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NDR-Radiophilharmonie

Harz-Classix-Konzert in Gedenken an Wegbereiter Röthele

Die NDR-Radiophilharmonie tritt beim Harz-Classix-Festival auf. Am 5. Oktober dürfen 40 RKS-Schüler der Generalprobe in Hannover dabei sein. Archivfoto: Herzig

Die NDR-Radiophilharmonie tritt beim Harz-Classix-Festival auf. Am 5. Oktober dürfen 40 RKS-Schüler der Generalprobe in Hannover dabei sein. Archivfoto: Herzig

Beim Konzert zum zehnten Geburtstages von Harz-Classix soll der gestorbene Wegbereiter Dr. Stephan Röthele geehrt werden. Die NDR-Radiophilharmonie spielt dazu am 6. Oktober. Wie geht es überhaupt mit dem Verein weiter, wo es keinen Ersten Vorsitzenden gibt?

Von Corinna Knoke Freitag, 12.05.2023, 06:00 Uhr

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Clausthal-Zellerfeld. Das Harz-Classix-Festival feiert in diesem Jahr zehnten Geburtstag. Da der Wegbereiter Dr. Stephan Röthele dies nicht mehr erleben kann, weil er im Januar gestorben ist, wird das Festival einen besonders würdigen Charakter bekommen. Das Konzert am 6. Oktober in der Clausthaler Marktkirche wird zu seinem Gedenken erklingen. Mit dabei ist die NDR-Radiophilharmonie, die schon zweimal Gast bei Harz-Classix war.

Nach schwierigen Zeiten und einer Festivalpause im vorigen Jahr freut sich das Kuratorium zur Förderung der Musik im Harz, dass in diesem Jahr wieder etwas auf die Beine gestellt werden könne. „Das war eine ganz schöne Herausforderung, so schnell ein spektakuläres Programm zu organisieren“, sagt Prof. Hans-Christian Wille, der im Resort Betreuung und Akquise für Harz-Classix tätig ist.

Das Motto für die Künstler lautet „Unvollendet vollendet“

Für ein volles Festival habe die Zeit gefehlt. Also werde es nur ein Konzert geben, das aber etwas Besonderes sein soll. Das Motto lautet „Unvollendet vollendet“ – Wille hat es auch an die Künstler weitergeleitet. Es soll Rötheles Herzblut für Harz-Classix ausdrücken, dessen Jubiläum er nun nicht mehr miterleben kann. Gleichzeitig solle es sein Erbe wahren.

Oboist und Dirigent Albrecht Mayer wird die NDR-Radiophilharmonie in der Marktkirche leiten. Foto: Christoph Köstlin

Oboist und Dirigent Albrecht Mayer wird die NDR-Radiophilharmonie in der Marktkirche leiten. Foto: Christoph Köstlin

Unter Leitung des weltbekannten Oboisten und Dirigenten Albrecht Meyer wird die NDR-Radiophilharmonie in der Marktkirche zum Heiligen Geist Clausthal auftreten – dem Gotteshaus, das Röthele viel bedeutet hat. Zu hören sein werden Ludwig van Beethovens Egmont-Ouvertüre, sein Tripelkonzert, sowie Franz Schuberts Sinfonie „Die Unvollendete“. Solisten bei diesem Konzert werden der Weltstar Mischa Maisky (Violoncello) mit seiner Tochter Lily (Klavier) und seinem Sohn Sascha (Violine) sein – alias das Maisky-Trio.

„Als innovatives Sinfonieorchester, das seine hohe künstlerische Qualität mit außergewöhnlicher programmatischer Vielfalt verbindet, genießt die NDR-Radiophilharmonie nationales wie internationales Renommee“, heißt es in der Ankündigung der Veranstalter. Versiert sei die 1950 gegründete Gruppe im Bereich der klassisch-romantischen Sinfonik, der Alten Musik und im Operngenre. Dennoch gelinge es der Philharmonie stets, mit neuartigen Konzertideen und -orten ein breites Publikum anzusprechen. Durch den Auftritt der Rundfunk-Philharmonie erhoffen sich die Verantwortlichen von Harz-Classix, über die Region hinauszustrahlen. Das Konzert soll mitgeschnitten werden und später bei NDR-Kultur ausgestrahlt werden.

Ein Ausnahmecellist kommt erneut in den Oberharz

In Lettland geboren, in Russland ausgebildet, wurde Mischa Maisky nach seiner Repatriierung in Israel mit Begeisterung in den großen Konzertsälen in London, Paris, Berlin, Wien, New York, Tokio und vielen anderen empfangen. Mischa Maisky gilt als Ausnahmecellist. Er ist der einzige Cellist weltweit, der sowohl bei Mstislav Rostropovich als auch bei Gregor Piatigorsky studiert hat. In diesem Jahr feiert Masiky nicht nur seinen 75. Geburtstag, sondern auch sein 50-jähriges Bühnenjubiläum im Westen.

Das Maisky-Trio, bestehend aus Vater Mischa (Mitte) und seinen Kindern Sascha und Lily, wird beim Konzert am 6. Oktober Solistenrollen übernehmen. Foto: Andrej Grilc

Das Maisky-Trio, bestehend aus Vater Mischa (Mitte) und seinen Kindern Sascha und Lily, wird beim Konzert am 6. Oktober Solistenrollen übernehmen. Foto: Andrej Grilc

Lily Maisky erhielt im Alter von vier Jahren ihren ersten Klavierunterricht. Über die Jahre führten sie solistische und kammermusikalische Konzertauftritte durch ganz Europa sowie den Nahen Osten. Bruder Sacha erhielt seinen ersten Violinunterricht mit drei Jahren. Heute tritt er als Kammermusiker in renommierten Konzertsälen wie der Berliner Philharmonie, der Tonhalle Zürich und in der Queen Elizabeth Hall auf.

50 Schüler können bei Generalprobe in Hannover dabei sein

Wie auch in den Jahren davor legen die Verantwortlichen von Harz-Classix wert darauf, dass nicht nur stumpf ein Konzert veranstaltet werde – dieses Jahr sei es eine Kooperation mit der Robert-Koch-Schule (RKS). Einen Tag vor dem Philharmonie-Auftritt in der Marktkirche haben 50 Gymnasiasten die Chance, die Generalprobe im Landesfunkhaus in Hannover zu begleiten. Lehrerin Hella Janssen, die an der RKS das Schulorchester betreut, ist dankbar über die Möglichkeit, die ihren Schülerinnen und Schülern geboten werde. Gerade in der Corona-Zeit sei Schule fast ausschließlich drinnen geschehen. Umso schöner sei es, jetzt wieder draußen lernen zu dürfen. Ein besonderer Bonus: Das RKS-Orchester versucht sich aktuell selbst an der achten Sinfonie von Schubert, die Janssen extra dafür arrangiert hat. Sie sagt, dass die Jugendlichen so gleich auch noch mehr verstehen würden, was die Profis leisten. Kurz vor Konzertbeginn am 6. Oktober um 20.00 Uhr soll es um 19.15 Uhr bereits in der Winterkirche eine Einführung geben.

Der Kartenverkauf beginnt am17. Juni. Karten kosten zwischen 10 bis 69 Euro. Ermäßigungen gibt es für Schüler, Auszubildende und Studenten im Vorverkauf. Reservierungen sowie die Ticketausgabe laufen über die Grosse’sche Buchhandlung, über die Berg-Apotheke und die Filialen der Tourist-Informationen Oberharz. Karten sind auch im Pressehaus der Goslarschen Zeitung erhältlich sowie unter www.konzertkasse.de oder bei der Tickethotline (0531)16606.

Gut besuchte Mitgliederversammlung im Pulverhaus

Eine so gut besuchte Mitgliederversammlung haben die Verantwortlichen des Harz-Classix-Festivals wohl noch nie erlebt. Mehr als 40 Menschen waren in das Pulverhaus gekommen. Sie wollten wissen, wie sich der Verein nach dem Tod von Dr. Stephan Röthele aufstellt und wie das Geburtstagskonzert in Gedenken an den Wegbereiter aussieht.

Die vergangenen Monate waren für den Verein wahrlich nicht leicht, nicht nur dass der Erste Vorsitzende Anfang des Jahres gestorben war. Auch Schatzmeister Frank Langheim stand zeitweilig nicht zur Verfügung. Der ehemalige künstlerische Leiter des Festivals, Noah Vinzens, der erst 2021 dazu gekommen war, verließ ebenfalls das Team. Lediglich der Zweite Vorsitzende Arno Janssen war übrig. „Rein juristisch waren wir nicht handlungsfähig“, resümierte er.

Gerade in dieser Übergangszeit gab es tatkräftige Unterstützung von Prof. Thomas Hanschke, Vorsitzender des Beirates, das Kuratorium zur Förderung der Musik im Harz. Auch Ulrich Windaus ist aktiv bei der Organisation dabei. Glücklicherweise sei Langheim nun wieder mit im Boot, verkündete Janssen. Und Prof. Hans-Christian Wille hat seine langjährige Tätigkeit als künstlerischer Kurator wieder aufgenommen. 2020 hatte sich der in Augsburg lebende Wille aufgrund mehrerer privater Schicksalsschläge zurückgezogen. Für das anstehende Konzert am 6. Oktober sind sich alle einig: Ohne die umfassenden Kontakte von Wille wäre kein Spielplan zustande gekommen. Aus diesem Grund wählten ihn die Mitglieder einstimmig zum Vertreter im Bereich Akquise und Betreuung. Dieses Amt wird er erst einmal für ein Jahr ausführen. Wenn das Konzert am 6. Oktober in der Marktkirche jedoch gut besucht werde, könne er sich gut vorstellen, noch länger Kurator zu bleiben.

Nach wie vor gibt es keinen Ersten Vorsitzenden

Bis 2024 will sich der Verein aber Gedanken machen, wie es im Vorstand weitergehen soll. Einen Ersten Vorsitzenden gibt es nach wie vor nicht. Die Verantwortlichen fanden es jedoch pietätlos, so kurz nach Rötheles Tod Werbung für sein Amt zu machen. Finanziell steht der Verein sehr gut da, sagte Wille. Ende Dezember 2022 waren nach seinen Angaben rund 150.000 Euro auf dem Konto des Vereins. Zum Ende 2023 werden laut Willes Einschätzung wohl rund 111.000 Euro übrig sein. „Mir war es wichtig, dass wir eine sechsstellige Summe behalten.“ Denn Ziel des Kuratoriums sei es, stets die Finanzierung für zwei Festivals im Voraus darstellen zu können. Mit dem Geld müssen unter anderem die Auftritte der Künstler, aber auch die Hotelkosten, das Catering und die Werbung finanziert werden. Wie hoch dagegen die Einnahmen in diesem Jahr sind, kann Wille lediglich prognostizieren. Gerade nach Corona und dem Ausfall des Festivals voriges Jahr sei es schwer zu schätzen, wie viele Karten verkauft werden.

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