Stadthalle Osterode feiert ihren 50. Geburtstag

Die Stadthalle Osterode im Frühjahr 1974 – ein halbes Jahr nach ihrer Eröffnung. Foto: Stadtarchiv Osterode
Zum Goldjubiläum der Osteroder Stadthalle wirft Stadtarchivar Ekkehard Eder einen Blick zurück in die Geschichte. Schon vor dem Ersten Weltkrieg gab es Bemühungen, ein großes Gemeindehaus zu bauen. Die Umsetzung sollte aber bis in die 1970er Jahre dauern.
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Osterode. Bereits im vergangenen Jahr hat die Stadthalle Osterode ihr großes Goldjubiläum gefeiert – zum einen mit einer Veranstaltung für geladene Gäste, zum anderen mit einer Jubiläumsparty. Doch welche Geschichte steckt eigentlich hinter diesem 50. Geburtstag? Osterodes Stadtarchivar Ekkehard Eder wirft einen Blick zurück.
„Was lange währt, wird endlich gut“ – so könnte man die Geschichte der Osteroder Stadthalle überschreiben. Denn fast sechs Jahrzehnte hat es gedauert, bis dieses Großprojekt erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Immer wieder hatten die Zeitereignisse die Umsetzung der Planungen verhindert. Der Bau eines großen Gemeindehauses für kulturelle und sportliche Veranstaltungen wurde bereits kurz vor dem Ersten Weltkrieg intensiv diskutiert. Selbst im Kriegsjahr 1917 erhielt der Verein „Gemeindehaus“ Spenden, wobei den Menschen schon bewusst war, dass die Durchführung der Bauarbeiten erst nach dem Krieg möglich sein würde.

Blick in den Saal der neu erbauten Stadthalle 1973. Foto: Stadtarchiv Osterode
Streit um Trägerschaft
Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, im Frühjahr 1919, griff das Osteroder Bürgervorsteherkollegium das Projekt wieder auf, doch kam es zwischen den sozialdemokratischen und den bürgerlichen Vertretern zum Streit über das Gemeindehaus. Die SPD forderte eine städtische Trägerschaft, während die anderen Bürgervorsteher diese Aufgabe dem Förderverein übertragen wollten. Wie schon vor dem Ersten Weltkrieg konnte das Neubauprojekt aufgrund der Zeitumstände und der Finanzlage der Stadt nicht realisiert werden.
Um jedoch den dringenden Bedarf an Räumen für Vereine, Parteien, gesellschaftliche, kulturelle und private Veranstaltungen decken zu können, erwarb die Stadt das ehemalige Hotel „Zum Kronprinzen“, das für diese Zwecke entsprechend umgebaut wurde. Die Osteroder Gastwirte protestierten gegen diese Nutzung des Gebäudes, da sie dadurch lukrative Einnahmequellen verloren. Obwohl diese Lösung zunächst nur als Provisorium gedacht war, zeichnete sich im Laufe der Jahre ab, dass die Stadt auch mittelfristig nicht in der Lage sein würde, eine Stadthalle zu errichten.
Aufbau der Infrastruktur
Die Weltwirtschaftskrise, die nationalsozialistische Aufrüstung und schließlich der Zweite Weltkrieg verhinderten alle weiteren Planungen für den Bau einer Veranstaltungshalle in Osterode. Nach Kriegsende standen ganz andere Aufgaben im Vordergrund: Zählte die Stadt Osterode 1939 nur 9123 Einwohner, so lebten 1952 bereits 16.112 Menschen hier, von denen 6532 als Flüchtlinge registriert waren. So schnell wie möglich mussten neue Wohnungen und Schulen errichtet und die Infrastruktur entsprechend ausgebaut werden.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen gelang es der Stadt, diese Aufgaben zu bewältigen. Allerdings war man auf viele Jahre hinaus nicht in der Lage, zusätzlich noch ein Stadthallenprojekt voranzutreiben. So bedauerte der damalige Stadtbauamtsleiter Dr. Paul Martins im Jahr 1952: „Noch immer fehlt freilich der große festliche Saalbau – ein Wunsch, der wohl noch einige Zeit auf seine Erfüllung warten muss.“
Eröffnung 1973
Erst gut zwei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg sah sich die Stadt Osterode in der Lage, das Projekt eines Stadthallenneubaus erneut in Angriff zu nehmen. Als Bauplatz hatten die Planer ein innenstadtnahes Areal am nördlichen Kurpark ausgewählt. Ein Architektenwettbewerb wurde 1968 durchgeführt, im Herbst 1971 erhielt der Architekt Horst Beier aus Braunschweig den Auftrag zum Bau der Stadthalle. Am 13. Oktober 1972 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung und bereits ein gutes Jahr später – am 25. Oktober 1973 – konnte die Stadthalle eingeweiht werden. Rund 4,7 Millionen DM hatte das ehrgeizige Projekt gekostet.
Einen Tag nach der Einweihungsfeier erlebten rund 700 Gäste eine glanzvolle Premiere mit der bekannten Sängerin Katja Ebstein als Star des Abends. Wenige Tage später gastierte Heidi Kabel mit der Komödie „Zwei Engel“ auf der Stadthallenbühne. Es folgten unzählige Künstler, die bis heute dort auftraten. Theateraufführungen vom ernsten Stück bis zur Komödie bot man dem Publikum. Viele bekannte Schauspieler kamen in die Kreisstadt: Günter Lamprecht, Barbara Rudnik, Heiner Lauterbach, Götz George sowie zahlreiche andere Stars und Sternchen.

Das Publikum der Eröffnungsfeier am 25. Oktober 1973. Foto: Stadtarchiv Osterode
Udo Lindenberg und Roland Kaiser
Zahlreiche Konzerte konnten angeboten werden. Von Klassik, über Jazz und Rock bis hin zu volkstümlicher Musik und Schlagern war für jeden Geschmack etwas dabei. Musiker wie Udo Lindenberg, Hannes Wader, Heino, Nena, oder Roland Kaiser begeisterten mit ihren Auftritten. Bigband-Sound wurde hier ebenso geboten wie die Konzerte des Göttinger Symphonie-Orchesters. Und die guten Bedingungen in der Osteroder Stadthalle hatten sich auch in Künstlerkreisen herumgesprochen, sodass die Einrichtung auch gerne für Probewochen und zum Tourneeauftakt genutzt wurde.
Außerdem standen Operette, Musical, Ballett und Tanz auf dem Programm. Showmaster wie Peter Frankenfeld oder Heinz Schenk sorgten für Stimmung. Auch Kabarett und Comedy kamen nicht zu kurz, so brachten Dieter Hallervorden, Otto Waalkes, Harald Schmidt oder Dietmar Wischmeyer die Harzer zum Lachen.
Immer viel Andrang
Um die Kunden an die Einrichtung zu binden, wurde bereits zur Eröffnung ein Theater- und Konzertabonnement aufgelegt. Der Erfolg dieses Angebots war so groß, dass bereits 1974/1975 ein zweiter Abonnement-Ring geschaffen wurde. Anfang der 1990er Jahre gingen die Abonnentenzahlen jedoch wieder zurück. Durch eine inhaltliche Aufteilung in einen Abo-Ring mit ernsteren Stücken und einen zweiten mit eher heiteren Aufführungen versuchte man, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Ab der Spielzeit 1995/1996 wurde dann schließlich nur noch ein Abonnentenring angeboten.
Seit 1973 bietet die städtische Einrichtung stets ein umfangreiches, selbst organisiertes Programm an. Daneben können aber auch Firmen, Vereine, Organisationen oder Privatleute die Stadthalle für eigene Veranstaltungen mieten. So fanden hier auch zahlreiche Bälle, Feste, Schulveranstaltungen, Tagungen, Vorträge, Kongresse, Verkaufsmessen und Ausstellungen statt.
Das Zusammenstellen eines Programms, das den Geschmack des Publikums trifft, stellte stets eine Herausforderung dar. Auch die Verhandlungen mit Managern und Künstleragenturen erforderten von der Stadthallenleitung oft ein besonderes Fingerspitzengefühl. Chefin der Einrichtung war zunächst Otti Holland. Viele Jahre – von Oktober 1986 bis Dezember 2020 – leitete Michael Stein die Stadthalle.
200 Events pro Jahr
Seit Anfang 2021 managt Corina Borgmeyer den Kulturtempel. Darüber hinaus ist in der Stadthalle ein Team von Mitarbeitern tätig, die dafür sorgen, dass sich Künstler und Publikum wohlfühlen. Ohne Hausmeister, Techniker, Ordner, Kassen-, Garderoben- und Reinigungspersonal könnte keine Veranstaltung stattfinden. Rund 200 Veranstaltungen werden pro Jahr in der Stadthalle gebucht. Bei Reihenbestuhlung können 872 Plätze im Saal, im Foyer und auf der Empore angeboten werden, während bei Tischbestuhlung gut 500 Sitzplätze zur Verfügung stehen. Ohne Bestuhlung finden bis zu 1600 Besucher in der Halle Platz. Durchschnittlich wurden mehr als 40.000 Gäste pro Jahr in der Stadthalle gezählt.
Die Pandemie stellte mit ihren Lockdowns für die Einrichtung eine extrem schwierige Zeit dar. Keine Zuschauer, keine Veranstaltungen, und die Einnahmen gingen um bis zu 80 Prozent zurück. Mit der schrittweisen Aufhebung der Schutzmaßnahmen ab Frühjahr 2022 konnten auch die Kultureinrichtungen wieder zum Normalbetrieb zurückkehren. Schon bald fand sich das Publikum, das sich nach Veranstaltungen sehnte, wieder in der Stadthalle ein, die mit zahlreichen Aufführungen und Events wieder für unvergessliche Erlebnisse sorgt.