Ukraine-Hilfe: Spendenkonto wegen DRK-Insolvenz gesperrt

Hunderttausende Menschen sind nach dem russischen Angriff aus der Ukraine geflüchtet – wie hier bei der Ankunft in Berlin Anfang März. GZ und DRK-Kreisverband hatten Ende Februar eine Spendenaktion zur Ukraine-Hilfe gestartet. Archivfoto: dpa
Mehr als 370.000 Euro kamen bei der Spendenaktion für Ukraine-Flüchtlinge zusammen – eine Aktion von GZ und DRK. Wann und ob das Geld für diesen Zweck wieder zur Verfügung steht, ist aufgrund der Insolvenz des DRK-Kreisverbandes allerdings offen.
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Goslar. Mehr als 370.000 Euro sind bei der Spendenaktion zugunsten von Ukraine-Flüchtlingen zusammengekommen – eine gemeinsame Aktion von GZ und DRK-Kreisverband. Zahlreiche Projekte in der Region haben daraus Unterstützung erhalten. Wann und ob das noch vorhandene Spendengeld für diesen Zweck wieder zur Verfügung steht, ist allerdings offen: Durch die Insolvenz des DRK-Kreisverbandes Goslar ist das Spendenkonto gesperrt.
Bislang sind aus der Aktion rund 65.000 Euro zur Unterstützung von Ukraine-Flüchtlingen ausgezahlt worden, vorwiegend für Projekte in der Region. Dazu zählen etwa Projekte des Kinderschutzbundes Goslar, der Kinder- und Jugendstiftung Langelsheim, des Vereins „Goslar hilft der Ukraine“, „Bürger helfen Bürgern“ in Clausthal-Zellerfeld, die heimischen Tafeln, die Kirchengemeinde in Lutter bis hin zum Aufbau eines Mutter-Kind-Spielkreises in Goslar.
306.000 Euro blockiert
Zahlreiche weitere Projekte sollen noch bedacht werden, doch liegt das Konto mit den verbliebenen 306.000 Euro auf Eis. Hintergrund ist das vorläufige Insolvenzverfahren des DRK-Kreisverbandes Goslar, denn die Spendenaktion lief über ein speziell dafür bestimmtes Konto des DRK. Zudem konnten über diese gemeinnützige Institution entsprechende Spendenquittungen ausgestellt werden – in bewährter Weise wie bei Spendenaktionen der GZ in Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband in der Vergangenheit.
Im September meldete der Kreisverband vorläufige Insolvenz an. Das Amtsgericht setzte Peter Steuerwald (Braunschweig) als Insolvenzverwalter ein, der damit vorerst die Regie beim DRK-Kreisverband übernommen hat (wir berichteten). Der Kreisverband, seine Pflege-GmbH als Tochterfirma und alle Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben – nicht aber das Spendengeld?
Alle Spendeneingänge sind ordnungsgemäß samt Spendenzweck verbucht, ebenso alle Auszahlungen für Projekte. Alle Spender, die eine Spendenbescheinigung ab 200 Euro angefordert hatten, haben auch eine Spendenquittung erhalten. Bei niedrigeren Spenden erkennt das Finanzamt den Überweisungsbeleg an.
Über die Vergabe der Spenden hat – wie im Vorjahr bei der großen Spendenaktion für Flutopfer im Ahrtal – eine Kommission in jedem Einzelfall beraten und entschieden. Alles ist dokumentiert und liegt dem Insolvenzverwalter vor.
Die Spendengelder sollten nunmehr schnellstmöglich wieder für Hilfsprojekte zur Verfügung stehen. Zumal die verbliebenen rund 306.000 Euro weiterhin unangetastet auf dem Konto liegen. Anforderung war, den Spendenbetrag aus dem DRK-Insolvenzverfahren auszusondern, zumal das Konto seit Beginn der Spendenaktion einzig diesem Zweck diente: der Ukraine-Hilfe.
Spenden für Insolvenz
Diese Woche hat der Insolvenzverwalter seine Stellungnahme dazu vorgelegt. Sein Ergebnis in Kurzfassung: Das Spendengeld für die Ukraine-Hilfe sei gesperrt, denn es sei insolvenzrechtlich dem DRK-Kreisverband zuzuordnen – auch wenn dies moralisch und menschlich nicht passe.
Dies würde bedeuten, dass mit dem verbliebenen Spendengeld die Insolvenz des DRK mitfinanziert werden soll. Das Konto würde dabei der Insolvenzmasse des DRK-Kreisverbandes zufließen. Vom Spendenkonto des Deutschen Roten Kreuzes, Kreisverband Goslar, würden somit bei der Eröffnung der Insolvenz die Ansprüche der Gläubiger mitbedient – und gleichermaßen die Bezahlung des Insolvenzverwalters.
Emotional herrscht Entsetzen angesichts dieser Beurteilung. Sachlich werden die GZ und die Spendenkommission die Rechtsauffassung des Insolvenzverwalters überprüfen und weiterhin dafür eintreten, dass der verbliebene Betrag im Sinne der Spender für die Ukraine-Hilfe eingesetzt werden kann. Ergebnis und Zeitpunkt bleiben vorerst offen.
Wichtig in diesem Zusammenhang für alle Spender ist: Kein weiteres Geld auf das spezielle Spendenkonto des DRK-Kreisverbandes überweisen.