Hohegeiß: Unfallschwerpunkt Kesselberg entschärft

Mitarbeiter der Firma „Meyer Verkehrstechnik“ aus Hasselfelde bringen am 10. Juli vergangenen Jahres die Rüttelstreifen auf der B 4 zwischen Braunlage und Hohegeiß an. Seit dem gab es nur noch einen Motorradunfall am Kesselberg. Archivfoto: Eggers
Nur eine Motorradfahrerin ist seit Anbringen der Rüttelstreifen am Kesselberg auf der B4 verunglückt. Die Polizei ist denn auch nicht nur in Braunlage mit diesen Hindernissen zufrieden, auch Thüringen und Sachsen-Anhalt loben die Rüttelstreifen.
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Hohegeiß. Der Start war zwar alles andere als gut, aber Polizeichef Martin Schulze zieht dennoch eine positive Bilanz der Rüttelstreifen. Die orangefarbenen Hindernisse auf der Fahrbahn der B4 zwischen Braunlage und Hohegeiß sollen dafür sorgen, dass die Motorradfahrer langsamer unterwegs sind und sich keine schweren Verkehrsunfälle mehr ereignen.
Und seit die Rüttelstreifen im Juli vergangenen Jahres aufgetragen wurden, habe sich nur noch ein Verkehrsunfall im Bereich des Kesselbergs ereignet, teilt der Leiter der Polizeistation Braunlage mit. Der allerdings war schwer. Eine 29-jährige Motorradfahrerin aus Wernigerode ist knapp drei Wochen nach der Anbringung der Streifen bei einem Verkehrsunfall auf der Strecke schwer verletzt worden. Die Frau musste per Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden.
Nur noch Tempo 50
Danach aber habe die Polizei keinen Verkehrsunfall mehr in dem Bereich aufgenommen, der lange der Unfallschwerpunkt im Bereich Braunlage war, teilt Martin Schulze mit. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat die Polizeiinspektion Goslar auf dem Straßenabschnitt am Kesselberg 53 Verkehrsunfälle mit Motorrädern verzeichnet, bei denen vier Menschen starben,32 schwer und zehn leicht verletzt wurden. Die kurvenreiche Strecke ist bei Motorradfahrern sehr beliebt, wie auch auf dem Videoportal Youtube zu sehen ist.
Die Rüttelstreifen sind in geraden Fahrbahnabschnitten installiert worden, um zu verhindern, dass die Motorradfahrer die Hindernisse in Schräglage passieren müssen und dann eventuell stürzen. Zusätzlich ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 80 auf 50 Stundenkilometer reduziert worden.
Im Landkreis Harz gibt es zwei Streckenbereiche, auf denen Rüttelstreifen aufgebracht sind, und die Erfahrungen mit dem Hindernis sind laut dem Sachbearbeiter Verkehrsorganisation beim Polizeirevier Harz, Sebastian Fabich, unterschiedlich. Auf der B27 zwischen Blankenburg und Hüttenrode habe sich seit der Anbringung am 15. August 2022 erst ein Motorradunfall mit Sachschaden ereignet.
Anders sehe es auf der B81 zwischen Hasselfelde und der Landesgrenze zu Thüringen aus, berichtet Sebastian Fabich weiter. Zwar könne grundlegend von einer Verkehrsberuhigung gesprochen werden, meint er, dennoch haben sich seit der Anbringung am 13. Juni 2023 bis 31. Oktober des Vorjahres sechs Verkehrsunfälle ereignet, bei denen zwei Motorradfahrer schwer und fünf leicht verletzt worden seien.
Bei der näheren Analyse sei dann aber aufgefallen, dass der Wegfall des Waldbestands an der B 81 zu einer deutlichen Verbesserung der Sicht geführt habe. „Dies könnte ein Grund sein, warum die Bikerinnen und Biker höhere Geschwindigkeit fahren und Überholmanöver wagen, wo sie früher umsichtiger unterwegs gewesen sind“, meint der Sachbearbeiter.
Eine positive Bilanz der Rüttelstreifen zieht hingegen Jens Bönisch von der Polizei in Nordhausen. „Wir waren in Thüringen die Ersten im Harz, die diese Hindernisse angebracht haben“, sagt er. Wegen der guten Erfahrungen aus dem Freistaat hätten zunächst Sachsen-Anhalt und dann auch Niedersachsen nachgezogen. Bönisch lobt die länderübergreifende Zusammenarbeit der Beamten, gerade auch bei der Verkehrsaktion „Sicher durch den Harz“.
„Seit wir die Rüttelstreifen auf der B4 zwischen Hohegeiß und Nordhausen sowie im Bereich des Kyffhäusers angebracht haben, ist die Zahl der Motorradunfälle erheblich zurückgegangen“, betont Jens Bönisch. Sie habe zuletzt nur im einstelligen Bereich gelegen.
Weiter berichtet der Sachbearbeiter, dass die Zahl der Motorradunfälle sofort in die Höhe geschnellt sei, als die Rüttelstreifen am Kyffhäuser wegen Hangsicherungsarbeiten für einige Zeit entfernt werden mussten. „Als die Hindernisse dann wieder auf die Fahrbahn aufgetragen worden sind, hatten wir sofort wieder sehr viel weniger Unfälle“, sagt der Polizeibeamte.