Lesung: Als säße Leibniz mit am Tisch

Michael Kempe (links) berichtet über die Aufenthalte von Leibniz im Oberharz. Der Moderator ist Prof. Friedrich-Wilhelm Wellmer. Foto: Kammer
Er gilt als Universalgenie und Ausnahmewissenschaftler: Gottfried Wilhelm Leibniz. Jetzt hat Autor Michael Kempe aus seinem Buch über ihn in Zellerfeld vorgelesen. „Die beste aller möglichen Welten“ sorgte für Begeisterung im Bergwerksmuseum.
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Clausthal-Zellerfeld. „Die beste aller möglichen Welten“. Prof. Friedrich-Wilhelm Wellmer wollte es genau wissen: Warum hat Autor Michael Kempe für sein Werk über den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) diesen Titel gewählt? Kempe, der sein Buch auf Einladung des Oberharzer Geschichts- und Museumsvereins im Bergwerksmuseum vorstellte, hatte die Antwort: „Leibniz war ein Möglichmacher, ein Weltverbesserer“.
Die Welt besser machen
Leibniz verstand sein Wirken als Aufforderung an den Menschen, daran mitzuwirken, die Welt besser zu machen. Und das galt zu Leibniz Zeiten genauso wie heute: Der Gelehrte hatte das Unglück der Welt gesehen. Kurz vor dem Ende des 30-jährigen Krieges geboren, erlebte er Inflation, Kriegswirren, Seuchen und auch die Klimakrise. Letztere aber anders als heute, denn in Leibniz Tagen beherrschte die Kleine Eiszeit das Geschehen mit sehr trockenen Sommern und grimmigen Wintern. Unwirtlich kalt muss es im Oberharz gewesen sein, als sich der Wissenschaftler in Zellerfeld aufhielt.
Hier erarbeitete er Vorschläge zur Verbesserung des Bergbaus, unter anderem entwarf er eine horizontale Windmühle zur Optimierung der Grubenentwässerung. Und vor diesem Hintergrund hat Kempes Buch dann auch ein spezielles Kapitel Zellerfeld, zu erleben ist der 11. Februar 1686. Buchhändler Stefan Grosse bekannte, sich genau darüber besonders gefreut zu haben. Beim abendlichen Lesen in seiner Sitzecke habe er alles um sich herum vergessen. Leibniz saß mit Allongeperücke direkt neben ihm, so „großartig, lebendig und anschaulich“ sei das Buch geschrieben.
Und genau das wurde in der Lesung deutlich. Moderator Wellmer und Autor Kempe spielten einander in spannender Form die Fragen und Antworten rund um die sieben Kapitel des Buches zu, die sieben Tage im Leben des Universalgenies thematisieren. Zu verfolgen sind Tage in Paris, Hannover, Berlin und Wien.
Kempe hatte treffende Passagen für seine Lesung ausgewählt, die exemplarisch für das Wirken des Gelehrten stehen. Der Leser ist dabei, wenn Leibniz zum ersten Mal das Integralzeichen schreibt, er erlebt, wie der Forscher den Weg in die digitale Zukunft ebnet – mit der Zerlegung der Welt in Einsen und Nullen. Leibniz steht morgens schreibend auf, und er geht schreibend ins Bett. 100.000 Blatt Papier hat er der Welt hinterlassen, die nun an vier Stellen in Deutschland editiert werden, auch in Hannover.
Leibniz-Uni in Clausthal?
Seit 2011 ist Prof. Dr. Michael Kempe Leiter der Leibniz-Forschungsstelle der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen beim Leibniz-Archiv der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek in Hannover. Sein profundes Wissen rund um das Genie Leibniz fasste er in dieser faszinierenden Biografie zusammen, die gerade im Oberharz großes Interesse findet. Schließlich habe Leibniz, merkte der ehemalige Unipräsident, Prof. Dr. Thomas Hanschke, an, mehr Tage im Oberharz verbracht als in Hannover. So schmunzelten die Anwesenden durchaus: Eigentlich dürfte sich dann die TU Clausthal mit Recht mit dem Namen Leibniz schmücken.