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Sisters of Comedy im Kulturkraftwerk

Breite Palette der Emotionen: Tränen der Freude und Trauer

Eine Herausforderung: Lina Lärche holt sich zwei Assistenten aus dem Publikum auf die Bühne.

Eine Herausforderung: Lina Lärche holt sich zwei Assistenten aus dem Publikum auf die Bühne. Foto: Zietz

Die „Sisters of Comedy“ hatten dieses Mal nicht nur Comedy parat. Es war ein Abend der Kontraste, der Emotionen und Gefühle. Vier Frauen begeistern volles Kulturkraftwerk.

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Von Sabine Kempfer
Donnerstag, 07.11.2024, 04:00 Uhr

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Goslar. Für eine Comedy-Show war der Montag ein ungewöhnlicher Abend. „Thema verfehlt“, hätte vielleicht unter der Klassenarbeit gestanden – eins. Der Abend von Frauen nicht nur für Frauen hatte es in sich, er reichte von Klamauk über tiefe Gefühle bis hin zu Poesie und bot daher alle Voraussetzungen für ein paar Stunden beste Unterhaltung im Kulturkraftwerk. Und da es sich beim Format der „Sisters of Comedy“ auch noch um eine Benefiz-Show handelt, konnte die Präsidentin des Zonta-Clubs Goslar, Claudia Kreisel, 4410 Euro mitnehmen, die, noch einmal aus den eigenen Reihen aufgestockt, ans Goslarer Frauenhaus weitergereicht werden.

Will endlich Groupies: Bühnenpoetin Katja Hofmann aus Halle an der Saale.

Will endlich Groupies: Bühnenpoetin Katja Hofmann aus Halle an der Saale. Foto: Zietz

Jeder 1. Montag im November

Möglich ist das durch Spenden des Publikums, vor allem aber dadurch, dass sich alle Akteurinnen mit Aufwandsentschädigungen begnügen, wie Renate Lucksch vom Kleinkunstverein eingangs mitteilte. Sie kündigte „tolle Frauen, die tolle Programme machen“ an, jedes Jahr am ersten Montag im November. Den Anfang machte die Frau, die am Montag alles umrahmte, Lina Lärche aus Berlin, Patin des Abends und gleichzeitig die einzige Akteurin, die den Schwerpunkt auf Comedy setzte.

Die Singer-Songwriterin Felice singt den traurigsten Song des Abends.

Die Singer-Songwriterin Felice singt den traurigsten Song des Abends. Foto: Zietz

„I am so glad that you are more than four“, sagte sie untertreibend, schließlich waren die „Sisters“ schon seit geraumer Zeit ausverkauft. Denen, die angesichts ihrer etwas schrillen Erscheinung mit Glitzer und Plastik(blumen)schmuck etwas staunten, hielt sie entgegen, sie sei echt – noch keine KI. Wie passend, war doch kürzlich erst ein Pro-Goslar-Abend über KI über diese Bühne gegangen.

Lina Lärche hätte den Abend wohl auch alleine bestreiten können, aber sie bereitete den besten Boden für ihre drei „granateusen“ Mitstreiterinnen, zwei Poetry-Slammerinnen und eine Sängerin. Letztere, Felice (in Goslar bekannt aus dem Duo Felice & Cortes), kam in weißem Gretchen-Kleid und Samt-Stimme auf die Bühne und hatte es in sich. Sie führte das überwiegend weibliche Publikum mit ihrer bemerkenswerten Stimme und tief traurigen Gitarren-Songs über Verluste nach ganz unten – doch Lina Lärche ließ es dort nicht liegen. Sie schaffte es, Tränen der Rührung in kürzester Zeit wieder in Lachtränen zu verwandeln, sie hält den Kippschalter der Emotionen in ihrer Hand.

Mit dabei im Kampf um die Gleichberechtigung auf deutschen Kleinkunstbühnen: Katja Hofmann aus Halle an der Saale, außerdem die gebürtige Britin Jacinta Nandi. Beide gaben Kostproben ihrer Texte als Poetry-Slammerinnen. Katja Hofmann gefiel mit ihrem Ruf nach Groupies – warum nur haben es Frauen da so schwer? Jacinta Nandi outete sich als „schlechteste Hausfrau der Welt“, ein harter Contest im „Schlampenwettbewerb“ – das ermöglichte allen Frauen im Publikum, die Zweifel an ihrer Unfehlbarkeit hegen, sich einmal ein bisschen besser zu fühlen.
Outet sich als „schlechteste Hausfrau der Welt“: Jacinta Nandi aus London.

Outet sich als „schlechteste Hausfrau der Welt“: Jacinta Nandi aus London. Foto: Zietz

Eine gesungene Umarmung

Auch die zweite Hälfte des Abends war vergnüglich, die so unterschiedlichen Darbietungen formten sich bei aller Vielfalt zu einem großen Ganzen. Felice performte unfreiwillig noch den Wechsel einer 9-Volt-Batterie, „fucking perfect“ ist die Welt eben nur bei „Pink“, deren Lied Felice dann sang, nicht ohne den Frauen am Ende zuzurufen: „Ihr seid genauso richtig, wie ihr seid!“ Am Ende und nach einer „gesungenen Umarmung“ stimmte alles und die sportlich-groteske Performance von Lina Lärche, die noch zwei Herren aus dem Publikum um Bühnenassistenz gebeten hatte, war noch mal ein optisches und amüsantes Sahnehäubchen. Wer „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ noch nie auf sächsisch gehört hat, sollte dies dringend nachholen.

Sie freut sich über einen Erlös von 4410 Euro für das Frauenhaus: Zonta-Club-Präsidentin Claudia Kreisel.

Sie freut sich über einen Erlös von 4410 Euro für das Frauenhaus: Zonta-Club-Präsidentin Claudia Kreisel. Foto: Zietz

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