Niedersachsen: Weniger Arbeitslose in der Region

Gerald Witt, Leiter der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar: „Ich erwarte auch aufgrund des hohen Arbeits- und Fachkräftebedarfes keinen Einbruch auf dem Arbeitsmarkt“ Symbolfoto: Hendrik Schmidt/dpa
Im Oktober ist die Zahl der Arbeitslosen in der Region gesunken. Die Arbeitslosenquote liegt aber noch immer deutlich über der des Vorjahres. Auch bei der Zahl der gemeldeten freien Arbeitsstellen war vermutlich krisenbedingt ein Rückgang zu verzeichnen.
Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!
Die Zahl der Arbeitslosen in unserer Region ist im Oktober leicht gesunken. Waren im September noch rund 35.100 Menschen ohne Arbeit, waren es im Oktober gut 600 weniger, insgesamt knapp 34.500. Allerdings waren das noch immer deutlich mehr als im Vorjahr, als 31.800 Menschen keinen Job hatten. Die saisontypische „Herbstbelebung“ fällt in diesem Jahr deswegen weniger stark aus. Grund dafür ist einerseits die Energiekrise, die Unternehmen offenbar davon abhält, neue Fachkräfte einzustellen. Andererseits sind im Vergleich zum Vorjahr nun viele vor dem Angriffskrieg geflüchtete Ukrainer und Ukrainerinnen in unserer Region arbeitslos gemeldet und fließen ein in die Statistik – zwischen Harz und Heide allein mehr als 3500.
Die Arbeitslosenquote in unserer Region lag im Oktober bei 5,6 Prozent. In Niedersachsen ging die Arbeitslosigkeit ebenfalls zurück, die Quote lag landesweit bei 5,4 Prozent. Noch niedriger war sie in der gesamten Bundesrepublik mit 5,3 Prozent. In Deutschland waren im Oktober 2,5 Millionen Menschen ohne Job. Andrea Nahles, Chefin der Arbeitsagentur, erklärte, der Arbeitsmarkt sei „weiter robust“. Jedoch bereiteten sich auch wieder mehr Unternehmen auf mögliche Kurzarbeit vor und reduzierten ihre Nachfrage nach neuem Personal. Im Landkreis Goslar waren im Oktober 2022 insgesamt 4150 Menschen als arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote lag damit bei 6,1 Prozent und somit 0,5 Prozentpunkte über dem Durchschnitt der Region und 0,7 Prozent über dem Landesdurchschnitt.
Rückgang
„Erste Anzeichen von Unsicherheiten bei den Unternehmen“ macht auch die Agentur für Arbeit Hildesheim aus, zu der auch der Landkreis Peine gehört. „Die Zahl der gemeldeten freien Arbeitsstellen ist im Stellenzugang wie auch im Bestand deutlich zurückgegangen“, sagte Agentur-Chefin Evelyne Beger. Für den Herbst sei das eine ungewöhnliche Entwicklung. „Die Energiekrise, der Ukrainekrieg und der anhaltende Fachkräftemangel verunsichern die Firmen zum Beispiel in Bezug auf Neueinstellungen. Wir werden in den nächsten Monaten sehen, in welcher Form sich dieser Trend fortsetzt“, erklärte Beger. Noch 1491 offene Stellen waren im Oktober im Landkreis Goslar gemeldet. Vergangenes Jahr waren es im Oktober 1618 gemeldete freie Arbeitsstellen.
Im Bezirk der Arbeitsagentur Helmstedt, der auch Wolfsburg und Gifhorn umfasst, ist das Angebot an neuen Stellen hingegen stabil und laut Agentur „auf einem sehr hohen Niveau“. Die Arbeitslosigkeit ging auch im Norden unserer Region gegenüber dem September zurück. „Die Zahl der arbeitslosen Menschen liegt jedoch immer noch zehn Prozent über dem Vorjahresniveau, was auf die geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer, die in unseren Jobcentern gemeldet sind, zurückzuführen ist“, erklärte Ulf Steinmann, Leiter der Arbeitsagentur Helmstedt. Dafür ist aber die Zahl der Arbeitslosen unter 25 Jahren gesunken. „Das zeigt uns, dass die frisch ausgebildeten Fachkräfte nach ihrer Ausbildung sehr gute Chancen haben, auf dem Arbeitsmarkt nahezu nahtlos Fuß zu fassen,“ freute sich Agentur-Chef Steinmann.
Stabile Lage
Deutlich rückläufig war die Zahl neuer Stellen im Bezirk der Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar, zu dem auch Salzgitter und Wolfenbüttel gehören (-16 Prozent). Allerdings liege der Bestand immer noch mit knapp 6600 offenen Arbeitsstellen über dem Stellenniveau vom Oktober 2021. „Damit werden die Besetzungsschwierigkeiten bei den Stellen sichtbar“, heißt es erklärend von der Agentur. Braunschweigs Agentur-Chef Gerald Witt sagte dazu: „Der Arbeitsmarkt zeigt sich stabil, wenngleich die Lage aktuell stagniert.“ Unterbrochene Lieferketten, Materialengpässe und Preissteigerungen beeinträchtigten die wirtschaftliche Entwicklung. „Ich erwarte aber auch aufgrund des hohen Arbeits- und Fachkräftebedarfes keinen Einbruch auf dem Arbeitsmarkt“, so Witt. Bereits in vergangenen Krisen hätten sich Wirtschaft und Arbeitsmarkt entkoppelt.
In Braunschweig ist die Arbeitslosigkeit in unserer Region mit am niedrigsten (siehe Grafik), die Stadt wird nur vom Kreis Gifhorn getoppt, der stets am wenigsten Arbeitslose im Regionsvergleich zählt. Niedersachsenweit liegen Gifhorn und Braunschweig in den Top 15 der niedrigsten Arbeitslosenquote (Platz 14 beziehungsweise 15). Mit Abstand am meisten Menschen ohne Job leben in Salzgitter, wo fast jeder zehnte Erwerbsfähige arbeitslos gemeldet ist. Mehr Arbeitslose gibt es in Niedersachsen nur noch in Delmenhorst und in Wilhelmshaven.
Von Hannah Schmitz, Funke Mediengruppe