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Nach spektakulärem Fund

Posthof-Razzia: Hier werden die Cannabis-Pflanzen abtransportiert

<p>Eine albanische Bande aus NRW soll zwei illegale Cannabis-Plantagen in Liebenburg und Semmenstedt betrieben haben. Pro Jahr hätte dort Marihuana im Wert von rund sechs Millionen Euro produziert werden können, schätzt das niedersächsische Landeskriminalamt. Foto: Neuendorf<strong id="i_editor_text_rf_form_650151908f356_1694585233400" class="nfyb-editor nfyb-editor-standard mce-content-body mce-edit-focus" spellcheck="false"><br></strong></p>

<p>Eine albanische Bande aus NRW soll zwei illegale Cannabis-Plantagen in Liebenburg und Semmenstedt betrieben haben. Pro Jahr hätte dort Marihuana im Wert von rund sechs Millionen Euro produziert werden können, schätzt das niedersächsische Landeskriminalamt. Foto: Neuendorf<strong id="i_editor_text_rf_form_650151908f356_1694585233400" class="nfyb-editor nfyb-editor-standard mce-content-body mce-edit-focus" spellcheck="false"><br></strong></p>

Seit mehr als einem Tag sind Polizisten aus ganz Niedersachsen im Gebäude der ehemaligen Brennecke Harzer Wurstwaren GmbH mit der Sicherung von Beweismitteln beschäftigt. Nach dem Fund einer großen Cannabis-Plantage wurden in Posthof sechs Männer verhaftet.

Von Holger Neddermeier Dienstag, 09.05.2023, 08:31 Uhr

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Liebenburg/Posthof. Knapp 24 Stunden nach Beginn der Razzia im Gebäude der ehemaligen Brennecke Harzer Wurstwaren GmbH haben die Einsatzkräfte mit der Verladung der gesicherten Beweismittel begonnen. 

In Lkws werden die Pflanzen abtransportiert. Foto: Neuendorf

In Lkws werden die Pflanzen abtransportiert. Foto: Neuendorf

Seit ungefähr 9 Uhr verlassen nach und nach in Säcke eingepackte Cannabispflanzen auf Paletten das Gebäude über zwei Laderampen und werden mit Hubwagen aus der Halle in Polizei-Lkws mit Hannoveraner Kennzeichen verladen. Die Pflanzen werden zur Beweissicherung beschlagnahmt und an einem gesicherten Ort gelagert. Die restlichen Bauteile der Anlage sollen vernichtet werden, erklärt die Staatsanwaltschaft.

Zeugenhinweise brachten die Polizisten auf die Spur. Foto: Neuendorf

Zeugenhinweise brachten die Polizisten auf die Spur. Foto: Neuendorf

Was ist passiert?

Der Auftrieb am frühen Dienstagmorgen vor der ehemaligen Harzer Wurstwarenfabrik in Posthof war groß. Rund 350 Polizeibeamte aus Goslar, Hannover, Braunschweig, Göttingen und Oldenburg hatten wegen gewerbsmäßigen Handels mit Betäubungsmitteln Zugang zum Gebäude verschafft und Hallen und Räume durchsucht. Sechs Personen, die in dem Objekt angetroffen wurden, konnten vorläufig festgenommen werden, heißt es.

„Durch wichtige Hinweise aus der Bevölkerung und die intensive Ermittlungsarbeit konnten wir heute einen empfindlichen Schlag gegen die illegale Herstellung von Cannabis in der Region Braunschweig setzen“, sagte Braunschweigs Polizeipräsident Michael Pientka zum Ermittlungserfolg.

Einsatzkräfte bringen die Pflanzen in Säcken auf Hubwagen in Polizei-Lkws. Foto: Neuendorf

Einsatzkräfte bringen die Pflanzen in Säcken auf Hubwagen in Polizei-Lkws. Foto: Neuendorf

4500 Cannabis-Pflanzen in voller Blüte

In dem Gebäudekomplex sei wie erwartet eine Indoor-Plantage größeren Ausmaßes entdeckt worden. Die Polizei schätzt, dass in den Räumen rund 4500 Pflanzen in voller Blüte gestanden haben. Die sichergestellten Gewächse dürften Schätzungen zu Folge einen Verkehrswert von rund einer Million Euro haben. Es handele sich hierbei sicher um eine der größten Indoor-Plantagen, die im Bereich der Polizeidirektion Braunschweig ausgehoben wurden, meint Pientka.

Im Laufe der Ermittlungen hatten sich Hinweise auf eine weitere Plantage ergeben. Dort wurden vier Personen festgenommen. 

Ein (wenig berauschendes) Gewerbegebiet

Nachdem die fast 20 Jahre bestehende Wurstfabrik Brennecke in Posthof in Schieflage geraten war und Insolvenz anmelden musste, lag das Gelände am Rande von Posthof offenbar einige Jahre brach. Zumindest schien das so. Seit gestern sind viele schlauer.

Nach GZ-Informationen hatte eine Immobilienfirma aus Salzgitter die große Halle erworben und immer wieder untervermietet. An wen, das ist bisher ungeklärt. Die beiden Inhaber des Immobilienbüros waren gestern nicht zu erreichen.

Koks und Marihuana

Im August vergangenen Jahres stand die Halle mit einer Gesamtfläche von etwas über 7000 Quadratmetern Gewerbefläche zum Verkauf auf der Homepage der Immobilienfirma in Salzgitter. Mit einer stattlichen Grundstücksgröße von knapp 27.000 Quadratmetern. Für 3,5 Millionen Euro. Zur Vermietung steht diese traditionsträchtige Fleischwarenfabrik an der Bundesstraße am Salzgitterschen Höhenzug, war dort auch zu lesen. Mittlerweile ist das Objekt offenbar nicht mehr im Angebot.

Gelinde gesagt wenig begeistert zeigte sich Liebenburgs Bürgermeister Alf Hesse über die aktuelle Entwicklung im Gewerbegebiet, das jüngst schon einmal mit der Spedition von Jonas H. für reichlich Negativ-Schlagzeilen gesorgt hatte. Der 37-jährige Othfresener ist wegen Kokainhandels in erheblichem Maße (16 Tonnen Koks aus Südamerika – die GZ berichtete) zu einer Gefängnisstrafe von zwölfeinhalb Jahren verurteilt worden.

Nach Kokain jetzt die Indoor-Plantage, die seit gestern Morgen von Einsatzkräften aus ganz Niedersachsen durchkämmt wird. Das Gewerbegebiet besteht seit Anfang der 90er-Jahre. Als die Firma Harzer Wurstwaren Brennecke schließen musste, sei das natürlich ein herber Schlag gewesen, bekennt Hesse.

Einsatzkräfte sichern das Gebäude. Foto: Neuendorf

Einsatzkräfte sichern das Gebäude. Foto: Neuendorf

Die Nachricht von der Razzia erreichte Hesse gestern Morgen telefonisch. „Mir war bekannt, dass zu Dienstagmorgen ein Ordnungsamtsmitarbeiter angefordert worden war, um als Zeuge bei einer Hausdurchsuchung zu dienen“, berichtet Hesse. So, wie es immer bei Hausdurchsuchungen gehandhabt wird. Welche Dimension das annehmen würde, eine Razzia mit 350 Einsatzkräften, das erfuhr er erst im Laufe des Tages. Nachdem die Immobilie 2021 veräußert worden war, passierte aber seitens der neuen Eigentümer nichts. Auch auf Unterstützungsangebote der WiReGo seien sie nicht eingegangen, erzählt Hesse von Versuchen der Wirtschaftsförderer während der Corona-Pandemie. Das sei schon verwunderlich gewesen.

Dörfliche Besonderheit

Nun ist seine Gemeinde erneut mit einer Polizeirazzia in den Schlagzeilen. Hesse gewinnt dem etwas Bemerkenswertes ab: „Es ist wohl eine kleine Besonderheit, dass auf dem Dorf merkwürdige Dinge eher auffallen“, sagt der Bürgermeister angesichts der Tatsache, dass Anwohnerhinweise offenbar alles ins Rollen brachten und die Ermittler auf die Spur der illegal gezogenen Marihuana-Pflanzen geführt haben. Wer weiß, ob alles noch länger unentdeckt geblieben wäre, wenn die Halle in einem anonymen Gewerbegebiet gelegen hätte, sagte Hesse der GZ.

Die Spurensicherung ist bereits an der ehemaligen Wurstwarenfabrik eingetroffen. Foto: Neuendorf

Die Spurensicherung ist bereits an der ehemaligen Wurstwarenfabrik eingetroffen. Foto: Neuendorf

Parallel zu dem Einsatz in Posthof wurde durch die Polizei Salzgitter ein Gebäude in der Ortschaft Semmenstedt bei Wolfenbüttel durchsucht. Hier waren über 50 Einsatzkräfte eingesetzt.

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