Harz: Hinweisschilder können jetzt Geschichte erzählen

Seit Ende der 1990er Jahre steht das braun-weiße Hinweisschild für die historische Fachwerkstadt Hornburg an der Autobahn – damals war es noch die 395, jetzt ist es die 36. Entworfen hat das Motiv einst Fritz Sengpiel, Hornburgs langjähriger Stadtheimatpfleger. Foto: Tourismusverband Nördliches Harzvorland
Mit der Unterstützung durch eine App sprechen jetzt die braun-weißen Hinweistafeln, die auf touristische Sehenswürdigkeiten aufmerksam machen. In Englisch und Deutsch erzählt die App etwas über die Geschichte der Orte, auf die die Schilder hinweisen.
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Nordharz. Im Nördlichen Harzvorland können jetzt Autobahnschilder sprechen. Und zwar die braun-weißen Hinweistafeln, die auf touristische Sehenswürdigkeiten aufmerksam machen. Möglich macht das eine neue App, die es auch als Webversion gibt.
Wer kennt sie nicht, die großen, braun-weißen Hinweistafeln entlang der Autobahnen in Deutschland. Im nördlichen Harzvorland an der A 36 und A 39 gibt es davon allein sechs Stück – und die erzählen ab sofort die Geschichten, die dazugehören. Möglich macht das die Zusammenarbeit des Tourismusverbands Nördliches Harzvorland mit dem Erlebnisguide des Unternehmens Maqnify. Damit ist das „NHaVo“ der erste Tourismusverband, der das Projekt in Niedersachsen umgesetzt hat.
„Sind Erlebnisregion“
Nach Bayern und Baden-Württemberg startet inzwischen Rheinland-Pfalz in die flächendeckende Umsetzung. Andere Bundesländer überlassen die Umsetzung hingegen individuell ihren touristischen Verbänden, so auch in Niedersachsen. Dieser Aufgabe hat sich der Tourismusverband Nördliches Harzvorland angenommen. „Dank unserer offenen Datenstrukturen sind wir in der Lage, schnell und einfach neue digitale Projekte realisieren zu können“, freut sich Vorsitzender Andreas Memmert. „Als touristischer Region zwischen Harz und Heide profitiert das Nördliche Harzvorland stark davon, dass die Verkehrsströme über die Autobahnen A 36 und A 39 fließen.
Doch allzu oft fahren die Gäste noch achtlos vorbei, statt mit einer kleinen Pause die Region kennenzulernen, weiß Alf Hesse, Memmerts Stellvertreter beim Tourismusverband, um das Manko. „Wir sind aber keine Durchfahrts-, sondern eine Erlebnisregion!“, betont Memmert. Neben dem Bekannten gebe es viele Hidden Champions und Hidden Places, also viele versteckte Macher oder nicht so bekannte Plätze zum Wohlfühlen.
Mithilfe der sprechenden Hinweisschilder soll nun ein Beitrag geleistet werden, damit sich das ändert. Mittels der kostenlos verfügbaren App „Erlebnisguide“ wird kein Schild mehr verpasst. Automatisch startet beim Vorbeifahren ein Text zur Geschichte, eingesprochen von Stimmen in deutscher und englischer Sprache.
Jeder Sechste fuhr mal ab
Das lädt ein, neugierig aufs Klostergut Wöltingerode, die historische Fachwerkstadt Hornburg, die Kaiserpfalz Werla, die Lessingstadt Wolfenbüttel, die Erholungslandschaft Salzgittersee sowie das Renaissanceschloss Salder zu werden. Mithilfe der App werden außerdem Bilder gezeigt und weiterführende Informationen abgegeben.
„Die App bietet Mehrwert für Reisende und Einheimische“, erklärt Dominik Fischer, Geschäftsführer der Entwicklerfirma. Ist das Smartphone mit dem Radio im Auto verbunden, unterbricht es die Sendung für die Informationen zum Schild. Bereits zu Hause lasse sich dabei die gewünschte Region herunterladen, falls es vor Ort aufgrund der Netzabdeckung mit der „Hörbuch-Funktion“ mal ruckeln sollte.
Übrigens habe eine Studie ergeben, so Fischer, dass jeder sechste Deutsche schon einmal nach solch einer braun-weißen Hinweistafel, abgefahren ist. Damit sei das Ziel der „Unterrichtungstafel“, wie sie offiziell heißt, erfüllt. Insgesamt gibt es derzeit an deutschen Autobahnen mehr als 3400 Stück. Ziel, so Fischer, sei es, bis Jahresende eine bundesdeutsche Grundabdeckung zu erreichen.
Die Herausgeber der Software konnten sie übrigens bereits bei einem ersten Automobilzulieferer platzieren, um künftig direkt in den Multimedia-Systemen der Automobilhersteller verankert zu werden. Memmerts Fazit: „Wenn ich auf der Autobahnfahrt diese Geschichten von Hornburg zu Papst Clemens II., Hopfenanbau und Fachwerk hören würde, ich würde als Fachwerk-Fan sofort hinfahren, wenn ich nicht schon dort wohnen würde.“
Die Goslarsche Zeitung gibt es auch als App: Einfach downloaden und überall aktuell informiert sein.

Blättern in einem Flyer in Smartphone-Optik zum Nördlichen Harzvorland (v.li.): Alf Hesse, Andreas Memmert und Dirk Neumann vom Vorstand des Tourismusverbands sowie Verbandsgeschäftsführer Björn Reckewell. Foto: Gereke