Zähl Pixel
Stiftungskonzert in der Kaiserpfalz

Partnerstädte Goslar und Beroun beschließen Musik-Kooperation

In aller Freundschaft: Zum Auftakt der neuen musikalischen Partnerschaft zwischen Goslar und Beroun spielten das Prager Kammerorchester unter Leitung von Ludmilla Pavlová (zweite von links) und die Solo-Klarinettistin Anna Paulová (stehend) in der Kaiserpfalz.

In aller Freundschaft: Zum Auftakt der neuen musikalischen Partnerschaft zwischen Goslar und Beroun spielten das Prager Kammerorchester unter Leitung von Ludmilla Pavlová (zweite von links) und die Solo-Klarinettistin Anna Paulová (stehend) in der Kaiserpfalz. Foto: Martin Schenk

Die Partnerstädte Goslar und Beroun wollen nun auch musikalisch zusammenarbeiten: Das Internationale Musikfest Goslar – Harz und das Klassik-Festival „Talichuv Beroun“ schlossen einen Kooperationsvertrag. Zum Start spielte das Prager Kammerorchester.

author
Von Petra Hartmann
Montag, 19.08.2024, 12:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Goslar. Jetzt wird das Internationale Musikfest Goslar – Harz noch internationaler: Beim Stiftungskonzert am Samstagnachmittag, das bezeichnenderweise unter dem Motto „Freundschaft“ stand, schlossen die Goslarer Musikfreunde eine besondere Kooperation mit der tschechischen Partnerstadt Beroun.

Das Goslarer Musikfest will ab jetzt mit dem Klassik-Festival „Talichuv Beroun“ zusammenarbeiten. Feierlich unterzeichneten in der Kaiserpfalz die Berouner Bürgermeisterin Soňa Chalupová und die Goslarer Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner sowie die Berouner Festival-Leiterin Karolina Froňková und der Goslarer Musikfest-Leiter Prof. Johannes Krebs die Verträge in vierfacher Ausfertigung. Geplant ist, dass Künstlerinnen und Künstler der Festival-Partner auch in der jeweils anderen Stadt auftreten und so das kulturelle Leben beider Städte bereichern und die Freundschaft vertiefen.

Freundschafts-Konzert mit Prager Kammerorchester

Dass in dieser Partnerschaft viel Musik steckt, zeigte sich bereits, als die Tinte unter den Urkunden noch nicht ganz getrocknet war. Denn die neuen Partner hatten zum Auftakt ein wahrhaft großartiges Freundschafts-Konzert gestaltet, das gleichzeitig der Prolog zum Talichuv-Festival wurde:

Zu Gast in Goslar war das Prager Kammerorchester, eines der vier ältesten Kammerochester Europas, mit Konzertmeisterin Ludmilla Pavlová und der Klarinettistin Anna Paulová.

Paulová beeindruckte die knapp 180 Zuhörer bereits mit den ersten Tönen des Auftaktstücks „Clarinetto“, Concertino für Klarinette und Streicher op. 11 des tschechischen Komponisten Ondřej Kukal (geb. 1964). Das Stück aus dem Jahr 1990 überraschte durch seine frischen, teilweise jazzig anmutenden Klänge und gab der Solistin Gelegenheit zu gleichermaßen gefühlvollem wie dynamischem Spiel.

Mozart-Sinfonie mit festlichem Klang

Festlich und klangvoll folgte nach dem Einzug der bis dahin nicht beteiligten Bläser Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 21 A-Dur KV 134. Der nun vollere Ton bot einen interessanten Kontrast zu dem eher intimen Zusammenspiel der Streicher und der Klarinettistin. Mozarts sehr romantische Sinfonie, teils sensibel, dann wieder ausgesprochen leidenschaftlich, begeisterte das Publikum, das lang anhaltend applaudierte.

Und doch war dieser Zuspruch nichts gegen den Beifall, den das dritte Stück erntete: Das Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur KV 622, ebenfalls von Mozart, zeigte erneut die Fähigkeiten und Ausdrucksstärke der Klarinettistin Anna Paulová. Sehr schön zu beobachten war auch das innige Einverständnis der Solistin mit Konzertmeisterin Ludmilla Pavlová an der Geige. Ein Team, das gut aufeinander eingespielt war, und ein Orchester, dem man die Jahrzehnte währende Erfahrung anmerkte.

Die ungeheure Wirkung die Mozarts Klarinetten-Konzert beim Publikum hervorbrachte, war allerdings auch den Bildern zu verdanken, die die Töne bei Filmfreunden sofort erzeugten: „Jenseits von Afrika“, flüsterte es leise durch die Reihen. Eine starke Assoziation, die wohl untrennbar mit dem Stück verbunden bleiben wird.

Standing Ovations

Als die letzten Noten verklungen waren, hielt es das Publikum nicht mehr auf den Stühlen. Mit Standing Ovations feierten die Zuhörer Paulová, Pavlová und das Prager Kammerorchester. So lange und so ausdauernd applaudierten die Goslarer, dass einfach noch eine Zugabe kommen musste. Und Klarinettistin Paulová setzte erneut ihr Instrument an die Lippen. Zarte, sensible Töne, diesmal Klarinette pur, zeigten, wie schön sich das Instrument auch völlig ohne Begleitung anhören kann. Paulová spielte einen Auszug aus Mozarts Klarinettenquintett KV 581 und riss erneut alle zu nicht enden wollendem Beifall hin.

Ein Auftakt nach Maß für die musikalische Partnerschaft und ein Versprechen für eine wunderbare musikalische Zukunft. Oder, wie es Johannes Krebs zum Beginn angesichts der weltpolitischen Lage als Losung ausgegeben hatte: „Wir Musiker können das, was in der Welt passiert, nicht ändern. Aber wir können darauf antworten, indem wir noch intensiver und schöner und passionierter musizieren als jemals zuvor. Lassen wir nun die Musik sprechen.“

Chorkonzert für den Frieden

Bereits am Freitag hatte das Musikfest mit dem Konzert „Verleih‘ uns Frieden“ in der Marktkirche ein Zeichen für die friedensstiftende Macht der Musik gesetzt. Gleichzeitig war es eine Premiere in der Geschichte des Festivals: Erstmals trat ein Chor auf, nämlich das preisgekrönte „Junge Vokalensemble Hannover“ unter der Leitung von Klaus-Jürgen Etzold, das ein interessantes Programm aus geistlicher und weltlicher Chormusik bot.

Humorvoll, fröhlich und tierisch ging es am Sonntagmittag in der Kaiserpfalz zu: „Die Bremer Stadtmusikanten ... wie es wirklich war“, lautete der Titel des märchenhaften Blechbläser-Familienkonzerts, gestaltet vom Quintett „BRASSerie“, und die fünf Tiere hatten einiges geradezurücken, was die Brüder Grimm bei der Aufzeichnung ihrer Abenteuer falsch berichtet hatten.

Was die Grimms unterschlagen haben

Fünf Tiere? Ja, genau, das ist schon der erste Fehler. Denn die beiden Märchen-Brüder hatten den kleinsten des Quintetts unterschlagen: Hansss Hummel, dargestellt vom Tubaspieler Karl Berkel, zeigte nicht nur Humor und norddeutschen Charme, grüßte mit „Moin“ (und nicht mit „Hummel, Hummel“) und beeindruckte durch seine flinken Finger. Unfassbar, dass jemand die dicke, behäbige Tuba so schnell spielen kann. Fast schien es physikalisch unmöglich. Aber die Hummel weiß das nicht und spielt trotzdem.

Mit zwei Tropeten waren Björn Bein und Karl Berkel auf dem Weg nach Bremen. Sie verkörperten den Hund und die Katze. Übrigens eine historisch korrekte Besetzung, denn um 1500 gehörten zwei Trompeter zu den Bremer Ratsmusikern. Zwei Musiker wie sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Denn während der rastalockige Hund „Bob“ aus Jamaika lockeren Reggae-Sound blies, strich die geschniegelte US-Katze („Mein Name ist Donald Trump. Meine Freunde nennen mich ... ähm ... ich habe ja gar keine Freunde“) mit Jazzmusik durchs Publikum. Hornist und Esel Matthias Berkel dagegen ließ seinen Telemann hochleben: „Wer die Musik nicht liebt und ehret, wer diese Kunst nicht gerne höret, der ist und bleibt ein Esel.“

Und der Hahn? Monsieur Coq animierte das Publikum in bester Gotthilf-Fischer-Manier zum Kanon „Der Hahn, er lebt“. Klar, dass die vielen jungen und junggebliebenen Gäste des Familienkonzerts da sofort mit vollem Stimmeinsatz mitmachten. Fazit des Hahns, bevor er die Marseillaise auf der Posaune schmetterte: „Jungs sehr gut, Mädchen fantastique und Erwachsene so lala.“ Bleibt nur die Frage, warum die fünf unbedingt nach Bremen wollten. Der rasende Applaus machte eindeutig klar: Goslar hätte auch gern solche Stadtmusikanten.

Ein Vertrag, der die musikalische Städtepartnerschaft besiegelt: Die Goslarer Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (von links), der Goslarer Musikfestleiter Johannes Krebs, die Leiterin des Klassik-Festivals „Talichův Beroun“ Karolina Froňková und die Berouner Bürgermeisterin Soňa Chalupová unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung.

Ein Vertrag, der die musikalische Städtepartnerschaft besiegelt: Die Goslarer Oberbürgermeisterin Urte Schwerdtner (von links), der Goslarer Musikfestleiter Johannes Krebs, die Leiterin des Klassik-Festivals „Talichův Beroun“ Karolina Froňková und die Berouner Bürgermeisterin Soňa Chalupová unterzeichnen die Kooperationsvereinbarung. Foto: Martin Schenk

Blick ins Publikum: Das Prager Kammerorchester begeisterte seine Zuhörer in der Kaiserpfalz.

Blick ins Publikum: Das Prager Kammerorchester begeisterte seine Zuhörer in der Kaiserpfalz. Foto: Martin Schenk

Die Bremer Stadtmusikannten: Das Blechbläserquintett "BRASSerie" erzählt, wie es damals wirklich war mit Esel, Hund, Katze, Hahn ... und Hummel.

Die Bremer Stadtmusikannten: Das Blechbläserquintett "BRASSerie" erzählt, wie es damals wirklich war mit Esel, Hund, Katze, Hahn ... und Hummel. Foto: Hartmann

Hund Bob aus Jamaika bringt Reggae-Feeling in die Kaiserpfalz, während Hahn Coq die Marsellaise anstimmt und Hansss Hummel mit der Tuba zu Höhenflügen ansetzt.

Hund Bob aus Jamaika bringt Reggae-Feeling in die Kaiserpfalz, während Hahn Coq die Marsellaise anstimmt und Hansss Hummel mit der Tuba zu Höhenflügen ansetzt. Foto: Hartmann

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region