Kein Dorfgemeinschaftshaus für Hohegeiß?

Das mehr als 100 Jahre alte Gebäude (im Hintergrund) und der Anbau aus den 50er Jahren werden derzeit als Grundschule genutzt. Fotos: Breutel/Eggers
Ein Dorfgemeinschaftshaus in der alten Schule in Hohegeiß ist wohl nicht realisierbar. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz, und deshalb dürfen keine Wände beseitigt werden, um eine Saal zu schaffen. Aber ein Jugendraum ist in dem Haus im Gespräch.
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Hohegeiß. Das, was die Hohegeißer wollen, kann im Schulgebäude wohl nicht umgesetzt werden. Im Bergdorf fehlt ein Saal, in dem Familien feiern oder sich die Mitglieder der Vereine in größerer Zahl treffen können. Dafür ist aber kein Platz in dem denkmalgeschützten Haus, wie am Montagabend während einer Bürgerversammlung deutlich wurde. Allerdings sind weitere Ideen entwickelt worden, die in dem Gebäude umgesetzt und von der Stadt nun mit dem Amt für Denkmalschutz abgestimmt werden sollen.
50 Bürger kamen zu der Versammlung, zu der Bürgermeister Wolfgang Langer, Ortsvorsteher Sebastian Hansmann und das Büro „Mensch und Region“, das für die Stadt das Entwicklungsprogramm „Harzer Klosterdörfer“ betreut, eingeladen hatten. Ziel sei es, dass die Kommune durch weitere Nutzungsmöglichkeiten Einnahmen mit dem Gebäude generiert, um so die Kosten besser im Blick zu haben, berichtete Wolfgang Langer.

50 Bürger kommen nach der Besichtigung im Schulgebäude mit ins Gemeindehaus, um über die zukünftige Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden Komplexes zu diskutieren.
Arg beschränkt
„Derzeit haben wir gar keine Einnahmen mit dem Haus“, meinte der Bürgermeister. Und viele Räume des Gebäudekomplexes würden leer stehen. Er habe deshalb eine Art Dorfgemeinschaftshaus ins Spiel gebracht, weil der Bedarf während vorheriger Sitzungen für die Dorfentwicklung häufig geäußert worden sei. So ein Dorfgemeinschaftshaus benötige jedoch einen Saal, und der sei in dem Schulgebäude nicht vorhanden.
Bei der Begehung und anschließend auch bei der Ideenwerkstatt ist deutlich geworden, dass die Nutzungsmöglichkeiten des 1885/86 erbauten Gebäudes doch arg beschränkt sind. Es gibt nur zwei große Räume, die aber von der Schule benötigt würden, wie Leiterin Christiane Riedel deutlich machte. Außerdem dürften die Zwischenwände auch aus Denkmalschutzgründen nicht entfernt werden.

Interessiert nehmen die Bürger die Räume in dem Schulgebäude unter die Lupe, von denen etliche seit Jahren leer stehen.
Doch nur bei der Beseitigung dieser Wand würde der Saal entstehen, der für Familienfeiern und Vereinsveranstaltungen benötigt würde. Seit Schließung von „Müllers Hotel“ und „Café Wedler“ fehlt ein solcher Saal. Die Vereine weichen ebenso wie die Stadt jetzt bei der Bürgerversammlung meist auf das Gemeindehaus aus, in dem aber die Küche recht klein und in dem damit auch das Veranstalten von größeren Familienfeiern schwierig ist.
Dachboden nicht als Saal nutzbar
In dem alten Schulgebäude gibt es zwar einen großen Dachboden. Der wiederum könne jedoch auch nicht als großer Dorfgemeinschaftsraum genutzt werden, weil er nur über eine steile kleine Treppe erreicht werden könne und über viele raumverkleinernde Schrägen verfüge, hieß es während der Sitzung.
Cordula Dähne-Torkler, die Vorsitzende des Kinderschutzbundes Braunlage, konnte zwar aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Veranstaltung teilnehmen, sie schrieb aber dem Bürgermeister eine Mail, in der sie sich für die Schaffung eines Jugendraums in dem Schulgebäude starkmacht. Ein Vorschlag, der von der Bürgerrunde im Gemeindehaus unterstützt worden ist. Laut Wolfgang Langer will die Stadtverwaltung den Ratsgremien vorschlagen, die Stelle eines hauptamtlichen Stadtjugendpflegers zu schaffen, damit in der Jugendarbeit im Stadtgebiet eine gewisse Struktur geschaffen werde.

In dem Schulgebäude gibt es sogar eine Küche, die aber bereits seit Jahren nicht genutzt wird.
Weiter schlug Ortschronist Friedemann Schwarz vor, einen Archivraum in dem Schulhaus unterzubringen, in der beispielsweise die Chronik des nicht mehr existierenden Gesangvereins oder Dinge gelagert werden könnten, die aus Platzgründen im Heimatmuseum nicht gezeigt werden können. Zudem kam die Frage auf, ob sich Vereine und Schule einige Räume nicht teilen könnten. Auch das soll demnächst geklärt werden.
Fünfmal ausgeschrieben
Der Bürgermeister betonte sowohl bei dem Rundgang als auch in der Ideenwerkstatt auf Nachfrage der Bürger, dass es keine Ambitionen seitens der Stadt gebe, die Grundschule Hohegeiß zu schließen. Die Kommune wolle auch die Fassadensanierung vornehmen, für die sie im Nachtragshaushalt 612.000 Euro eingeplant hat. „Wir werden die Arbeiten ausschreiben und hoffen, dass wir Firmen finden, die sie ausführen“, erklärte er.

Wolfgang Kleine-Limberg von „Mensch und Region“ sammelt die Vorschläge, die im Beisein Bürgermeisters Wolfgang Langer (rechts) von den Bürgern geäußert werden.
Das müsse aber nicht zwingend der Fall sein. „Das ehemalige Rathaus in Hohegeiß, in dem die Tourist-Info untergebracht ist, wollen wir ja seit einiger Zeit ebenfalls sanieren, übrigens auch mit Fördermitteln aus dem Entwicklungsprogramm Harzer Klösterdörfer“, sagte Wolfgang Langer. Insgesamt habe die Stadt diese Arbeiten bislang fünfmal öffentlich ausgeschrieben, berichtete er weiter. „Noch haben wir aber kein Angebot.“
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