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Landkreis Goslar kauft neue Software

Künstliche Intelligenz gegen überflüssige Krankenwagenfahrten

Ein bundesweiter Trend: Immer mehr Bürger rufen den Krankenwagen wegen kleinerer Verletzungen. Eine neue Software soll jetzt in Goslar für Abhilfe sorgen.  Foto: dpa

Ein bundesweiter Trend: Immer mehr Bürger rufen den Krankenwagen wegen kleinerer Verletzungen. Eine neue Software soll jetzt in Goslar für Abhilfe sorgen. Foto: dpa

Der Landkreis Goslar hat eine neue Software gekauft, um Notrufe besser abzuarbeiten. Hintergrund ist, dass immer mehr Bürger den Krankenwagen auch wegen kleiner Wehwehchen und Bagatell-Verletzungen rufen. Das neue Programm soll im November starten.

Von Petra Hartmann Donnerstag, 29.09.2022, 11:15 Uhr

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Goslar. Mit dem kleinen Zeh gegen den Schrank gelaufen oder sich beim Kartoffelschälen in den Finger geschnitten? Inzwischen rufen immer mehr Menschen wegen solcher „Kleinigkeiten“ gleich den Krankenwagen. Ein Phänomen, das auch im Landkreis Goslar auftritt? „Dabei handelt es sich um eine Tendenz, die bundesweit beobachtet wird“, sagt Landkreis-Sprecherin Marieke Düber. Eine neue Einsatzleitsoftware soll nun dabei helfen, dass Notrufe „besser eingeschätzt werden“, kündigt Düber an.

Die Zahlen der Rettungseinsätze steigen. Im Umland von Hannover lag die Anzahl im ersten Halbjahr 2022 um 12 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Valide Zahlen aus dem Landkreis Goslar lägen noch nicht vor, so Düber. Im Jahr 2021 wurden im Goslarer Kreisgebiet insgesamt 41.300 rettungsdienstliche Einsätze abgearbeitet.

Geschultes Personal in der Rettungsleitstelle

Um Bagatellfälle auszusortieren, versucht der Landkreis jedoch bei der Annahme von Anrufen gegenzusteuern. „In der Feuerwehreinsatz- und Rettungsleitstelle werden ausschließlich Disponenten mit hoher rettungsdienstlicher Qualifikation eingesetzt“, betont Düber.

Außerdem werde im letzten Quartal dieses Jahres für den Rettungsdienst eine neue Einsatzleitsoftware eingeführt, „welche die Notrufabfrage noch weiter strukturiert“. Hierdurch sollen die Mitarbeiter die jeweiligen Situationen noch besser einschätzen können.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen

Start für die neue Software soll am 28. November sein. Da das Ganze bisher weder in Rats- und Ausschusssitzungen noch im nicht-öffentlichen Teil verhandelt wurde, kann die Kreissprecherin bislang weder Namen der Software und Herstellerfirma nennen noch die Kosten für die Anschaffung. Nur soviel: „Es wird eine Vereinfachung der Disposition geben, und es wird mehr Künstliche Intelligenz eingesetzt“, verrät Düber.

Bei Juxanruf: Anzeige

Und was haben die Leute zu erwarten, die unnötigerweise den Krankenwagen rufen? „Im Falle eines böswilligen oder Juxanrufs würden die Kosten des Einsatzes dem Anrufer oder der Anruferin in Rechnung gestellt“, sagt Düber. Darüber hinaus erhalten sie auch eine Strafanzeige wegen des Notrufmissbrauchs.

Aber für die „überdramatisierten Bagatellfälle“ gilt: „Bei Menschen, die ihre Beschwerden bedrohlicher einschätzen, als sie tatsächlich sind, erfolgt keine gesonderte Kostenberechnung. Der rettungsdienstliche Einsatz wird über die Krankenkassen abgerechnet und fällt somit der Versichertengemeinschaft zur Last.“ Den Landkreis Goslar treffen höhere Einsatzzahlen der Rettungswagen jedoch nicht: „Die Kosten des Rettungsdienstes werden zu 100 Prozent von den Krankenkassen getragen“, sagt die Landkreissprecherin.

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