichen zu lassen. Denn die Verwaltung haben laut eigener Vorlage schon häufiger Rückmeldungen erreicht, dass sich trotz der Schließung und eingestellter aktiver Bewerbung doch immer wieder Touristen und Kita-Gruppen auf den übrig gebliebenen Weg machten und anschließend enttäuscht seien. Und wer will das schon.

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