Wildemann trauert um Bergbauern Wolfgang Beuse

Der Viehaustrieb ist dank Wolfgang Beuse zu einer Institution in Wildemann geworden. Archivfoto: Epping
Der Wildemanner Bergbauer Wolfgang Beuse ist im Alter von 77 Jahren gestorben. Das streitbare Harzer Original hatte gegen alle Widerstände das Harzer Rote Höhenvieh vor dem Aussterben bewahrt. Sein Vermächtnis wird weitergeführt. Ein Nachruf.
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Wildemann. Er galt als Wildemanner Original und Retter des Harzer Roten Höhenviehs, sorgte für Kontroversen und Schlagzeilen und begründete Traditionen: Jetzt ist Wolfgang Beuse im Alter von 77 Jahren gestorben.
Seine Leidenschaft für Tiere war Bauer Beuse in die Wiege gelegt. Mit sechs Jahren schon hatte er ein halbes Dutzend Tauben, ein paar Jahre später waren es sechs Schweine, und als Erwachsener sorgte er für die Wiedergeburt des Harzer Roten Höhenviehs. Nicht jeder in Wildemann war anfangs davon begeistert, Beuse behauptete sich über die Jahre gegen etliche Widerstände.
Anwohner anfangs wenig begeistert
„Im Grunde genommen gab es in Wildemann keine Tierhaltung mehr“, erinnert sich Bürgermeister Arno Schmidt (SPD) an die landwirtschaftlichen Anfänge seines Schulfreundes Wolfgang Beuse. Der Bergbauer hatte das Vieh zunächst auf seinem Grundstück gehalten, was einige Anwohner gestört und für politischen Wirbel gesorgt hat. „Die einen waren dafür, die anderen dagegen“, fasst es Schmidt diplomatisch zusammen. Die Differenzen legten sich erst, als Beuses Tiere auf den Bauernhof „Klein Tirol“ umziehen konnten. Auch den Harzer Fuchs, den traditionellen rot-braunen Hütehund, züchtete er dort.
Dass das einst schon nahezu ausgestorbene Harzer Rote Höhenvieh mittlerweile wieder zahlreich in West und Ost grast, ist unzweifelhaft das Verdienst von Bauer Beuse. Ende der 70er Jahre gelang ihm der große Coup: Er holte aus Hessen den Bullen Umberto in seinen Stall, eines der letzten Tiere mit der entsprechenden Blutlinie. Seitdem nimmt der Bestand des Höhenviehs nicht nur in Wildemann zu. Nach der Wende begannen auch im Ostharz Landwirte mit der Zucht und konnten auf Erfahrungen und Tiere von Beuse zurückgreifen.
Juristischer Erfolg gegen die Forstverwaltung
Dass das überhaupt möglich war, lag an der Hartnäckigkeit des Bergbauern. 1985 erkämpfte er vor dem Amtsgericht gegen die Forstverwaltung das Hut- und Weiderecht: Das Recht, die Kuhherde wie seit dem Mittelalter zur Weide in den Wald zu führen. Anfangs noch belächelt, mittlerweile im Ort zur Tradition und zur Touristenattraktion geworden: Dank Beuse und seines Vereins zur Erhaltung der Harzkuh und der Harzziege, zu dessen Ehrenvorsitzenden er im vergangenen Jahr ernannt wurde.
Der Wildemanner, der nie um einen flotten Spruch verlegen war, brachte seine geliebte Heimat in zahlreichen Fernsehproduktionen in die breite Öffentlichkeit. Unvergessen bleibt etwa ein 90-minütiges Porträt, in dem Beuse 2009 zu einem Rundumschlag gegen „raffgierige Banker“, „unfähige Politiker“ und die „hochnäsige Forst“ ausholte. Als einen „störrischen, liebenswürdigen Bauern“ beschrieb ihn die Filmemacherin Roswitha Ziegler damals.
Das Vermächtnis wird weitergeführt
Von dem Hof allein hatte Beuse nie leben können. Trotzdem: „Er war ein Gutmensch, der versucht hat, von dem wenigen, was er hatte, immer etwas abzugeben“, formuliert es Arno Schmidt.
Nachdem Bauer Beuse im Altenheim war, geriet der Hof in Schieflage. Vor zwei Jahren haben Franzi und Jens Herberger aber „Klein Tirol“ übernommen und führen mit Höhenvieh und Harzhund die Tradition weiter. Sie sind nun auch im Vorstand des Vereins. „Ohne Bauer Beuse würde es vieles nicht geben. Ich bin ihm auch so dankbar für alles“, sagt Franzi Herberger.