Westharzer Talsperren trotzen der Trockenheit

Die Okertalsperre ist derzeit zu 60 Prozent gefüllt, im April betrug ihr Füllstand noch 82 Prozent. Foto: Neuendorf
Trotz der anhaltenden Wärme und Hitzetagen sind die Westharzer Talsperren gut gefüllt. Die Wasserstände liegen sogar leicht über einem 30-jährigen Durchschnittswert. Neben den Niederschlägen aus dem Frühjahr könnte es einen weiteren Grund geben.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Harz. Hitze, Hitze, Hitze und nur gelegentlich Regen: Die Talsperren im Westharz sind trotz der anhaltend sommerlichen Temperaturen überraschend gut gefüllt – ihre Wasserstände liegen leicht über einem langjährigen Durchschnittswert.
Laut Norman Droste, Sprecher der Harzwasserwerke (HWW) in Hildesheim, weisen die Westharzer Talsperren zusammen zurzeit einen errechneten Füllstand von 81 Prozent auf. Der Durchschnittswert der vergangenen 30 Jahre liege bei76 Prozent. Droste sagt mit Blick auf das Frühjahr: „Wir sind mit sehr guten Füllständen in den Sommer gestartet.“ Jetzt würden sich die Werte „langsam abbauen“.
Der Granestausee als „größte und wichtigste“ Trinkwassertalsperre ist derzeit zu 88 Prozent gefüllt, im Juni lag der Wert bei 91 und im April bei 93 Prozent. Zum Vergleich: Eckertalsperre aktuell 80 Prozent (Juni 84, April 87 Prozent), Sösetalsperre 68 Prozent (Juni 74 , April87 Prozent), Odertalsperre 63 Prozent (Juni 69, April 82 Prozent), Okertalsperre 60 Prozent (Juni 67, April 80 Prozent), Innerstetalsperre 58 Prozent (Juni 62, April 74 Prozent).
Studie in Kürze erwartet
Vor allem das Gebiet an der Okertalsperre fällt in der Statistik seit Jahren mit niedrigen Niederschlagsmengen auf, die Wasserstände der Talsperre sind vergleichsweise gering. Darunter liegt aktuell nur der Wasserstand der Innerste. Droste sagt: „Ihr Einzugsgebiet ist sehr groß, die Talsperre aber sehr klein.“
Die HWW weisen seit mehreren Jahren angesichts vermehrter Trockenphasen infolge des Klimawandels darauf hin, dass Wasser ein knappes Gut ist. Außerdem erwägen sie angesichts von Extremwetterereignissen, die Speichermöglichkeiten und den Hochwasserschutz an ihren Stauseen zu verbessern. Dazu wird in Kürze, die mehrfach angekündigte Studie mehrerer Hochschulen erwartet, die den Harz vor dem Hintergrund des Klimawandels als Trinkwasserspeicher untersucht. Einzelne Punkte, die in dem Papier empfohlen werden, sind bereits bekannt. Dazu gehören unter anderem ein um zehn bis zwölf Meter höherer Damm an der Granetalsperre, der Bau einer weiteren Talsperre an der Innerste und ein Pumpspeicherkraftwerk ab der Okertalsperre. Eine für kommendes Jahr vom Umweltministerium in Hannover maßgeblich finanzierte Studie soll untersuchen, welche und wie viele Vorschläge realisiert werden können.
Einzelne Punkte werden unter anderem von Kommunen wie der Stadt Langelsheim, aber auch von Umweltverbänden kritisiert. Der BUND Niedersachsen hat erst vor wenigen Tagen den Bau von Talsperren im Harz als „technischen Hochwasserschutz im Stil der 1970er Jahre“ als „längst überholt“ bezeichnet. Die letzten Hochwasser „mit ihrer schwer einschätzbaren lokalen Dynamik sowie die halb leeren Talsperren“ würden zeigen, dass es wirkungsvoller sei, Flüsse und Bäche zu renaturieren und auf diese Weise Rückhalteflächen zu schaffen. Dr. Friedhart Knolle, der Sprecher der BUND-Gruppe Westharz, fordert zudem, die Talsperrensysteme im Ost- und Westharz zu verbinden. Dafür müsse nur eine kurze Leitung verlegt werden.
Verbrauch sinkt
Dafür, dass die Talsperren zurzeit besser gefüllt sind, als befürchtet, gibt es neben den Frühjahrs-Niederschlägen möglicherweise einen weiteren Grund. HWW-Sprecher Norman Droste berichtet, „die Abnahme ist etwas gefallen, das sehen wir“. Belastbare Zahlen dazu, dass weniger Trinkwasser verbraucht werde, etwa, um den Rasen zu bewässern oder zu duschen, gebe es derzeit aber noch nicht.
Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.