In Goslar und Hahnenklee steigt der Gästebeitrag ab 2025 kräftig

Das Geld liegt zwar nicht überall auf der Straße, zeigt in diesem Fall aber die voraussichtlich neue Höhe des Goslarer Gästebeitrags ab 2025 an. Foto: Sowa
Der Schritt kommt nicht überraschend, aber jetzt liegen auch die konkreten Zahlen auf dem Tisch: In Hahnenklee soll das Übernachten pro Gast ab 2025 drei Euro kosten, in Goslar sogar 3,30 Euro. Von Vermieterseite wird Zustimmung signalisiert.
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Goslar/Hahnenklee. Wer in Goslar oder im Kurort Hahnenklee übernachten will, muss ab 2025 aller Voraussicht nach tiefer in die Tasche greifen. In Goslar soll der Gästebeitrag von 2,30 auf 3,30 Euro pro Person und Nacht steigen. In Hahnenklee sollen nur 70 Cent hinzukommen. Dort gelten ab Januar glatte drei Euro als Tarif – wenn der Goslarer Rat in seiner letzten Sitzung des Jahres am 10. Dezember zustimmt.
Die neuen Beitragssätze jedenfalls sind seit Montagnachmittag kommuniziert. Marina Vetter und Isabel Junior haben als Chefinnen der Goslarer-Marketing-Gesellschaft (GMG) und Hahnenklee-Tourismus-Gesellschaft (HTG) die Vermieter per Mail auf die geplante Anhebung hingewiesen. Der Grund ist praktischer Natur. Wer jetzt bereits Kontingente für 2025 verkauft oder Reservierungen annimmt, kann und sollte die neuen Sätze einpreisen. Planungssicherheit ist ein gerade von den Tourismus-Akteuren selbst eingeforderter Faktor. Die Vorstände der Interessengemeinschaft Goslarer Gastgeber (IGG) und der Hahnenklee-Bockswiese Touristik signalisieren auch deshalb offensive Zustimmung zum Vorhaben, weil sie eng in die Entscheidungsfindung eingebunden waren.
Keine Überraschung
Überraschend kommt der Schritt ohnehin nicht. Goslars Erster Stadtrat und Kämmerer Dirk Becker hatte mehrfach in öffentlichen Runden auf eine notwendige Erhöhung hingewiesen und eine rechtzeitige Vorinformation angekündigt. Zwar war meist von wohl drei Euro die Rede. Jetzt sollen es in Goslar noch 30 Cent mehr werden. Aber auch mit dem neuen Satz liege Goslar noch gut im Rennen, sagt Becker und verweist auf die Ostharzer Nachbarn in Wernigerode, wo ein Sprung auf 3,50 Euro ab 2025 angekündigt sei.
Als wesentlicher Grund für die Erhöhung ist in den Schreiben an die Vermieter die Notwendigkeit der Weiterfinanzierung des für Gäste kostenlosen Harzer Urlaubstickets (Hatix) ebenso angegeben wie ein allgemeines Angleichen des Beitrages an die umliegenden Harzorte. Bislang wird Hatix aus allgemeinen Haushaltsmitteln finanziert. Anders als bei Steuern, die zur allgemeinen Deckung herangezogen werden könne, müsse die Stadt beim Gästebeitrag auch den Aufwand darlegen. So dürfen aus den Einnahmen zwar die Kosten für Veranstaltungen und Infrastruktur wie Tourist-Infos oder einem Kurpark-Unterhalt beglichen werden, nicht aber die reine Marketingarbeit. Zur Einordnung: Für Goslar sind laut Becker aktuell 650.000 Euro und für Hahnenklee 880.000 Euro als Kalkulation in den Haushalt 2024 eingesetzt.
Warum zieht Hahnenklee nicht im Gleichschritt mit? Aufgrund des Kurstadt-Prädikats gelten dort laut HTG-Chefin Junior andere Berechnungsgrundlagen, in die nur laufende Planungen von zwei Jahren hineinspielen dürfen, nicht aber etwa in Ferne geplante größere Projekte. In Hahnenklee sei der Beitrag seit mehr als einem Jahrzehnt nicht angepasst worden. Dort gilt laut Junior aktuell eine Beitragsfreiheit für Kinder bis fünf Jahren. Der Nachwuchs bis 17 Jahre zahlt die Hälfte, wobei jedes dritte Kind in dieser Spanne frei ist. Wie auch in Goslar sind beruflich veranlasste Übernachtungen beitragsfrei. In Goslar wiederum sind alle Kinder bis 17 Jahren frei.
Kaum Kritik eingegangen
Und Goslar will aus Hahnenklee den Passus übernehmen, dass Schwerbehinderte ebenfalls befreit werden. Seit Einführung des Beitrags dort im Juli 2019 habe es keine Erhöhung gegeben, erklärt GMG-Geschäftsführerin Vetter. Die Entscheidung sei „eigentlich längst überfällig“ gewesen in einer Stadt mit der Goslarer Angebotsstruktur. Es sei immer eine Strategiefrage, ob man einmal kräftiger und dann länger nicht mehr oder eben in kürzeren Abständen erhöhe. Vetter hatte bis Dienstag nur drei Rückmeldungen erhalten, wo es zweimal um konkrete Nachfragen ging. Nur der Vermieter einer Ferienwohnung schimpfte über die Ankündigung als „Frechheit“. Aus Hahnenklee meldet Junior eine erboste Reaktion ob der Kurzfristigkeit der Ankündigung.
Von den Tourismusvereinen kommt klare Zustimmung. „Das ist alles okay, da sind wir konform“, sagt Niklas Suliktsis als IGG-Vorsitzender. Er wünscht sich für die Zukunft jedoch nicht nur Diskussionen über die Höhe des Beitrages, sondern auch gezielter über mehr Leistung für den Gast. Ist das Hatix in diesem Sinne auch okay? Ja, sagt Suliktsis, viele Gäste nutzten diesen Vorteil, wobei Gäste seine „Villa Saxer“ eher mit dem Auto ansteuerten. „Wir sehen den Schritt völlig unkritisch und haben ausführlich im Vorstand und im HTG-Aufsichtsrat diskutiert“, meldet Lydia Böttcher aus Hahnenklee. Sie erinnert noch einmal an gestiegene Mehrwertsteuersätze, weil Hahnenklee künftig nicht mehr als heilklimatischer, sondern nur noch als Luftkurort punkten kann. Aber gerade Hatix werde sehr gut genutzt: „Teilweise sind die Busse sogar übervoll.“