TU Clausthal entwickelt robusten Landebahn-Belag

Das an der Technischen Universität Clausthal entwickelte Geosystem – ein spezieller und robuster Untergrund für Landebahnen – wird auf dem Airport Stuttgart mit einer Tupolev Tu-154 erfolgreich getestet. Fotos: Martin/ TU Clausthal
Weil beim Start und Landen von Flugzeugen die Unfallgefahr hoch ist, hat die TU Clausthal ein neues Forschungsprojekt in Angriff genommen. Das Institute of Geo-Engineering hat einen Untergrund entwickelt, der extremen Bedingungen standhält.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Clausthal-Zellerfeld. Um die Sicherheit beim Starten und Landen von Flugzeugen zu erhöhen, hat sich die Technische Universität Clausthal (TU) einem Forschungsprojekt gewidmet. Pilotversuche des Clausthaler Institute of Geo-Engineering (IGE) konnten sowohl am Stuttgarter als auch am Braunschweiger Flughafen erfolgreich abgeschlossen werden, heißt es in einem Bericht.
Das Abkommen eines Flugzeugs von der Start- und Landebahn zählt zu den häufigsten Unfällen in der Branche. An diesem Punkt setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Vorhaben „DeRuSAFE“ zur Weiterentwicklung von Sicherheitsflächen an Start- und Landebahnen an. Zum Abschluss des Projektes habe ein unter der Leitung von Prof. Norbert Meyer (IGE) entwickeltes Geosystem bei unterschiedlichen Extremwetterereignissen und Belastungsszenarien den internationalen Anforderungen der Flugsicherheit standgehalten, vermeldet die TU.
Auf Sicherheitsflächen unversehrt abbremsen
Die Sicherheitsflächen, die seitlich neben den Start- und Landebahnen angeordnet sind, sollen von der Bahn abkommende Flugzeuge jeder Größe unabhängig von Witterungseinflüssen kontrolliert und unversehrt abbremsen und zugleich das Befahren von Rettungskräften ermöglichen. Derzeit würden zumeist natürliche Bodenmaterialien verwendet, deren Beschaffenheit allerdings von der Witterung abhängig sei und umfangreich variiere. Bei Starkregen weicht der Boden auf, bei anhaltender Trockenheit oder Frost verfestigt er sich. Entsprechend könnten die Bugfahrwerke der Flugzeuge bei zu starkem Einsinken brechen und bei zu geringem Einsinken keine ausreichende Bremswirkung erfahren.
50 Versuche erfolgreich durchgeführt
„Am IGE haben wir nun ein innovatives Geosystem aus Leichtbausubstraten in Kombination mit ausgewählten Geokunststoffen entwickelt, welches Flugzeugräder unbeschadet abbremst und zugleich für Rettungskräfte befahrbar bleibt“, erläutert Meyer. Hierfür führten die Forschenden am Überfahrversuchsstand des Instituts über 50 Versuche bei unterschiedlichen Randbedingungen mit einem Bugrad eines Airbus A320 durch.

Auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg erprobt das Forschungsteam aus Clausthal die Standfestigkeit des Untergrunds mit Feuerwehrfahrzeugen.
Auf dem Testfeld in Stuttgart kam dann eine etwa 70 Tonnen schwere Tupolev Tu-154 zum Einsatz. Das Geosystem habe Einsinktiefen von bis zu 15 Zentimetern (internationale Vorgabe) generiert, sodass das Flugzeug zum Stehen gekommen sei. Am Braunschweiger Flughafen standen Überfahrten mit verschiedenen Feuerwehrfahrzeugen an. Im Zuge der Versuche wurden Starkregenereignisse mit Wassermengen von 65 Litern pro Quadratmeter simuliert. Das Befahren mit Fahrzeugen sei ohne Probleme möglich gewesen, teilt die TU mit.
Unterstützt wurde das zweijährige Forschungsprojekt vom BMBF mit 430.000 Euro innerhalb des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit“. Durch das entwickelte Geosystem ließe sich die Sicherheit von Passagieren und der Besatzung laut Uni nachhaltig erhöhen, zudem Beschädigungen an Flugzeugen vermeiden. red