Zähl Pixel
Standesamt Clausthal-Zellerfeld

Internationale Trauungen: Das Jawort kennt keine Grenzen

In Bergmannsuniform traut Ingo Sandhagen die Heiratswilligen. Haben sie ausländische Wurzeln, kommen sie mitunter in Landestracht zur Vermählung. Foto: Privat

In Bergmannsuniform traut Ingo Sandhagen die Heiratswilligen. Haben sie ausländische Wurzeln, kommen sie mitunter in Landestracht zur Vermählung. Foto: Privat

Im Durchschnitt 15 sogenannte „Eheschließungen mit Auslandsbeteiligung“ kann das Clausthal-Zellerfelder Standesamt pro Jahr verzeichnen. Das teilt Standesbeamter Ingo Sandhagen mit. Das Prozedere bis zur Vermählung ist für viele ein recht langwieriges.

Von Angela Potthast Mittwoch, 24.01.2024, 08:00 Uhr

Für nur 0,99 € alle Artikel auf goslarsche.de lesen
und im ersten Monat 9,00 € sparen!
Jetzt sichern!

Clausthal-Zellerfeld. Das Paar kommt zum Standesamt, hat die nötigen Unterlagen dabei, um sich für eine Eheschließung einen Termin geben zu lassen – eine Stunde später ist die Trauung. Solche Blitzhochzeiten gibt es durchaus. Allerdings nicht, wenn beispielsweise einer der Heiratskandidaten nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hat – nach Amtsduktus eine „Eheschließung mit Auslandsbeteiligung“. Mehrere Monate können ins Land gehen bis zur Vermählung. Standesbeamter Ingo Sandhagen kommt auf durchschnittlich 15 dieser Trauungen in der Stadt, die durch die Technische Universität Clausthal viele Studierende aus dem Ausland anzieht.

Viele Unterlagen

Meistens seien es deutsch-ausländische Paare, sagt Ingo Sandhagen. Und die durchlaufen ein langwieriges behördliches Verfahren – ein deutliches längeres als deutsch-deutsche Paare. Denn viele Unterlagen müssen angefordert werden. Dabei sei zu bedenken, dass jedes Land sein eigenes Urkundenwesen habe. Dass es länger dauere, das teile er den Paaren im Vorfeld mit. Seine Erfahrung: „Ausländische Brautleute sind geduldig.“

Der Oberharzer Standesbeamte stattet sie anfangs gleich mit einer Liste aus, die sie abarbeiten sollen. Das Ganze sei sehr aufwendig, viele Gespräche seien nötig, sodass im Laufe eines solchen Prozesses manchmal eine persönliche Beziehung zum Paar entstehe, sagt der Standesbeamte.

Identität nachweisen

Was ihm in vielen Fällen vorzulegen ist: unter anderem die Geburts- oder Abstammungsurkunde, ein Reisepass als Nachweis der Identität und Abstammung, gegebenenfalls ein Dokument über die Auflösung einer vorigen Ehe respektive der vorigen Ehen sowie ein Ehefähigkeitszeugnis des ausländischen Partners – sofern ein solches in dem jeweiligen Land bekannt ist. Das besagt, dass der Ehe nichts im Wege steht nach der Rechtsordnung, die für den ausländischen Partner gilt. In Vorbereitung der Eheschließung sind mitunter verschiedene Stationen zu berücksichtigen: Die deutsche Botschaft, ein Rechtsanwalt, der im Auftrag der Botschaft die Urkunden-Inhalte vor Ort prüft – Eltern des Betreffenden beispielsweise werden nach der Korrektheit des Urkunden-Inhalts befragt durch einen von der Botschaft geschickten Rechtsanwalt.

Abhängig vom Land

Auch das Oberlandesgericht Braunschweig spielt eine Rolle. Wenn es in bestimmten Ländern Ehefähigkeitszeugnisse nicht gebe, dann müsse, so der Standesbeamte, ein Antrag auf „Befreiung von der Beibringung“ eines solchen gestellt werden. Das allein könne das Prozedere verzögern. Genauso, wenn der ausländische Partner erst noch einreisen müsse. Aber auch andere Faktoren könnten zur Langwierigkeit beitragen, abhängig von den Ländern.

Ist die Prüfung durch die deutsche Botschaft positiv verlaufen, erhält der Standesbeamte einen schriftlichen Bericht. Bis dahin können durchschnittlich vier bis fünf Monate vergehen. Übrigens: Ist der Bericht negativ, gibt es keine Trauung. Im anderen Fall sei der Standesbeamte befugt, die Ehe innerhalb der nächsten sechs Monate zu schließen. Die Heiratswilligen vereinbaren mit ihm einen Termin und einen Ort. Seien sie ohne Gäste, wählten sie eher das Rathaus, so Ingo Sandhagen. Hätten sie Gäste geladen, entschieden sie sich eher fürs Dietzelhaus.

Überwiegend Studierende

Durchschnittlich 15 „Eheschließungen mit Auslandsbeteiligung“ kann das Clausthal-Zellerfelder Standesamt pro Jahr verzeichnen – überwiegend seien es Studierende. „Jede der Hochzeiten hat ihren Reiz“, sagt Ingo Sandhagen. Brautleute kommen etwa in Landestracht – Fotos in seinem Büro belegen das –, Gäste fangen nach dem Jawort an zu tanzen, Angehörige werden per digitaler Übertragung mit einbezogen. Besonderheiten erlebt er einige, in 2023 auch eine Doppelhochzeit: Ein deutsch-griechisches Pärchen und ein griechisch-griechisches Pärchen hatten sich den Oberharz ausgesucht, um zu heiraten. Das eine reiste aus Nordrhein-Westfalen an, das andere aus Berlin.

Ende vergangenen Jahres sollte Ingo Sandhagen zudem ein Paar im Oberharz vermählen, das in Ägypten lebt. Er stammt aus Clausthal-Zellerfeld, sie aus Kasachstan. Die Ehe-Anmeldung übernahm seine Mutter. Sind Dritte wie sie eingeschaltet, muss laut Ingo Sandhagen eine Vollmacht vorliegen. Die Kiste wurde damals für alle recht knapp: Der Termin stand, nur das Visum der Braut lag nicht rechtzeitig vor. Doch der Standesbeamte machte eine Trauung am nächsten Tag möglich.

Er legt Wert darauf, schick aufzutreten, zieht sich eine Bergmannsuniform an – und zum Jawort setzt er dann noch den Bergmannshut auf. Die Ausstattung hat er im Büro. So konnte er auch zu der Blitzhochzeit wohl ausstaffiert trauen.

Die Goslarsche Zeitung ist jetzt auch bei WhatsApp: Jetzt kostenfrei abonnieren und immer informiert sein.

Diskutieren Sie mit!
Weitere Themen aus der Region