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GZ-Adventsserie 2021

Zipfenpuppe vom Christkind

Vom Christkind die heiß ersehnte „Zipfenpuppe“: Erinnerungen an ein schönes Weihnachtsfest in den 1950er Jahren.  Foto: Privat

Vom Christkind die heiß ersehnte „Zipfenpuppe“: Erinnerungen an ein schönes Weihnachtsfest in den 1950er Jahren. Foto: Privat

„Mein schönstes Weihnachtsfest“ heißt unsere GZ-Adventsserie. Leserinnen und Leser schreiben Geschichten, die ermuntern, besinnlich sind, Hoffnung geben – gerade auch im zweiten Corona-Jahr. Inge Linzmaier-Tarashti aus Bad Harzburg erzählt die unvergessliche Geschichte von der „Zipfenpuppe“ unterm Weihnachtsbaum

Samstag, 11.12.2021, 09:00 Uhr

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Bad Harzburg. Das Weihnachtsfest, das wohl am meisten Schrecken und Freude bereitete, erlebte ich mit drei oder vier Jahren in Nürnberg. Bei uns wurde am 24. Dezember stets das Wohnzimmer abgeschlossen und blieb bis zum Nachmittag dunkel. Der Weihnachtsbaum war, während ich schlief, aufgestellt und geschmückt worden. Dazu kam stets die Ansage, nicht durchs Schlüsselloch zu schauen, denn dann würden alle Geschenke vom Christkind wieder weggenommen, die es zuvor hier abgelegt hatte.

Vorauszuschicken ist, dass Dezember in den 1950er Jahren in Nürnberg einen besonderen Charme hatte. Die Altstadt war von Lebkuchen- und Bratwurstduft erfüllt, Verkehr gab es noch wenig. Und in der Adventszeit konnte man den Anblick der noch allgegenwärtigen Ruinen aus dem Zweiten Weltkrieg vergessen. Im Dezember ist außerdem mein Geburtstag, und ein Gang zum Christkindlesmarkt war damals üblich. Oft gab es in der Adventszeit Schnee, und ich verbinde noch heute den Geruch der Schneeluft im Treppenhaus, wenn mein Vater morgens die Zeitung hochholte. In der Vorweihnachtszeit gab es eine Werbung für Spielzeug als Zeitungsbeilage, ein Highlight in jedem Jahr. Werbung kannte ich ansonsten allenfalls aus dem Radio.

Nun fand ich darin eine „Zipfenpuppe“, also eine Puppe mit Zöpfen. Sie war in jenem Jahr mein sehnlichster Wunsch zu Weihnachten. Der Tag war da, ich schlich voller Vorfreude und Neugier zur Wohnzimmertür, die sonst nur für meine Mutter erlaubt war, die nachsehen durfte, ob das Christkind schon da war.

Gesehen habe ich nichts durch das Schlüsselloch, aber die darauf folgenden Gewissensbisse waren furchtbar. Ob das Christkind das Geschenk wieder mitgenommen hatte? Als dann endlich die Tür aufging und die ersehnte Zipfenpuppe unter dem Baum saß, waren die Freude und die Erleichterung unbeschreiblich – und vor allem unvergesslich.

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