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Nach 16 Jahren

Lutteraner Landfrauen-Chefin gibt den Vereinsvorsitz ab

„Willkommen aufm Dorf“: Die Landfrauen um die scheidende Vorsitzende Renate Geldmacher-Ternedde tragen seit vielen Jahren dazu bei, das Leben auf dem Lande attraktiv zu gestalten. Ihr Verein begeht in diesem Jahr sein 75-Jähriges. Foto: Gereke

„Willkommen aufm Dorf“: Die Landfrauen um die scheidende Vorsitzende Renate Geldmacher-Ternedde tragen seit vielen Jahren dazu bei, das Leben auf dem Lande attraktiv zu gestalten. Ihr Verein begeht in diesem Jahr sein 75-Jähriges. Foto: Gereke

Den Lutteraner Landfrauen steht ein Wachwechsel bevor: Wenn am Montag auf der Jahreshauptversammlung ein neuer Vorstand gewählt wird, dann wird die langjährige Vorsitzende Renate Geldmacher-Ternedde nicht mehr um das Amt kandidieren.

Von Andreas Gereke Sonntag, 08.01.2023, 15:00 Uhr

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Nauen. Wenn am Montag auf der Jahreshauptversammlung ein neuer Vorstand gewählt wird, dann wird die langjährige Vorsitzende Renate Geldmacher-Ternedde nicht mehr um das Amt kandidieren. Die Zeugin des ländlichen Strukturwandels will sich aus dem Vorstand zurückziehen und das Amt in jüngere Hände abgeben.

Vor etwa 20 Jahren trat die Nauenerin den Lutteraner Landfrauen bei – angeworben von der Nachbarin („Unsere Mütter waren doch auch alle dabei!“). Und schon wenig später stand sie selbst an der Spitze: „Das war ein Sprung ins kalte Wasser, ein Vorstandsamt hatte ich vorher nicht inne“, erzählt die heute 71-Jährige. Damals war es so wie oft in Vereinen: Es wurde jemand gesucht, der es macht – „und Du kannst das doch!“

Die Erfolgsformel

Das kühle Nass muss ihr aber zugesagt haben, denn insgesamt sind es nun 16 Jahre, den sie den Lutteraner Ortsverein anführt. Nahezu konstant in dieser Zeit ist die Mitgliederzahl: „2007 waren wir 129 Landfrauen, im vergangenen Jahr 118“, hat sie in den Unterlagen recherchiert. Und dennoch hat sich etwas verändert: „Früher bestand der Verein vor allem aus Bauersfrauen.“ Aber zum einen sank die Anzahl der Höfe in den vergangenen Jahrzehnten und „heute arbeiten kaum noch Frauen auf dem Hof mit. Jetzt besteht der Verein aus ganz vielen Nicht-Landwirtinnen“, sagt sie. Strukturwandel aber auch auf den Dörfern des Neiletals selbst. Die Infrastruktur ließ immer mehr nach. Läden sind in den kleinen Ortschaften Fehlanzeige.

Selbst in Lutter, dem größten Dorf, ist es weiniger geworden, gibt es keinen Schlachter und keinen Bäcker mehr. „Zum Glück ist noch eine medizinische Grundversorgung mit Hausarzt, Zahnarzt und Apotheke da“, betont Geldmacher-Ternedde.

Heute sei es vor allem die Generation „60 plus“, die sie als Neu-Mitglieder ansprechen könne. „Nach dem Arbeitsleben haben die Frauen dann Zeit für etwas Neues und kulturelles Programm.“ Das dreht sich seit vielen Jahre um die gleiche Erfolgsformel: Themen aus den Bereichen Natur, Ernährung, Gesundheit, Geschichte und Reiseberichte. Die Landfrauen erfüllen im Rahmen der Ländlichen Erwachsenenbildung auch einen Auftrag.

Bis zur Grünen Woche

Angesprochen auf die schwierigste Phase ihrer Vorsitzendenzeit zögert sie nicht lange und muss nicht weit in der Geschichte zurückgehen: die Jahre der Corona-Pandemie. „Es war ein Kraftakt, während der harten Beschränkungen den Verein am Leben zu erhalten“, betont sie. Damals blieben oft nur die schönen Erinnerungen: die Dorffeste auf dem Marktplatz Lutter oder die Januar-Tage, als sich die Landfrauen im Rahmen der ILE-Region Nördliches Harzvorland, dessen Teil die Samtgemeinde Lutter war, auf der Grünen Woche in Berlin präsentierten. „Und unsere für Lutter und Nauen gebundenen Erntekronen sind auch heute noch im Einsatz“, erzählt die gebürtige Nauenerin.

Es gab also immer viel zu tun – nicht umsonst ist die Biene, Synonym für Fleiß, sozusagen das Wappentier der Landfrauen und ziert auch deren Schürze. Nun reicht sie die Chef-Schürze weiter, aber nicht ohne noch einmal zu betonen: Landfrau sein heißt nicht, ständig am Herd zu stehen!

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