Nationalpark-Chef: „Totholz ist kein Brandbeschleuniger“

Feuerwehrleute auf der Brandfläche am Brocken. Nationalpark-Chef Roland Pietsch geht davon aus, dass das Gelände sich schnell wieder von selbst begrünt. Das Totholz soll liegen bleiben, auch um den Boden vor Erosion zu schützen. Foto: Neuendorf
Ist das das Ende des Nationalparks Harz? Nach dem Waldbrand am Brocken hat Forstminister Sven Schulze den Staatsvertrag über den Park infrage gestellt. Ein Knackpunkt: das Totholz. Roland Pietsch, Leiter des Nationalparks, gibt sich noch unbesorgt.
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Brocken. Wie geht es weiter mit dem Nationalpark Harz? Sachsen-Anhalts Forstminister Sven Schulze hatte am Mittwoch im Landtag angesichts des Brandes am Brocken und der Debatte um Totholz und Schneisen den Staatsvertrag über den Park infrage gestellt. Dr. Roland Pietsch, der Leiter des Nationalparks, reagierte darauf gelassen, verteidigt die Praxis, Totholz liegen zu lassen.
„Es steht jedem frei, eine Einrichtung, für die er Verantwortung trägt, infrage zu stellen“, kommentierte Pietsch auf GZ-Nachfrage die Äußerungen des Ministers. „Ich halte das aber nicht für absolut gemeint.“ Eine Auflösung des Nationalparks könne er sich nicht vorstellen. „Ich sehe ihn nicht in seinem Bestand gefährdet“, betonte er. Zumal der Park ein herausragender Wirtschaftsfaktor in der Region sei. Immerhin rund zehn Millionen Besucher kämen jährlich hierher, auch und gerade „wegen der Wildnis“.
Gefahr: Grüne Fichten
Auch die Behauptung Schulzes, dass das Totholz, das im Nationalpark nicht weggeräumt wird, sondern an Ort und Stelle verrotten soll, als ein „Brandbeschleuniger“ gewirkt habe, will Pietsch so nicht stehen lassen. „Totholz wirkt nicht als Brandbeschleuniger“, betonte er. „Ich will die Gefahr von Totholz nicht bagatellisieren. Aber die lebenden Fichten – wenn die brennen, dann ist das wie eine Explosion“, sagt Pietsch.

Ronald Pietsch
Stadtbrandmeister über explodierende Bäume
Ähnlich hatte sich beim Besuch des niedersächsischen Umweltministers Olaf Lies der Stadtbrandmeister von Braunlage Hans Ervenich geäußert: „Die lebenden Fichten sind viel schlimmer, die explodieren geradezu. Die grünen Bäume, die gehen richtig ab. Das Totholz ist nicht so schlimm.“
Wie geht es nun weiter mit dem abgebrannten Areal? „Wir stehen parat, damit wir in den nächsten Tagen die Flächen wieder übernehmen können“, so Pietsch. Forstwirte und Ranger des Nationalparks werden als Brandwache eingesetzt und Patrouille gehen. Sie werden mit Wärmebildkamera, Löschrucksack und Stirnlampe unterwegs sein.
Keine Wiederaufforstungsarbeiten auf der Brandfläche
Wiederaufforstungsarbeiten werde es nicht geben. „Wir werden die Natur Natur sein lassen. Es werden sich erst krautartige Pflanzen einstellen, dann Büsche und Bäume.“ Um eine Bodenerosion müsse man sich nicht sorgen. Genau das werde ja das Totholz verhindern, das dort am Brocken liegt. „In ein bis zwei Jahren wird es aussehen wie eine grüne Wiese. Die Fläche wird sich relativ schnell bewalden – aber mit Bäumen, die da hingehören.“ Also das Aus für die ungeliebte Fichte? „Im Nationalpark wird keine einzige Fichte gepflanzt“, betont Pietsch. Und: „Die Natur kann es besser.“