Happy End für schwerbehinderten Liebenburger bei Jobsuche

Einen Arbeitsplatz im Büro wünscht sich der Liebenburger Sven Stawitzki (rechts) sehnlichst. Nachdem er der GZ über seine schwierige Jobsuche berichtet, kommt Bewegung in die Sache: Seit Januar arbeitet er in der Landfleischerei Brennecke. Chef Claus Brennecke, dessen Ehefrau Roswitha und Kollegin Sabine Mahnkopf (v. li.) freuen sich über den Neuzugang. Foto: Jambrek
Der Schwerbehinderte Sven Stawitzki sehnt sich nach Arbeit. Nach einem GZ-Bericht melden sich zahlreiche Unternehmen und fordern seine Bewerbungsunterlagen an. Schlussendlich kommt er in einer Liebenburger Fleischerei unter.
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Liebenburg. Verzweiflung und auch etwas Ärger lag in der Luft, als sich der 41-jährige Liebenburger Sven Stawitzki Ende Oktober bei der GZ meldete und über seine schwierige Jobsuche als Schwerbehinderter erzählte. Nach der Berichterstattung kam Bewegung in die Sache: Mehrere Unternehmen aus der Region meldeten sich und fragten seine Bewerbungsunterlagen an – darunter eine Steuerkanzlei, einer Spedition und ein kirchlicher Wohlfahrtsverband. Sein Bemühen war schließlich erfolgreich: Seit Januar ist er bei der Liebenburger Landfleischerei Claus Brennecke als Minijobber beschäftigt.
Seltener Herzfehler
Stawitzki ist Industriekaufmann und ging dieser Tätigkeit am Empfang eines Goslarer Unternehmens bis ins Frühjahr 2020 hinein nach. Damals legte er seine Beschäftigung nach rund zehn Jahren Betriebszugehörigkeit nieder, da ihm das seine Ärzte aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe nahegelegt hatten. Er habe die Hoffnung gehabt, mit seiner Qualifikation schnell eine andere Stelle zu finden, doch die Suche zog sich bis zur Kontaktaufnahme bei der GZ bereits etwa zweieinhalb Jahre hin.
Stawitzki hat Trikuspidalatresie, einen seltenen Herzfehler, der angeboren ist. Besondere Hilfsmittel braucht Stawitzki bei seiner Arbeit nicht, teilte er der GZ mit. Lediglich schwere Gewichte sollte er besser nicht heben. Und je nach Tätigkeit brauche er manchmal auch einen Moment länger zur Bearbeitung. Maximal sei für ihn eine Beschäftigung mit bis zu 30 Wochenstunden möglich. Aber auch ein Minijob wäre bereits hilfreich, um etwas Einkommen zu erzielen, sozialen Kontakt zu pflegen und sich beruflich zu entfalten, schilderte er damals.
„Ich habe den GZ-Bericht über Herrn Stawitzki gelesen, der mich zum Nachdenken gebracht hat und mich mit meinem Mann darüber unterhalten, und wir fanden, dass es schade ist, dass ihm niemand eine Chance gibt“, erläutert die 59-jährige Roswitha Brennecke. Zudem habe es sich um einen Liebenburger gehandelt, dessen Vater auch Kunde des Unternehmens sei. Über diesen hätten sie dann auch Kontakt aufgenommen. Roswitha Brenneckes Ehemann Claus Brennecke leitet die Landfleischerei Claus Brennecke mit rund 40 Mitarbeitern mit einer Filiale in Liebenburg, einem Imbiss in Posthof sowie eigener Schlachtung und Produktion.
Ankommen im Betrieb
Roswitha Brennecke schildert, dass eine soziale Grundeinstellung letztlich für die Einstellung entscheidend gewesen sei. Daneben habe aber natürlich auch der Blick auf die Motivation und Qualifikation eine Rolle gespielt. „Meinem Eindruck nach ist es für Herrn Stawitzki nun sehr schön, unter Menschen zu sein, Aufgaben zu haben und gebraucht zu werden“. Das Familienunternehmen achte sehr darauf, dass sich jeder im Team wohlfühle, denn genau so werde Höchstleistung erbracht.

Der neue Arbeitsort Stawitzkis befindet sich in fußläufiger Entfernung zu seiner Wohnung. Foto: Jambrek
Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind bislang sehr zufrieden miteinander, dieser Eindruck lässt sich beim GZ-Besuch gewinnen. „Uns ist sehr damit geholfen, dass Herr Stawitzki etwa Telefonate annimmt, sich um die Buchhaltung kümmert und Angebote erstellt“, sagt Roswitha Brennecke und gibt damit Einblick ins Arbeitsfeld von Stawitzki. Im Unternehmen gebe es immer etwas für ihn zu tun. Die Firma besteht bereits seit 1854 in vierter Generation. „Es muss schmecken“, ist der Leitspruch Claus Brenneckes. Die in seinem Unternehmen verarbeiteten Tiere kommen von mehreren Landwirten aus der Region, die Zutaten sind sorgfältig ausgewählt. Außerdem stammen die Tiere auch von einem eigenen Freilandhof in Klein Mahner. Stawitzkis Schreibtischnachbarin Sabine Mahnkopf freut sich über die Zusammenarbeit: „Ich hatte bislang keine Vertretung, jetzt habe ich auch etwas Unterstützung“, schildert sie.
Traum-Verwirklichung
Stawitzki erhält derzeit eine Erwerbsminderungsrente in Höhe von rund 600 Euro monatlich. Mit dem nun gefundenen Minijob in fußläufiger Entfernung zu seiner Wohnung kann er diese aufstocken. Solange er unterhalb von drei Stunden täglich tätig ist, kommt der Lohn des Nebenjobs nicht zur Anrechnung.
„Die Coronapandemie und Jobsuche hat mich sehr belastet, aber jetzt mit der neuen Arbeitsstelle geht es mir richtig gut“, schildert Stawitzki. Gut möglich, dass er es mit seiner neuen Arbeitsstelle und dem damit gewonnen Zuverdienst auch schafft, gemeinsam mit seiner Frau Melissa einmal seinen Traum in die Tat umzusetzen: Er möchte einmal in den Urlaub ans Meer fahren und dort Rad fahren.