Schulweg-Sicherheit: Jetzt sind Bad Harzburgs Bürger gefragt

In der Kreuzung vor der Grundschule Bündheim sehen viele Eltern schon seit Langem eine Gefahrenstelle. Archivfoto: Schlegel
Spätestens mit Beginn des kommenden Schuljahrs sollen Verkehrshelfer vor Bad Harzburgs Grundschulen ihren Dienst aufnehmen. Dafür werden jetzt möglichst viele Freiwillige gesucht. Denn nur dann kann das Vorhaben auch gut funktionieren.
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Bad Harzburg. Es waren nicht viele, die am Montagabend ins Mehrgenerationenhaus gekommen waren, um sich über das Schülerlotsenprojekt „Gesa“ (Gemeinsam einfach sicher ankommen) zu informieren. Für die Initiatoren – den Stadtelternrat, die Stadtjugendförderung und das Präventionsteam der Polizeiinspektion Goslar – allerdings kein Beinbruch. „Es müssen ja schließlich nur die Richtigen dabei sein“, gab sich Elternratsvorsitzende Daniela Grzbielok kämpferisch.
Während der Kick-off-Veranstaltung wurde das Projekt vorgestellt, es wurden Fragen beantwortet und tatsächlich auch schon erste Anmeldebögen ausgefüllt. Deutlich wurde an diesem Abend aber: Es braucht jetzt noch viele weitere Freiwillige, damit das Projekt auch ein echter Erfolg werden kann.
Vorbilder in Goslar
Ziel von „Gesa“ ist es, Bad Harzburgs Schulwege sicherer zu machen. Vor den Grundschulen sollen deshalb Schülerlotsen eingesetzt werden – oder Verkehrshelfer, so die offizielle Bezeichnung.
Zwei Beispiele für gelungene Schülerlotsen-Projekte finden sich in Goslar: Im Stadtteil Sudmerberg gibt es bereits seit gut 20 Jahren Verkehrshelfer. Dort leisten aktuell 15 Eltern ehrenamtlichen Lotsendienst, berichtete Peter Scheffel von der Verkehrswacht. Oder die Goslarer Worthschule: Dort führen mittlerweile gar keine Elterntaxis mehr vor, da man an der nahen Post einen Sammelpunkt eingerichtet habe, an dem die Eltern ihre Kinder absetzen könnten, so Scheffel. Von dort aus würden die Kinder von den Lotsen abgesichert.

Wie hier im Goslarer Ortsteil Sudmerberg sollen auch in Bad Harzburg bald Schülerlotsen den Schulweg sichern. Foto: GZ-Archiv
In Bad Harzburg soll es vor oder nach den Osterferien erst einmal eine Pilotphase geben, an der Gerhart-Hauptmann-Schule beziehungsweise deren Außenstelle in Westerode. Dort haben sich bereits Freiwillige gefunden – es dürfen aber durchaus noch weitere dazukommen. Dort soll der Lotsendienst in der Praxis erprobt werden.
Die Pilotphase solle aber auch dazu dienen, das Projekt bekannter zu machen und weitere Personen dafür zu begeistern, erklärte Elternratsmitglied Marcel Lüers. Richtig losgehen soll es dann nach den Sommerferien, oder aber auch früher, falls sich bis dahin schon genügend Freiwillige fänden.
Verlässlichkeit erwartet
Zu Beginn liegt der Fokus erst einmal auf dem Schulbeginn: Abdecken sollen die Lotsen den Zeitraum zwischen 7.30 und 8 Uhr, kündigen die Initiatoren an. Immer mindestens zwei Lotsen müssen im Einsatz sein. Ihr Dienst soll nicht länger als 30 Minuten dauern.
Je mehr Freiwillige sich fänden, desto mehr Zeiten könnten entsprechend abgedeckt und desto besser könnte der Dienst unter den Lotsen aufgeteilt werden. In Seesen beispielsweise habe ein Ehepaar mehr als 20 Jahre lang täglich morgens und mittags Lotsendienst geleistet, erzählte Peter Scheffel. Das aber ist natürlich ein Extrembeispiel.
Niemand sei verpflichtet, ein ganzes Schuljahr lang fünf Tage pro Woche Dienst zu tun, betonte Christiane Meier, Verkehrssicherheitsberaterin der Polizeiinspektion Goslar. Außer natürlich, er oder sie möchte es. Reichen würden auch ein oder zwei Tage die Woche. Allerdings erwarte man von allen Freiwilligen dann auch Verlässlichkeit. „Schön wäre es natürlich, wenn das ganze Schuljahr abgedeckt werden könnte“, sagte Elternratsvorsitzende Grzbielok.

Christiane Meier von der Polizei (stehend) und Peter Scheffel von der Verkehrswacht (rechts daneben) stellen das „Gesa“-Projekt im Mehrgenerationenhaus vor. Foto: Exner
Die Koordination soll am Ende über die Schulen laufen. An jeder von ihnen soll es ein eigenes Lotsenteam geben, das sich untereinander abspricht und Dienstpläne erstellt, so die Vorstellung der Initiatoren.
Kein Hexenwerk
Es gibt Stellen in der Stadt, da wäre eine Schulweg-Absicherung aus Sicht vieler Eltern ganz besonders wichtig: Ein Dorn im Auge ist ihnen beispielsweise nach wie vor die Kreuzung Dr.-Heinrich-Jasper-Straße/Breite Straße vor der Grundschule Bündheim. Diesen Bereich sehen sie schon seit Jahren als Gefahr für ihren Nachwuchs.
„Wir können nicht überall Fußgängerüberwege schaffen und diese überwachen“, sagte Verkehrssicherheitsberaterin Meier. Wenn auf der Straße jedoch zwei Erwachsene in gelben Westen stünden, dann habe das ohnehin eine ganz andere Wirkung. Autofahrer würden aufmerksam und verringerten die Geschwindigkeit. Insofern seien die Schülerlotsen – oder Verkehrshelfer – extrem wichtig. „Es ist ein tolles Ehrenamt mit einer besonderen Bedeutung“, lobte Meier.
Sich auf die Aufgabe vorzubereiten ist kein Hexenwerk: Etwa anderthalb Stunden umfasst die Ausbildung. Sie beinhaltet das Ausfüllen eines Fragebogens, anschließend wird draußen auf der Straße das Sperren geübt. „Das kann wirklich jeder“, ist sich Meier sicher. Außerdem würden den Freiwilligen wasserdichte und winterfeste Jacken gestellt und sie seien versichert.
Wer sich für den Lotsendienst interessiert, kann sich im Bad Harzburger Jugendtreff, bei der Polizei Goslar oder beim Stadtelternrat unter der Rufnummer (05322) 87673 oder unter stadtelternrat.badharzburg@gmail.com melden. Der Zeitpunkt der Ausbildung könne ganz individuell besprochen werden, versichern Meier und Scheffel.