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„Bewerberlage nicht ausreichend“

Chefstelle fürs Stadtarchiv muss erneut ausgeschrieben werden

Ein Büro, das bald frei wird: Im Stadtarchiv wird ein Nachfolger für den langjährigen Leiter Ulrich Albers gesucht, der Ende des Jahres in den Ruhestand wechselt.

Ein Büro, das bald frei wird: Im Stadtarchiv wird ein Nachfolger für den langjährigen Leiter Ulrich Albers gesucht, der Ende des Jahres in den Ruhestand wechselt. Foto: Heine

Das könnte knapp werden: Eigentlich will Ulrich Albers seinen Nachfolger an der Spitze des Goslarer Stadtarchivs noch einarbeiten, bevor er Ende des Jahres in Ruhestand geht. Die erste Ausschreibung der Stelle blieb jetzt aber ohne Erfolg.

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Von Frank Heine
Dienstag, 13.08.2024, 14:00 Uhr

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Goslar. Es sind keine schönen Nachrichten, die kurz nach den Sommerferien aus der Stadtverwaltung nach außen dringen. Der Fachkräftemangel lässt offenkundig grüßen: Nachdem die Bewerbungsfrist für die Stelle der Stadtarchivleitung abgelaufen war, haben die Verantwortlichen die eingegangenen Unterlagen gesichtet. Nach Auskunft von Stadt-Sprecherin Daniela Siegl stellten sie fest, dass die Bewerberlage nicht ausreichend ist. Das Verfahren wurde deshalb abgebrochen. „Es ist davon auszugehen, dass die Stelle in Kürze erneut ausgeschrieben wird“, heißt es in der Antwort auf eine GZ-Anfrage weiter.

Das bedeutet einen herben Rückschlag in den Bemühungen, einen Nachfolger für den langjährigen Archivchef Ulrich Albers zu finden – und zwar so rechtzeitig, dass er an der Seite von Albers noch eingearbeitet werden und Tipps aus einem reichen Erfahrungsschatz mitnehmen kann. Bis Ende der Frist waren nach Siegl genau ein Dutzend Bewerbungen eingegangen. Nachdem sich Kandidaten ursprünglich bis zum 14. Juli hätten melden können, hatte die Stadtverwaltung wegen der Sommerferien noch einmal bis zum 4. August verlängert. Eigentlich sollten ab Donnerstag die Vorstellungsgespräche beginnen.

Besonderes Berufsbild

„Uns war klar, dass wir einen Menschen für eine Stelle mit einem sehr besonderen Aufgaben-Portfolio und Berufsbild suchen“, erklärt Martin Mahnkopf (SPD) als Vorsitzender des Kulturausschusses. Tiefe historische Kenntnisse paarten sich mit technischen Herausforderungen, weil Städte heutzutage in erster Linie ihre Akten und Dokumente digital archivierten, in Goslar aber ein echter Schatz etwa mit Kaiserurkunden aus dem Mittelalter zu betreuen sei. Wer fachlich so breit aufgestellt sei, der suche seinen Job vielleicht auch eher in einem urbanen Umfeld.

Kulturfachbereichsleiterin Marleen Mützlaff und Stadtarchivchef Ulrich Albers beim Niedersächsischen Archivartag, der Mitte April 120 Teilnehmer in den neuen Goslarer Kulturmarktplatz lockte.

Kulturfachbereichsleiterin Marleen Mützlaff und Stadtarchivchef Ulrich Albers beim Niedersächsischen Archivartag, der Mitte April 120 Teilnehmer in den neuen Goslarer Kulturmarktplatz lockte. Foto: Heine

Auf der anderen Seite habe die Stadt die Stelle aber auch schon in der Besoldung von A11 auf A13 gehievt, was im Beamtenbereich eine sehr gute Dotierung bedeute. Und nicht zu vergessen der Arbeitsplatz in einem modernen und frisch sanierten Kulturmarktplatz mit all seinen Möglichkeiten. „Kein Vergleich zu den alten Räumlichkeiten an der Zehntstraße“, meint Mahnkopf. Für eine neue Ausschreibung sollte überlegt werden, die Anforderungen inhaltlich vielleicht noch etwas weiter zu streuen, um geeignete Kandidaten für die Albers-Nachfolge aufzutun.

Seit 1989 an der Spitze

Was will die Stadt Goslar? Möglichst ab sofort, spätestens aber bis zum Jahreswechsel eine neue Spitze für ihr historisch einmaliges Archiv finden. Der bisherige Leiter Ulrich Albers hatte wie berichtet 1982 in der Einrichtung angefangen und sie seit 1989 als Nachfolger von Werner Hillebrand geleitet. Er geht Ende dieses Jahres in den Ruhestand. Die bisherige Ausschreibung sah vor, dass sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin eine Laufbahnbefähigung für den höheren Archivdienst oder ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einer einschlägigen Fachrichtung sowie den Master in Archivwissenschaft oder eine archivarische Staatsprüfung haben sollte.

Der Rat hatte während seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause finanziell nachgebessert. Um möglichst viele qualifizierte Bewerber für Goslar zu interessieren, hob er die Besoldung für die Stelle deutlich an. Im Stellenplan war sie nach der Gruppe A12 einsortiert und mit dem Sperrvermerk Dienstpostenbewertung versehen. Eine solche Bewertung hat nun offenbar ergeben, dass ein wissenschaftlich-fachlicher Schwerpunkt zu setzen ist und eine Besoldung nach A13 gerechtfertigt ist. Was im Übrigen dem Einstiegsgehalt einer Lehrkraft in Niedersachsen entspricht. Die vorhandene Stelle ist nach A11 bewertet.

Die neue Archivleitung wird Vorgesetzte von derzeit neun Beschäftigten und ist zuständig für Planung und Organisation aller archivischen Aufgaben. Sie soll Forschungsprojekte initiieren, steuern und koordinieren sowie bei fachlichen Fragestellungen die Verwaltung beraten. Auch Nutzer der Einrichtung sollen wissenschaftlich betreut werden. Archivpädagogik, Digitalisierung sowie historische Vermittlungsarbeit stehen ebenfalls im Portfolio.

Die schöne Hülle

Es war übrigens Albers selbst, der Ende Januar im Kulturausschuss zur personellen Lage seiner Einrichtung eine ernüchternde Bilanz gezogen und eine politische Debatte ausgelöst hatte. Zehn Mitarbeiter auf achteinhalb Stellen, von denen eine halbe Stelle wegen Dauererkrankung nur auf dem Papier existierte, seien für ein so großes und altes Archiv mit echten Historienschätzen eigentlich zu wenig. Nach dem Umzug in die neuen Räume an der Abzucht sagte er: „Wir müssen jetzt alle sehen, dass es nicht nur bei einer schönen Hülle bleibt, sondern das Archiv auch seinen Aufgaben nachkommen kann.“

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