Stadt: Weiterhin Personalnot in den Bad Harzburger Kitas
In Bad Harzburgs Kitas herrscht laut Stadt derzeit ein Personalengpass, wobei die Einrichtungen selbst diese Einschätzung zum Teil gar nicht teilen. Symbolfoto: Pixabay
In den Kindertagesstätten der Stadt Bad Harzburg herrscht seit Wochen Personalnot, was sich auch schon auf die Betreuungszeiten ausgewirkt hat. Vertretungskräfte seien schwer zu gewinnen, heißt es. Oder ist etwa doch alles gar nicht so schlimm?
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Bad Harzburg. Rund zweieinhalb Wochen ist es jetzt her, dass Magdalena Stephan, Elternbeirat der Kindertagesstätte Hasenwinkel, während der Ratssitzung die aktuelle Betreuungssituation in den Einrichtungen der Stadt Bad Harzburg beklagt hat. Aufgrund von massiven Krankheitsausfällen und fehlenden Personals durften wie berichtet einige Kinder morgens schon gar nicht mehr gebracht werden. An jener prekären Situation habe sich bislang noch nichts geändert, teilt die Stadt jetzt auf Nachfrage mit.
„Wir leben weiterhin mit den Höhen und Tiefen in unseren Einrichtungen“, sagt Silke Reinhold, Leiterin des Amts für Personal- und Bildungswesen. Andere Auskünfte könne man zurzeit nicht geben.
Wobei viele Eltern von „Höhen“ aktuell wenig spüren dürften. Die Ausfälle unter den Erzieherinnen und Erziehern durch Krankheit und Urlaube seien so hoch, dass auch kein Fachpersonal mehr versetzt werden könne, hatte Reinhold im Nachgang der Ratssitzung erklärt. So habe man nämlich in der Vergangenheit bislang immer reagieren können; wenn mal in einer Kita Not am Mann beziehungsweise der Frau gewesen sei, habe man aus anderen, besser besetzten Einrichtungen kurzerhand jemanden abgezogen.
Ein Teufelskreis
Aktuell jedoch wirkt es wie ein Teufelkreis: Fehlen Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas, müssen die vorhandenen Fachkräfte mehr Kinder betreuen und sind einer deutlich höheren Belastung ausgesetzt. Das hat jüngst eine Auswertung der Krankenkasse DAK gezeigt, wie es in einem Medienbericht heißt: Der Krankenstand von Kita-Beschäftigen im Jahr 2023 war demnach mit sieben Prozent im Vergleich zu anderen Berufsgruppen überdurchschnittlich hoch.
Und wieso dann nicht einfach zusätzliches Personal einstellen? Das versuche man laufend, hatte Reinhold ebenfalls im Nachgang der Sitzung versichert. Die Stadt habe zumindest Stellen ausgeschrieben, um Vertretungskräfte zu gewinnen, die kurzfristig helfen könnten – bislang aber offenkundig mit wenig bis keinem Erfolg. Zum Thema Neueinstellungen äußerte sich Reinhold auf erneute Anfrage jedenfalls nicht.
Doch nicht so schlimm?
Eigentlich haben Eltern seit 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder, die älter als ein Jahr alt sind. Für die über Dreijährigen gilt der Anspruch schon seit 1996. Weil auf die Anzahl zu betreuender Kinder in Bad Harzburgs Kitas aktuell jedoch nicht ausreichend Erzieherinnen und Erzieher kommen, müssen einige Jungen und Mädchen zu Hause bleiben.
Die Stadt Bad Harzburg und ihre Kita-Leitungen würden allerdings darauf achten, dass dies nur jene Kinder trifft, bei denen ein Elternteil ohnehin in Teilzeit oder überhaupt nicht arbeitet, sie entsprechend auch bei sich daheim betreut werden können, betont Reinhold. Wobei: Ganz so schlimm, wie die Amtsleiterin die aktuelle Situation einschätzt, scheint sie dann auch wieder nicht zu sein. Wie aus internen Kreisen zu vernehmen ist, sind nämlich nicht (mehr) alle Einrichtungen Bad Harzburgs von Personalproblemen betroffen, folglich müssten auch gar nicht überall Betreuungszeiten eingeschränkt werden.
Fachkräfte fehlen trotzdem. Das betrifft aber nicht nur Bad Harzburg, sondern Kitas in ganz Deutschland, und das nicht erst seit gestern.Laut dem aktuellen „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung fehlen deutschlandweit rund 430.000 Kita-Plätze. Um den derzeitigen Betreuungsbedarf der Eltern zu decken, müssten demzufolge 98.600 Fachkräfte zusätzlich in den Kitas arbeiten – und die dürften dann natürlich nicht krank werden.