Schlaganfall mit 16 Jahren: Larissa braucht einen Spezial-Anzug

Larissa Christoph bei ihrem Physio in Hildesheim: Der Hightech-Anzug steigert ihre Bewegungsfähigkeit in einem Maß, wie es kein anderes Hilfsmittel und keine andere Therapie vermag. Foto: Privat
Seit ihrem Schlaganfall leidet Larissa Christoph, 20 Jahre, aus Schladen unter chronischen Schmerzen. Der „Mollii Suit“ hilft ihr bei den Beschwerden. Eine Spendenaktion wurde ins Leben gerufen, um ihr diesen Anzug zu finanzieren.
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Schladen. „Lesen und Schreiben waren für mich nicht mehr möglich. Mit sehr viel Training konnte ich dies aber größtenteils wieder erlernen“, erzählt die inzwischen 20-Jährige, die auf das Niveau der zweiten Klasse zurückgefallen war. Seitdem kämpft sie um jeden kleinen Fortschritt.
Doch das bislang wirkungsvollste, aber auch teuerste Hilfsmittel wird ihr von der Krankenkasse verweigert. Es geht um einen Hightech-Spezialanzug, der das unterbrochene Zusammenspiel von Nerven und Muskeln verbessert. Peter König, Geschäftsführer der PK-Service gUG aus Goslar, will sich das bislang erfolglose Gezerre mit der Krankenkasse nicht länger mit ansehen. Er will das Geld zur Finanzierung des Anzugs für rund 11.500 Euro auf anderen Wegen zusammenbringen. König, einst mit seinem Verein „Rampen für Goslar“ für mehr Teilhabe von beeinträchtigten Menschen aktiv, kündigt ein Spendenkonzert an, um Larissa den „Mollii Suit“ zu finanzieren. Außerdem läuft auf einer Spendenplattform im Internet eine Aktion für Larissa Christoph.
Spendenkonzert im DGH
Das Konzert soll am 29. März 2025 im Dorfgemeinschaftshaus Schladen stattfinden. „Die Veranstaltung beginnt mit einem Handarbeitsmarkt, der Besuchern die Möglichkeit bietet, lokale Handwerkskunst zu entdecken. Dabei können handgefertigte Artikel wie Strickwaren, Schmuck und Dekorationsgegenstände erworben werden, wobei Teile des Verkaufserlöses ebenfalls in den Spendentopf für Larissa fließen“, erzählt König. „Abends heizen Hendrik Thiel, Peter Kerlin und die Band 3/4 Helden dem Publikum musikalisch ein. Alle Acts haben sich mit Herzblut bereit erklärt, den guten Zweck zu unterstützen. Karten werden an der Abendkasse erhältlich sein.“
Der genaue Preis steht noch nicht fest.
Larissas Schlaganfall hatte tiefgreifende Folgen: eine rechtsseitige Teillähmung, Gleichgewichtsstörungen, chronische Schmerzen und Darmlähmungen. „Ich musste wieder lernen, wie man läuft“, beschreibt sie den brutalen Einschnitt in ihr Leben. Trotz intensiver Therapien bleiben ihre Nerven geschädigt. Der „Mollii Suit“ könnte mit elektrischen Impulsen ihre Nerven reaktivieren und ihr dabei helfen, viele tägliche Einschränkungen zu überwinden. „Tests mit dem Anzug zeigten beeindruckende Ergebnisse: Larissa konnte sich besser bewegen, Schmerzen und Übelkeit wurden gelindert, sie war deutlich stabiler“, berichtet König.
Wundervolle Wirkung
Larissa erzählt von ihren Erfahrungen mit dem Anzug: „Nach jeder Testphase konnte ich drei Tage lang fast schmerzfrei leben und mich besser konzentrieren. Es gibt nichts Vergleichbares, das mir so effektiv helfen könnte.“ Neben der Verbesserung ihrer Beweglichkeit verspricht der Anzug auch Erleichterung bei ihrer Darmlähmung und eine Reduktion der starken Medikamente, die sie derzeit einnehmen muss.
„Den ‚Mollii Suit‘ müsste ich eigentlich dreimal die Woche für eine Stunde am Tag tragen. Ich hätte damit viele Verbesserungen, die meinen Alltag, mein Leben, meine Gesundheit und die meines direkten Umfeldes immens erleichtern würden. Ich könnte wieder viel mehr machen wie unter anderem einem Hobby nachgehen und vielleicht auch für ein paar Stunden einer Tätigkeit nachgehen, meine sehr starken Medikamente reduzieren und irgendwann ganz weglassen und auf natürlichere Art und Weise meine Nerven und meinen Körper trainieren und bei der Regeneration unterstützen. Ich habe das Glück, dass meine Nerven nur stark beeinträchtigt und geschädigt wurden und nicht abgestorben sind. Doch ohne Training der Nerven werden die Schädigungen immer größer. Leider gibt es keine andere Methode, welche die Nerven auf diese Art und Weise antriggert und trainiert und an ihre Aufgabe erinnert. Auch Physiotherapie und Ergotherapie kann dies nicht, da diesen Therapien leider auch keine ähnlichen Hilfsmittel oder Geräte zur Verfügung stehen.“
Während Larissa von der Rückgewinnung eines selbstbestimmten Alltags träumt, bleibt die Krankenkasse stur. Die Kosten für den Anzug werden nicht übernommen, da er nicht als offizielles Hilfsmittel anerkannt und nicht im verbindlichen Katalog gelistet ist. Dabei basiert die Technologie des Anzugs auf bewährten Methoden wie Reizstrom, jedoch in einer innovativen Anwendungsform, die den gesamten Körper gleichzeitig stimuliert. „Es ist mir unbegreiflich, dass moderne Technologien, die nachweislich helfen, den Menschen durch Bürokratie vorenthalten werden“, sagt König. „Viele Betroffene, die von ähnlichen Einschränkungen geplagt sind, kämpfen mit solchen Hindernissen.“
Die Wirksamkeit des Anzuges zeigt sich unabhängig von der Finanzierung immer im Einzelfall.
Auf GoFundMe
So ist Larissa auf Unterstützung aus der Zivilgesellschaft angewiesen, um ihre Lebensqualität nachhaltig zu steigern. „Jede Spende bringt mich meinem Ziel näher und gibt mir Hoffnung auf ein selbstständigeres Leben“, hofft sie auf rege Teilnahme an den Aktionen mit dem Spendenkonzert als Höhepunkt in ihrer Stadt.
Das Spendenkonzert ist ein bewährtes Format von Peter König seit „Rampen für Goslar“. Der Verein organisierte Konzerte, um danach mobile Rampen gratis an Geschäfte, bedürftige Private und Institutionen auszugeben. „Diese Rampen sind nach wie vor überall in der Region zu finden.“
Auch wer an dem Konzertabend im DGH in Schladen nicht teilnehmen kann, hat schon jetzt die Möglichkeit, online zu spenden. Hierzu wurde ein Account auf der etablierten Internet-Plattform GoFundMe eingerichtet. Der Link zur Aktion für Larissa lautet: https://gofund.me/ca12893b. Dort erzählt sie sehr ausführlich und offen ihre Geschichte.
Zusätzlich wurde ein Spendenkonto für Larissa eingerichtet: DE 04 3701 9000 1011 0476 21, Stichwort Larissa. Einzelheiten zum Benefiz-Konzert folgen.