Isabelle Dutoit: Gemäldeausstellung in Goslar eröffnet

Besucher der Ausstellung in der Marktkirche beim Betrachten eines Bildes von Isabelle Dutoit. Fotos: Hartmann
Isabelle Dutoit zeigt ihre Gemälde in der Marktkirche: Mit einem Vortrag der Galeristin Antje Stoetzel-Tiedt (Stubengalerie) und einem Künstlergespräch wurde die Ausstellung „Entdeckungen – Fährten zu Tier und Mensch“ eröffnet.
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Goslar. Menschen, Segelschiffe, aber vor allem Tiere – das sind die Motive, die die Künstlerin Isabell Dutoit in der Goslarer Marktkirche zeigt. Die oft großformatigen Gemälde zeigen einen großen Detailreichtum und wirken vor allem durch ihre ungewöhnliche Farbgebung, die die Lebewesen wie in Wolken und Nebeln verschwinden lässt.
„Uns haben vor allem die Tiere fasziniert“, sagte Pfarrer Ralph Beims in seiner Begrüßung zur Vernissage. Er machte besonders auf den für Dutoit ungewohnten Ausstellungsort aufmerksam, denn sie hatte ihre Werke bisher noch nie in einer Kirche ausgestellt. „Tiere in einer Villa sind eine Ausstellung, Tiere in einer Kirche sind ein Statement“, brachte er es auf den Punkt.
Etwas Erhabenes in den Werken
Tatsächlich hat die 47-Jährige bislang noch nie in einer Kirche ausgestellt, wie sie später im Künstler-Gespräch mit Beims verriet. „Allerdings kommen sehr viele Menschen zu mir, die mir sagen, dass sie sich von meinen Werken angesprochen fühlen, da sie etwas Erhabenes darin sehen“, sagte sie. Tiere habe sie schon immer gemalt, ursprünglich aber als Begleiter des Menschen. Nach zehn bis zwölf Jahren Beschäftigung mit der menschlichen Figur lasse sie jetzt aber den Tieren die Freiheit, „sich den Bildraum zu erschleichen“, sagte sie.

Künstlerin Isabelle Dutoit im Gespräch mit Pfarrer Ralph Beims.
Figürlich, fotorealistisch, aber mit einem surrealen Element
Galeristin Antje Stoetzel-Tiedt, in deren Stubengalerie im vergangenen Jahr eine Auswahl aus Dutoits Werken gezeigt wurde, führte das Publikum näher in die Kunst der Leipzigerin ein. Als Vertreterin der zweiten Generation der neuen Leipziger Schule zeigt sich Dutoit der figürlichen, fast fotorealistischen Darstellung verpflichtend, und doch tritt in ihrer Malerei ein durchaus surrealistisches Element hinzu. „Sie malt mit unvergleichlicher Akribie“, schilderte Stoetzel-Tiedt die Arbeitsweise der Künstlerin, die penibel erst das Unterfell der Säugetiere oder die Flaumfedern der Vögel malt, dann darüber als weitere Schicht das Deckfell oder das äußere Federkleid. „Jedes Detail wird liebevoll gewürdigt, jedes Bild ist allein aufgrund des langen Schaffensprozesses eine Kostbarkeit“, schwärmt die Galeristin.
Intensiv und dynamisch im brillanten Bildraum
Diese Innigkeit und Akribie spiegelt die sehr intensive Beziehung wider, die die Künstlerin zu den Tieren hat. Fast immer sind es Wildtiere, oft Raubtiere, die Dutoit darstellt. „Sie bewegen sich mit kraftvoller Dynamik durch den brillant komponierten Bildraum.“ Und doch: Diese Tiere sind bedroht – auch wenn oder gerade weil sie nur noch den einen Feind haben: den Menschen. Der Vergleich mit Franz Marc und seinen Tierdarstellungen liegt nahe. Und Stoetzel-Tiedt bescheinigte der Künstlerin ein außergewöhnliches Gespür für ihre Materialien. Nicht ganz eindeutig ließ sich klären, ob die Bilder nun eigentlich eine optimistische oder eine pessimistische Weltsicht zeigen. Umgeben die Farbnebel die Tiere nun wie ein Schutz – oder lassen sie sie verschwinden und verschlucken sie? Vielleicht ein wenig von beidem, vielleicht auch eine Botschaft, die von einem Übergang, einem neuen Anfang kündet.
Hände, die begreifen und es nicht fassen können
Sehr eindrucksvoll zeigt sich das Schiffsmotiv, dessen windgeblähte Segel zu zerfließen scheinen und an einen Vogel mit ausgebreiteten Schwingen erinnern. Ausgestreckte Hände sind fast alles, was an die Anwesenheit der Menschen erinnert. Und doch: „Es sind unsere Hände, die uns von den Tieren unterscheiden“, stellte Stoetzel-Tiedt heraus. In Redewendungen wie „etwas begreifen“ oder „etwas nicht fassen können“ zeige sich die Bedeutung der Hände für das menschliche Verstehen und das Menschsein überhaupt. Stoetzel-Tiedt zog auch die Parallele zu den Händen in den Schöpfungsszenen, die Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle zeigte. Ein reicher Schatz an Bezügen und Symbolwelten, aus denen Dutoit schöpfen kann. Alles in allem: „Die brillante Malweise und die exzellente Farbwahl künden von einer großartigen Künstlerin, die authentischer nicht sein könnte“, schloss Stoetzel-Tiedt.
Die Ausstellung „Entdeckungen – Fährten zu Tier und Mensch“ ist bis zum Dienstag, 31. Oktober, täglich von 10 bis 17 Uhr in der Marktkirche zu sehen.
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